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1362 - Der Sonnensucher

Titel: 1362 - Der Sonnensucher
Autoren: Unbekannt
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sich gelassen, da änderte sich das Flugverhalten schlagartig. Ohne spürbaren Ruck schaltete der Autopilot auf Höchstbeschleunigung. Der Kurs zielte dicht an der Sonne Anklam vorbei. Anklam, von Natur aus blau, verwandelte sich binnen weniger Minuten in einen düstervioletten Ball, der fast schon mit dem dunklen Hintergrund des Raumes verschmolz. Die Sterne in Flugrichtung schienen näher zu kommen. Das düstere Hintergrundleuchten nahm einen gelblichen Farbton an. Heckwärts hingegen verschwand das Leuchten vollständig, und die Farbe der Sterne, die dort leuchteten, glommen in einheitlichem Rot.
    Anklam huschte vorbei, durchlief binnen weniger Sekunden sämtliche Farben des Spektrums und leuchtete fortan als grellrote Scheibe schräg jenseits des Hecks. Das Boot begann zu bremsen. Innerhalb von achtzehn Minuten Bordzeit hatte es die Hälfte der gewaltigen Strecke hinter sich gebracht. Voraus strahlte Nuru in hellem Blau. Es war ein widersinniger Anblick: ein Planet, der von einer roten Sonne angestrahlt wurde und ihr Licht blau reflektierte. Die Effekte, die im Bereich hochrelativistischer Geschwindigkeiten auftreten, sind mitunter sinnverwirrend.
    Als das Fahrzeug seine Fortbewegung verlangsamte, gewann auch der Weltraum ringsum allmählich sein gewohntes Aussehen zurück. Nuru, inzwischen zu einer Scheibe angewachsen, strahlte in reinem Weiß.
    Wie seine beiden Planetenbrüder Zimbon und Langlai bestand auch er aus partiell degenerierter Materie und besaß eine ungeheure Dichte. Obwohl er den Planeten Jupiter an Masse um ein Mehrfaches übertraf, betrug sein Durchmesser nur 39.000 Kilometer. Die Oberflächenschwerkraft belief sich auf mehr als 110 Gravos. Es gab eine Atmosphäre von nur wenigen Metern Höhe. Sie bestand aus Riesenmolekülen exotischer Zusammensetzung.
    Braune Zwerge nannte die Astrophysik solche Himmelskörper-Giganten an Masse, denen es um ein Defizit von ein paar Quadrillionen Tonnen verwehrt gewesen war, das thermonukleare Sonnenfeuer in ihrem Innern zu zünden.
    Das Boot umrundete den Planeten in weitem Bogen und hielt Kurs auf den zweiten der insgesamt elf Monde. Um vierzig Minuten hatten sich die Ziffern der Borduhr inzwischen weiterbewegt. Auf Drifaal dagegen waren fünf Stunden vergangen. Ein mattes Lächeln erschien auf Perry Rhodans Gesicht, als er sich an die Graffiti erinnerte, die er als junger Mann an Gebäudewänden, in U-Bahnschächten und auf Wassertürmen gesehen hatte. „Wer schnell fährt, lebt länger, sagt Einsteins", hieß eines davon. Damals hätte er sich noch nicht träumen lassen, daß er die Wahrheit des Spruchs einst aus eigener Anschauung kennenlernen würde.
    Aus einer Entfernung von 150.000 Kilometern bot Ylon den Anblick einer graublauen Scheibe, die mit grünen und braunen Flecken gesprenkelt war. Während das Boot aufs Ziel zueilte, wurden Einzelheiten erkennbar: weite Meere, vegetationsbedeckte Kontinente, langgestreckte Gebirgszüge. Das Boot manövrierte nach Daten, die ihm noch vor dem Start mitgeteilt worden waren. Beodu sprach kein Wort.
    Ylon drehte sich langsam unter dem Fahrzeug hinweg. Der Terminator kam in Sicht.
    Das Bild kippte, als das Boot in vierzig Kilometern Höhe zu horizontaler Fluglage überging. Ein Horizont entstand. Perry Rhodan musterte ihn aufmerksam. Er sah grauen Dunst, der die Konturen der Landschaft verhüllte, und die Ahnung kommenden Unheils beschlich ihn. Das Boot legte jetzt einen steilen Gleitflug vor und strebte zielsicher auf ein weit ausgedehntes Gebirgsmassiv zu, dessen schroffe Gipfel zu Dutzenden bis über die Grenze des ewigen Schnees emporragten.
    In der rechten Bildhälfte zuckte eine Leuchterscheinung auf. Aus einem der minderen Gipfel erhob sich eine Fontäne aus glühender Lava und brennenden Gasmassen. Sie stieg Hunderte von Metern weit in die Höhe und sank wieder in sich zusammen. Schwarzer Qualm, durchzogen von roten Glutbahnen, schoß in den dunstigen Himmel. Lava breitete sich auf den Berghängen aus und rann talwärts. „Es ist kein ungefährliches Gelände", sagte Beodu. „Es gibt viel Vulkanismus und zahlreiche Erdbeben."
    Perry Rhodan antwortete nicht. Seine Ahnung war inzwischen zur Gewißheit geworden. Das Boot drang in die Welt der Berge ein. Über diesem Teil des Mondes neigte sich der Tag dem Ende zu. Die Schatten wurden länger. In den tief eingeschnittenen Tälern war die Nacht schon eingezogen. Hinter einem Paß kam eine weite Hochebene in Sicht. Das Boot strich über sie hinweg. Am
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