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1360 - Abschied der Vironauten

Titel: 1360 - Abschied der Vironauten
Autoren: Unbekannt
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lief. Er hatte sie im Griff, dachte Salaam Siin. Und er fügte zunächst unauffällig, dann immer stärker eine charakteristische Singweise ein. Dies war jedem Ophaler auf Mardakaan bekannt, denn es handelte sich um die Singweise der Nambicu ara wada.
    Ich bin es gewesen! berichtete er so. Ich, Salaam Siin, habe geholfen, die Heraldischen Tore zu stürzen.
    Und nun werde ich euch helfen, den Singuva zu vertreiben. Der Gesang endete in einem psionisch leeren Akkord. „Du also bist der Singlehrer der Nambicu ara wada", sprach Gorzen Dei in die Stille. „Sei uns willkommen, Salaam Siin. Mardakaan muß den Ophalern gehören!"
    Drei Tage lang gewährte man ihm keinerlei Einblick in die Arbeitsweise der Hagen Geen. Salaam Siin sorgte sich bereits deswegen - sollten die Untergrundkämpfer für einen Sänger seines Formates keinerlei sinnvolle Einsatzmöglichkeit finden?
    Aber seine Grübeleien erwiesen sich als überflüssig.
    Am Morgen des vierten Tages erreichte ein Anruf ihn in seinem Hotelzimmer. Der Bildschirm zeigte nichts als milchig weiße Schlieren, und Salaam Siin schloß, daß der Anrufer nicht erkannt werden wollte. Auch dies gehörte zu den normalen Umgangsformen einer Untergrundorganisation. „Salaam Siin", begann der Sprecher in banalen, aufgrund der Übermittlung ihres Psi-Anteils beraubten Tönen, „in dreißig Minuten findet eine Sitzung unseres Führungskomitees statt. Finde dich so schnell wie möglich an folgendem Ort ein ..."
    Die Stimme bezeichnete eine Straßenecke am Rand Mardakkas, wo sich Salaam Siin auch früher niemals aufgehalten hatte. „Eure Vorsichtsmaßnahmen sind streng", erkannte der Meistersinger an. „Ich akzeptiere dies im Interesse der Sicherheit und werde zum rechten Zeitpunkt dort sein."
    Eine Sekunde lang zögerte der Sprecher. Dann aber sang er: „In deinem Fall, Salaam Siin, sind die Vorkehrungen nicht streng, sondern wider Erwarten lasch. Niemand vor dir hat es geschafft, in so kurzer Zeit zum Führungsgremium der Hagen Geen vorzudringen. Eine Anordnung von höchster Stelle, verstehst du?"
    Der Bildschirm erlosch. Salaam Siin stand ein paar Minuten lang reglos und versuchte, den Informationsgehalt der „Einladung" zu analysieren. Aber vergebens - aus den Worten des Sprechers ließ sich wenig ableiten. Er war gespannt auf jenes Führungsgremium, das der andere angesprochen hatte.
    Handelte es sich um bekannte Personen? Vielleicht um befreundete Singlehrer aus alten Zeiten? Die Grübelei half nichts, entschied er dann. Er mußte sich überraschen lassen.
    Zum verabredeten Zeitpunkt ließ er seinen Gleiter die bewußte Straßenecke ansteuern. Hundert Meter weiter endete das Stadtgebiet. Dort war nichts als ausgedörrte, sauerstoffarme Wüste. Das Gelände links und rechts diente den öffentlichen Transportbetrieben als Lagergrundstück. Hauptsächlich ausrangierte Gleiter standen dort, überalterte und beschädigte Modelle.
    Er ließ die Fahrzeugkanzel hochklappen und stieg aus.
    Als sei dies ein Signal gewesen, bog ein zweites Taxi um die nächste Ecke und näherte sich ihm. Die Fenster waren geschwärzt; er konnte nicht sehen, was sich im Fahrgastraum befand.
    Das Taxi hielt in zwei Metern Entfernung. Salaam Siin begriff, daß man ihm zur weiteren Beförderung einen programmierten Wagen schickte. Ohne Bedenken stieg er ein und machte es sich im abgedunkelten Innenraum bequem. „Versuche nicht, hinauszuschauen!" befahl eine mechanische Stimme. „Der Fahrtablauf darf nicht beeinflußt werden. Solltest du gegen diese Anordnung verstoßen, wird automatisch das Fahrtziel gelöscht."
    Salaam Siin hielt sich daran. Mit der Spezialausrüstung seines sabhalischen Kampfanzuges war er trotzdem imstande, die eingeschlagene Route einigermaßen zu bestimmen. Er behielt einfach auf dem Ortungsschirm die Lage der wichtigsten Kraftstationen Mardakkas im Auge - und schloß von deren Bewegung auf den eigenen Standort.
    Die Fahrt ging in Richtung Osten. Hatte er sich vorher am westlichen Rand Mardakkas befunden, nahm der Taxigleiter nun einen Weg direkt ins Stadtzentrum. Salaam Siin fühlte, wie in seinem Innern Beklemmung wuchs. Doch er sagte sich, daß es an der Dunkelheit lag. Es gab keinen Grund, der Hagen Geen zu mißtrauen.
    Nach einer guten halben Stunde stand das Taxi still. Die Tür sprang automatisch auf und entließ den Meistersinger ins Freie. Es handelte sich um ein weitläufiges Atrium, das offenbar bis vor kurzer Zeit als Gartenanlage gedient hatte. Jetzt aber bestand der
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