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136 - Im Schloss der Daa'muren

136 - Im Schloss der Daa'muren

Titel: 136 - Im Schloss der Daa'muren
Autoren: Stephanie Seidel
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verschränkte seine Hände hinter dem Kopf und starrte zur Decke hoch. Aruula lag an der Wand gegenüber. Die schöne Barbarin hatte sich in eine Decke gehüllt, das Schwert neben sich am Boden. Ihre schwarze Mähne war zerzaust, und die gleichmäßigen Atemzüge verrieten einen ruhigen, entspannten Schlaf. Es wirkte irgendwie herzlos angesichts der Natur ihrer Mission.
    Doch es war nur vernünftig.
    Jenny hingegen bewegte sich durch das enge Segment wie ein Raubtier im Käfig. Matt klopfte einladend auf den Rand seiner Pritsche. Die junge Frau setzte sich. Sie zupfte nervös an ihren Fingern herum.
    »Rede mit mir!«, forderte Matt. Jenny seufzte.
    »Es ist dieses Nichtstun, weißt du?«, sagte sie schließlich, ohne ihn anzusehen. Matt nickte, und sie fuhr fort: »Es bringt mich um! Seit Anns Entführung war ich unentwegt im Einsatz. Ich habe mich um meine Leute gekümmert, habe Schadensbegrenzung betrieben und versucht, Berlin zu retten – so weit es ging. Es ist mir nicht gelungen.« Jennys Augenfüllten sich mit Tränen. »Nichts ist mir gelungen! Alles um mich herum fällt zusammen wie ein Kartenhaus! Diese ganze verfluchte Scheißwelt bricht auseinander, und mein Kind…« Sie schlug die Hände vors Gesicht. »O Gott, hätte ich Ann doch nie vor die Tore gelassen! Wäre ich doch nie durch diesen Zeitriss gelangt! Warum konnte mich der verdammte Komet nicht einfach erschlagen wie alle anderen auch?«
    »Ist ja gut, Jenny!« Matt setzte sich auf und zog die weinende Frau in seine Arme. Dann bemerkte er, dass Aruula sich umgedreht hatte. Die Barbarin sah ihn an, wortlos, aus dunklen Augen, und einen Moment lang fand Matt die Frage durchaus überlegenswert, warum der verdammte Komet nicht ihn einfach erschlagen hatte.
    Der junge Commander befand sich, wenn auch ohne eigenes Verschulden, in einer prekären Situation. Hätte man Matt über seine Begleiterinnen befragt, wäre eigentlich alles ganz einfach gewesen, klar definiert und ohne das geringste Wenn und Aber.
    Da war zum einen Aruula – die Frau, die er liebte und von der er aufrichtig glaubte, dass er sie nie mehr verlassen würde.
    Jenny andererseits hätte er als Kumpel bezeichnet, als Freundin und als ehemalige Kollegin aus der US Air Force. Matt hatte ein einziges Mal mit ihr geschlafen, vor nahezu fünf Jahren und nicht eben freiwillig.
    Das änderte aber nichts an den Fakten: Commander Matthew Drax teilte sich den Platz im EWAT mit seiner Geliebten und mit der Mutter seines Kindes. Und zumindest eine der beiden Frauen war darüber nicht glücklich.
    ***
    (Du da! Es ist nicht erwünscht, dass du dich aus dem Fenster lehnst!)
    (Warum sind wir an diesen Ort gezogen, Grao’sil’aana?) (Primärrassenvertreter zeigen unterschiedliche Verhaltensmuster, je nach Beschaffenheit ihrer natürlichen Umgebung. Deshalb wirst du verschiedene Lebensräume aufsuchen, um deinen Wissensstand zu erhöhen.) (Wozu brauche ich dieses Wissen, Grao’sil’aana?) (Gedenke deiner Aufgabe!)
    (Ich möchte die junge Fremde studieren, Grao’sil’aana.) (Das ist nicht vorgesehen. Sie kann dir nichts beibringen, das nützlich wäre. Konzentriere dich auf das männliche Objekt Arpad. Es befindet sich in einem interessanten Entwicklungsstadium, das sie Pubertät nennen.) (Wann gehen wir wieder, Grao’sil’aana?)
    ***
    Anns Welt
    Abendnebel zogen um die Löcherburg, gespenstisch in ihrer vollkommenen Stille und in den fließenden Bewegungen. Sie brachten die Kälte des Winters zurück, und man tat gut daran, um diese Zeit ein warmes, sicheres Plätzchen aufzusuchen. In der Nacht fielen die Temperaturen manchmal noch bis unter den Gefrierpunkt, und hier – in den Höhenlagen der Karpaten – war Schneefall Anfang April keine Seltenheit.
    Auch in dieser Nacht würde es wieder schneien, das konnte man riechen. Dazu brauchte man seinen Kopf nicht einmal aus dem Fenster zu halten: Der Nachtwind trug den Geruch ganz von alleine heran. Nichts hinderte ihn, denn es gab keine Scheiben.
    Ann hatte sich in eine Decke gewickelt. Ihre Nase kribbelte, und sie drückte ihr Gesicht fest in die kratzende Schafswolle.
    Dann nieste sie so leise es nur ging. Boogan sollte nicht merken, dass sie wieder einmal aus der Schlafkiste geklettert war.
    Es gab drei davon. Sie waren an der Küchenwand angemauert, rechts und links neben der Feuerstelle, und sie sahen aus wie große Schachteln aus Stein. Man kletterte vorne hinein, setzte sich aufs Stroh und machte den Vorhang zu.
    Es war ein schwerer Pelz, und
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