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1371 - Das Erbe der Toten

1371 - Das Erbe der Toten

Titel: 1371 - Das Erbe der Toten
Autoren: Jason Dark
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Herrenhäuser kommen. Bei kleinen oder mittleren Angestellten sieht das schon ganz anders aus.
    So wie ich Mike Curtiz kennen gelernt hatte, traute ich ihm keine Villa oder Herrenhaus zu. Ich rechnete mit einer kleinen Wohnung.
    Er war nicht verheiratet gewesen und hatte auch mit keinem anderen Menschen zusammengelebt. Da war ein Apartment genau das Richtige für ihn.
    Nur standen in der Gegend, in der wir uns bewegten, keine dieser Apartmenthäuser. Hier hatte der Londoner Norden noch etwas von seinem alten Flair bewahrt.
    Nahe dem Waltham Forest fuhren wir in Richtung Norden und sahen schon etwas weiter östlich den Epping Forest auftauchen, in dem die Queen eine Hunting Lodge besitzt. Das Gebäude beherbergt zugleich ein Wald-Museum.
    Wir rollten weiter über die A112 in Richtung Norden. Hier gab es zwar auch Häuser, aber sie waren von der Straße aus selbst kaum zu sehen, denn die Grundstücke lagen im Wald versteckt oder an den Ufern der kleinen Seen, mit denen Waltham Forest gespickt war.
    Vier Straßen führten dabei quer durch den Forest, und wir mussten die nehmen, die ungefähr in der Mitte lag und den größten der Seen durchschnitt. Jedenfalls hatte uns dies das GPS verraten.
    Suko fuhr wieder und lenkte den Rover von der Straße weg in einen dunkelgrünen Tunnel hinein. Im Winter war es hier sicherlich lichter, jetzt aber hingen die Bäume voller Laub. Da sie sich gegenüberstanden, bildeten sie so etwas wie einen Tunnel, der allerdings auch Lücken aufwies. Kleine Wege führten hinein und zu ebenfalls recht kleinen Häusern hin, die in dieser idyllischen Umgebung ihren Platz gefunden hatten.
    »Wer hier wohnt, der muss sich vorkommen, immer irgendwie in Urlaub zu sein«, kommentierte Suko.
    »Ja, so denke ich auch.«
    Es war zwar eine Straße, über die wir fuhren und wir sahen auch vor uns die glatte Fläche des Sees schimmern, auf der nur wenige Boote zu sehen waren, weil das Wetter einfach zu schlecht war und die Tropfen vom letzten Regen noch immer von den Blättern fielen, aber wir entdeckten keine Hausnummern, und so würde es nicht einfach sein, das Haus des Ermordeten zu finden. Da hatte uns auch das Leitsystem nicht helfen können.
    Aber es gab zum Glück die Radfahrerin, die vor uns herstrampelte. Es war keine von diesen tollen Bikerinnen. Mehr eine Frau, die irgendwo zum Einkaufen gefahren war und ihre vollen Taschen auf den Gepäckträger geschnallt hatte.
    »Sie wird es vielleicht wissen«, sagte ich.
    Suko fuhr etwas schneller, blieb dann auf gleicher Höhe mit der Frau, und ich ließ das linke Seitenfenster nach unten gleiten.
    Durch unser Erscheinen zeigte sich die Frau verunsichert. Sie fuhr etwas kurvig und hätte beinahe noch den Kotflügel gestreift, dann bremste sie ab und stellte beide Füße auf den Boden. Sie trug einen langen Regenmantel, aber keine Kapuze mehr auf dem Kopf. Die hing in ihrem Nacken herab nach unten.
    »Pardon, Madam, darf ich Sie etwas fragen?«
    Sie schaute mich erst misstrauisch an. Schließlich nickte sie. »Was wollen Sie denn wissen?«
    »Wir suchen das Haus eines gewissen Mike Curtiz.«
    »Ach«, sagte sie nur.
    »Ja, das ist…«
    Die Frau lies mich nicht ausreden. Ihr strenges Gesicht wurde noch strenger. »Was wollen Sie denn von ihm? Der ist nicht zu Hause, sondern in seiner Bank.«
    »Das wissen wir. Wir möchten uns trotzdem…«
    »Wer sind Sie überhaupt?«
    Bevor ich ihr Misstrauen zu sehr anstachelte, ließ ich sie auf meinen Ausweis schauen.
    »Was? Polizei?«
    »Ja.«
    »Das wurde auch mal Zeit«
    »Wieso?«
    Sie löste eine Hand vom Lenkrad und winkte ab. »Curtiz ist ein komischer Typ. Nicht Fisch und nicht Fleisch. So verdammt verschlossen, und mit der Nachbarschaft wollte er nie Kontakt haben, verstehen Sie? Er blieb lieber für sich.«
    »Hatte er keine Freunde? Kam Besuch und…?«
    Die Frau begann laut zu lachen, dass sie sich über das Geräusche selbst erschreckte. Sie drückte kurz eine Hand vor den Mund, dann konnte sie wieder sprechen.
    »Natürlich bekam er Besuch. Aber nur von Kerlen, verstehen Sie? Es waren nur Männer, die bei ihm hockten. Der Typ war nicht normal, sage ich Ihnen.«
    »Aber ihm gehört hier ein Haus?«
    »Das ist wohl wahr. Man hat es ihm vererbt. Es steht direkt am See. Früher war es stark herunter gekommen, das hat sich jedoch geändert. Curtiz brachte es in Schuss, das muss man ihm lassen. Obwohl er in der Stadt arbeitete, wollte er hier nicht weg. Er ist immer mit seinem Wagen bis zur U-Bahn gefahren und
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