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1360 - Abschied der Vironauten

Titel: 1360 - Abschied der Vironauten
Autoren: Unbekannt
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künftiges Zentrum der Sangeskunst, nicht als Zuchtbetrieb für Söldner.
    Die HARMONIE sank gemächlich wie eine Feder auf den Stahlbeton des Raumhafens nieder. Ein riesiger, hufeisenförmiger Gebäudekranz von 120 Kilometern Durchmesser umschloß die Landefelder. In unregelmäßigen Abständen machte der Ophaler darin zertrümmerte, teils noch rauchende Bauten aus. Es hatte offenbar heftige Auseinandersetzungen gegeben. Der Prallschirm, der sonst das ganze Areal wie ein Dach umschlossen hatte, war desaktiviert. „Ich steige jetzt aus", erklärte er der Syntronikkonsole im Steuerraum. „Bei mir führe ich ein Funkgerät.
    Falls nötig, mußt du in Eigenregie zu Hilfe kommen."
    „Du kannst dich auf mich verlassen."
    Salaam Siin legte einen leistungsfähigen, dünn gearbeiteten Schutzanzug an. Darüber drapierte er in unauffälliger Weise Kleidungsstücke, deren Schnitt ihm ein durchschnittlich farbenfrohes Aussehen verlieh. Es konnte losgehen.
    Er fand am Rand des Landefelds Gleiter genug, um eine ganze Hundertschaft Ophaler zu transportieren.
    Salaam Siin wählte den nächstbesten. Die Automatik steuerte einen der ehemals belebten Plätze Mardakaans an, und tatsächlich fand er dort Vertreter der verschiedensten Rassen vor.
    Ein paar Minuten lang hockte Salaam Siin nur da und beobachtete das rege Treiben. Er begriff nicht, welchem Ziel der Aufwand galt. „Ich möchte aussteigen." Der Gleiter ließ eine Tür beiseite schwingen, ohne daß Fahrtentgelt erhoben wurde, denn alle Dienstleistungen in Mardakka standen kostenlos zur Verfügung.
    Sogleich kam einer der Passanten, ein hochgewachsener Somer, auf Salaam Siin zugeeilt. Er überragte den Ophaler, der mit eineinhalb Metern Körpergröße schon einer der Riesen seines Volkes war, noch um Armeslänge. „Bevor du weitergehst, höre mein Angebot." zischte der Somer auf sothalk. „Ein sehr interessantes Angebot, möchte ich meinen! Du hast nicht mehr zu tun, als in einem leistungsfähigen Chor, den ich zusammenstellen werde, hin und wieder somische Interessen zu wahren ..."
    Salaam Siin begriff. Der Somer war ein Söldlingswerber. „Nein", antwortete er deshalb. „Ich habe soeben einem Angebot zugestimmt. Suche dir andere Mitarbeiter."
    Der Somer zog enttäuscht ab, und Salaam Siin schaute ihm lange nach, beherrscht von Ekel und Widerwillen. Kaum war das alte System zerschlagen, sollte bereits ein neues, womöglich ebenso grausames, etabliert werden. Wenn es denn geschehen mußte, dann ohne ophalische Hilfe, das schwor sich der Meistersinger.
    Er verließ den belebten Platz und wählte eine stille Seitengasse, die weiter in das umliegende Häusermeer führte. Es handelte sich um ein reines Wohnviertel, und Salaam Siin machte keinerlei augenfällige Zerstörungen aus. Vermutlich hatten sich die Kämpfe auf öffentliche Gebäude konzentriert, auf die Kraftwerke, Computerzentren und Raumhafensender.
    Schon von weitem sah er auf einer Bank zwei Ophaler sitzen. Offenbar hatte keiner von beiden zu tun - jedenfalls zeigten sie weder Eile noch irgendwie geartete Betriebsamkeit.
    Bei seinem Anblick ließen sie ihre Teleskophälse zu voller Länge ausfahren, und ihre roten Köpfe nahmen einen womöglich noch intensiveren Farbton an. Doch Sekunden später hatten sich die beiden Ophaler beruhigt. Sie schauten ihm scheinbar gleichmütig entgegen. „Ich möchte mit euch sprechen", sang Salaam Siin höflich. „Setze dich zu uns." Der Meistersinger ließ sich gemächlich nieder. Wie kam die Reaktion der beiden zustande? Salaam Siin war auf eine Überraschung gefaßt, spürte aber, daß ihm keine unmittelbare Gefahr drohte. „Ich bin fremd hier auf Mardakaan", log er. „Wie lerne ich am besten die Verhältnisse kennen? Wer gibt mir Auskunft über die derzeitigen Machtverhältnisse?"
    Der rechte von beiden, ein kleinwüchsiger Kolonial-Ophaler, antwortete: „Wir wissen, wer du bist, Salaam Siin. Du hast ehemalige Sänger der Nambicu ara wada vor dir. Aber keine Angst, im nachhinein billigen wir deine Handlungsweise."
    „So ist es", mischte sich der zweite ein. Salaam Siin wartete ruhig ab, was er zu sagen hatte. „Auskunft über die Machtverhältnisse können wir dir wohl geben. Aber erwarte keine Wahrheiten. Fast alle zuverlässigen Quellen sind seit Wochen verstopft."
    „Seit wann genau?"
    „Das allerdings können wir dir sagen. Seit einer der verhaßten Singuva in Mardakka eintraf, gehen die Dinge nicht mehr ihren erwarteten Gang. Es ist ein offenes Geheimnis, daß
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