Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1364 - Killer-Engel

1364 - Killer-Engel

Titel: 1364 - Killer-Engel
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
das Gesicht hatte einen scharfen Strahl der Angst durch seine Brust gejagt. Es war ein Gesicht, daran gab es keinen Zweifel, aber er sah nur die Augen, denn sie beherrschten alles.
    Raubtieraugen – Fischaugen!
    Einfach nur kalt. Ohne Gefühl. Obwohl er sie sah, hatte er den Eindruck, dass sie keine Farbe hatten, aber die Augen waren wie zwei Fixpunkte, denen der Junge nicht entwischen konnte.
    Er blieb in seiner Haltung stehen und wagte nicht einmal, den kleinen Finger zu rühren.
    Er wusste auch nicht, wie viel Zeit vergangen war, nachdem er die Gestalt entdeckt hatte, sie war einfach da, und sie tat etwas, was ihn störte, weil er nichts dagegen unternehmen konnte.
    »Öffne die Tür!«
    Es war ein Befehl. Bruce hatte ihn auch deutlich vernommen. Nur hatte der Fremde dabei seinen Mund nicht bewegt, und er hatte auch nicht damit gesprochen.
    Nach kurzem Überlegen wurde Bruce klar, wie der Kontakt aufgenommen worden war.
    Durch Gedanken!
    Tele… dingsbums. Er fand den Namen nicht, aber Bruce erlebte dafür die Folgen. Es war ihm nicht möglich, sich gegen den Befehl zu stemmen, und also drehte er sich zur Seite und ging dorthin, wo sich der Griff der Schiebetür befand.
    Er wusste, dass sie nicht abgeschlossen war. Er musste den Griff nur umhebeln, dann ließ sich die Tür öffnen.
    Ich will es doch gar nicht!, dachte er, als er einen lichten Moment hatte. Ich will dieses Monster nicht einlassen. Es ist grauenhaft.
    Und doch tat er es!
    Bruce Everett legte seine Hand um den Griff und zog die Tür nach links. Zuerst hatte er schon eine gewisse Mühe damit, dann aber rollte die schwere Scheibe auf der Schiene weiter. Sie schuf Platz für die kühle Luft, den leichten Wind und das Monster.
    Bruce sah den Besucher zum ersten Mal, ohne dass etwas zwischen ihnen gewesen wäre. Und er sah ihn sehr deutlich, was bei ihm für einen zweiten tiefen Schreck sorgte. Er fühlte sich plötzlich nicht mehr wohl in seiner Haut. Er wollte weglaufen und dabei schreien, aber seine Kehle war wie zugeschnürt. Automatisch wich er zurück, bis er mit dem Rücken gegen einen Sessel stieß, der ihn aufhielt.
    Er konnte nur noch staunen. Dieses Menschmonster war einfach zu groß und gewaltig, es trug keinen Fetzen Kleidung am Leib und es besaß eine Haut, die einfach grau aussah und sogar etwas schuppig wirkte. Das Gesicht war relativ schmal, die Schulterenden hingen knochig, und ihre Spitzen schauten deutlich hervor, wobei Bruce aber etwas anderes in den Bann zog.
    Über die Spitzen hinweg ragte noch etwas in die Höhe. Zuerst wusste er nicht, was es war, bis ihm plötzlich etwas klar wurde und ein halb erstickter Laut aus seinem Mund drang.
    Das waren die Enden bestimmter Gegenstände. Bei einem normalen Menschen sah er sie nicht, doch hier dachte er automatisch an Flügel. Schwingen oder Flügel gab es nur bei Vögeln – oder bei Engeln.
    Ist dieser… dieser … Mensch ein Engel?
    Die Frage baute sich automatisch in seinem Kopf auf, aber er konnte sie nicht beantworten, denn von Engeln hatte er bisher andere Vorstellungen gehabt.
    Schon als kleiner Junge hatte er sie in seinen Bilderbüchern gesehen. Sie waren immer so schön und fast durchscheinend gewesen und hatten bei ihm einen vertrauenserweckenden Eindruck hinterlassen.
    Diese seltsame Gestalt war das genaue Gegenteil davon. Ein Angst einflößendes Wesen mit einem Gesicht, das nicht nur grau aussah, sondern sogar schmutzig war, wie es auch die fettigen und strähnigen Haare waren, die es einrahmten.
    Nicht nur der Anblick schockte Bruce, es war auch der Geruch der ihm von dieser Gestalt entgegenwehte. Noch nie hatte er ihn wahrgenommen. Er konnte ihn auch nicht einsortieren. Diesen Geruch gab es auf der Welt eigentlich nicht.
    Er war scharf, er war klar, und wenn elektrischer Strom riechen konnte, dann roch er so wie diese Gestalt.
    Noch stand der Besuch auf dem Balkon. Das änderte sich in der folgenden Sekunde. Er hob das rechte nackte Bein an und betrat mit einem langen Schritt das Zimmer.
    Die Kehle des Jungen war noch immer verstopft. Deshalb konnte er auch nicht sprechen. Aber er musste hinschauen und sehen, dass der Besucher die Tür nicht wieder schloss.
    Er schaute sich im Zimmer um. Dabei schnüffelte er, was ein zischendes Geräusch verursachte. Er schien zufrieden zu sein, denn die Lippen – fast ebenso grau und düster wie die Gesichtshaut – verzogen sich zu einem Grinsen.
    »Ja, du bist allein…«
    Bruce nickte, ohne es eigentlich gewollt zu haben. Aber er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher