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1363 - Hexen, Witwen und Assunga

1363 - Hexen, Witwen und Assunga

Titel: 1363 - Hexen, Witwen und Assunga
Autoren: Jason Dark
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getötet worden? Was wollte man von ihr? Sollte sie auch sterben? Es gab einfach keinen Grund. Sie hatte sich nichts zu Schulden kommen lassen. Sie kannte diese Stone nicht. Es war in ihrem Leben alles so normal gewesen. Auch die Beerdigung von Freds Mutter Cordula. Es gab viele dieser Beerdigungen, und nie passierte etwas so Schreckliches.
    Nur bei ihr!
    Lilian war noch nicht dazu kommen, über den Tod ihres Mannes richtig nachzudenken. Da befand sich eine Sperre in ihrem Kopf. Sie hatte nur den Selbsterhaltungstrieb durchgelassen, und deshalb beschäftigte sie sich mehr mit ihrem eigenen Schicksal.
    Margret Stone hatte sie mitgenommen in ihrem Wagen. Dort war Lilian mit Hilfe einer Handschelle an den Haltegriff gefesselt worden. Es war ihr nicht möglich gewesen, zu fliehen. Außerdem hatte der Wagen getönte Scheiben gehabt. Von außen her war er nicht einsehbar gewesen.
    Und nun hockte sie in dieser fremden Umgebung, die alles andere als strahlend hell war. Es brannte nur eine Lampe im Zimmer. Sie stand auf einem Sideboard, das vor Jahrzehnten hergestellt worden war. Auf dem Boden lag ein dunkler Teppich, und ein Teppich hing auch als Dekoration an der Wand. Sie selbst saß in einem Ohrensessel, dessen Sitzfläche schon ziemlich durchgesessen war. Deshalb sank sie so tief ein. Eine Couch gehörte ebenfalls zur Einrichtung.
    Dann gab es noch einen viereckigen Tisch aus dunkler Eiche, der an den Rändern abgerundet war.
    Margret Stone war in einem Nebenraum verschwunden und hatte die Tür nicht ganz hinter sich geschlossen. Sie stand allerdings nicht zu weit offen. So konnte Lilian nicht in den anderen Raum hineinschauen. Überhaupt wusste sie nicht, wo sie sich befand. Die Fahrt war nicht sehr kurz gewesen. Sie musste damit rechnen, dass sie die Stadtgrenze hinter sich gelassen hatte.
    Was sie allerdings störte, war der Geruch. So etwas hatte sie in ihrem bisherigen Leben noch nicht wahrgenommen. Er kam ihr fremd und exotisch vor, und er wehte durch die offene Tür in diesen Raum hinein, vor dessen zwei Fenster Rollos gezogen waren.
    Margret Stone kehrte wieder zurück. Da sie in der Nähe der Lampe vorbeiging, war sie für einen Moment besser zu sehen. Sie war eine große Frau, bei der das graue Haar wie eine Fahne um den Kopf wehte. Andere Frauen hätten es sich längst färben lassen. Darauf hatte die Stone verzichtet. Sie wollte ihr wahres Alter nicht verbergen.
    Die fünfzig hatte sie überschritten. Da kein Make-up ihre Haut veränderte, waren die Falten sehr wohl zu sehen. Sie umgaben die gerade, leicht knochige Nase ebenso wie den Mund mit den schmalen und fast farblosen Lippen. Auch am Hals waren Falten zu sehen.
    Das Kleid mit dem runden Ausschnitt wirkte mehr wie ein grauer Sack, der fast bis zu den Knöcheln reichte.
    Sie reichte Lilian das Glas. »Ich hoffe, du bist zufrieden.«
    »Danke.« Lilian trank die ersten Schlucke sehr vorsichtig. Sie rechnete damit, dass die Stone etwas hineingetan hatte. Da irrte sie sich.
    Die Flüssigkeit schmeckte neutral.
    »Und?«
    Lilian leerte das Glas bis auf den letzten Tropfen. Sie stellte es wieder ab.
    »Geht es dir besser?«
    »Ich hatte Durst.«
    »Der ist nun gestillt.«
    Die letzte Bemerkung hatte sich für Lilian angehört wie ein Abschluss. Das sollte auf keinen Fall so sein. Sie wollte mehr wissen und auch den Grund erfahren, warum die Stone ihren Mann getötet hatte. Gleichzeitig musste sie feststellen, dass es ihr sehr schwer fiel, über dieses Thema zu sprechen.
    »Was geschieht mit mir?«
    Margret Stone, die weiterhin in ihrer Nähe blieb, nickte. »Diese Frage habe ich erwartet.«
    »Und wie lautet die Antwort?«
    Margret Stone lächelte breit, aber auf keinen Fall freundlich. Sie schaute auf die Sitzende herab und hatte ihre Augen leicht verengt.
    Ihre Arme waren nach unten gesunken. Die Hände hielt sie gegeneinander.
    »Wir brauchen dich.«
    Lilian Wayne hatte sich keine großen Vorstellungen darüber gemacht, was sie hören würde. Diese Antwort allerdings hatte sie überrascht, und es blieb ihr nur ein Kopfschütteln übrig.
    »Du hast keine Ahnung, wie?«
    »Nein.«
    »Auch nicht über deine Schwiegermutter«
    »Was… was … soll das? Sie ist tot, und sie ist damit ihrem Mann nachgefolgt.«
    »Leider starb sie.«
    Lilian runzelte die Stirn. Sie überlegte scharf. Die knappe Antwort hatte sich angehört, als wäre Cordula Wayne dieser Person keine Unbekannte gewesen. Das mochte ja sein, nur hatte Cordula eine derartige Frau nie
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