1358 - Der Vampirpakt
sich ein anerkennendes Nicken nicht verkneifen konnte.
»Ich warte auf deine Antwort.« Sie zuckte mit den Schultern. »Bist du dabei oder nicht?«
Ihr Lächeln sah breit aus. »Zunächst ja, Will. Aber dann sehen wir weiter.«
Er schaute sie an. Sein Blick schien sie durchbohren zu wollen.
Sehr langsam schüttelte er den Kopf. »Ich kann mir denken, in welch eine Richtung sich deine Gedanken bewegen, aber ich sage dir eines. Du gehörst nicht mehr auf die andere Seite. Du bist keine Partnerin des Geisterjägers, denn du solltest nicht vergessen, welcher Keim tatsächlich in dir steckt. Du bist kein Mensch, Justine, sondern eine Blutsaugerin, die sich vom Lebenssaft der Menschen ernährt.«
»Ich weiß es.«
»Dann bleibt dir nichts anderes übrig, als dich auf meine Seite zu stellen.«
Sie schwieg, aber sie schaute Mallmann kalt an. Natürlich konnte sie ihn verstehen, nur war sie in der letzten Zeit einen anderen Weg gegangen, und der hatte ihr sogar gefallen. Dieses Patt zwischen dem Sinclair-Team und ihr war ein besonderes Verhältnis gewesen.
Spannungsgeladen. Da belauerte man sich gegenseitig, obwohl man letztendlich an einem Strang zog. Und genau das gefiel Justine Cavallo.
Bisher waren Sinclair und seine Freunde außen vor geblieben. Es baute sich bei ihr bereits die Frage auf, was geschehen würde, wenn sie die beiden ins Boot holte.
Dracula II hatte sie genau beobachtet. Und er schickte ihr seine Warnung entgegen. »Denke nicht zu laut nach«, flüsterte er. »Auch nicht in die falsche Richtung. Deine Verbündeten siehst du in dieser Hütte und nicht bei den normalen Menschen.«
»Ja«, erwiderte sie leise und nickte.
»Das hat sich nicht überzeugend angehört.«
Die blonde Bestie hob die Schultern und gab wieder eine sehr allgemeine Antwort. »Die Zukunft wird es bringen, denke ich…«
***
»Darf ich?«
Saladin stellte die Frage lachend. Dann griff er zu meiner Flasche, die mit halb Wasser gefüllt war, setzte die Öffnung gegen die Lippen und trank einen kräftigen Schluck.
Ich schaute ihm zu. Aber ich blieb dabei ruhig, obwohl in meinem Inneren ein Vulkan brodelte. Ich wusste, was ich Saladin alles zu verdanken hatte. Er und van Akkeren hatten dafür gesorgt, dass ein Teil des Templer-Klosters in die Luft geflogen war und dass es unter den Menschen Tote gegeben hatte.
Er war ein Mensch, der Macht über andere Menschen bekommen konnte. Seiner hypnotischen Kraft hatte selbst Suko nicht widerstehen können, und so wäre er beinahe zu einem Mörder geworden.
Noch jetzt rieselte es mir kalt den Rücken hinab, als ich daran dachte. Und ich glaubte fest daran, dass er von seiner Kraft nichts, aber auch gar nichts verloren hatte.
Jetzt war er hier. Er saß sogar zwischen uns, sodass ich mich fragte, was er wollte. Dass er gekommen war, um uns zu hypnotisieren, daran glaubte ich nicht. Es konnte sein, dass er anderen Plänen nachging. Welche das waren, sagte er noch nicht. Er saß zunächst mal an unserem Tisch und genoss die Situation. Mit einer lässigen Handbewegung winkte er eine Bedienung herbei und bestellte eine große Flasche Wasser.
Wo er sich herumgetrieben oder in der letzten Zeit gesteckt hatte, wusste ich nicht. Nur hatten sich gewisse Dinge verändert, davon konnte ich schon ausgehen, und ich war sicher, dass er damit nicht lange hinter dem Berg halten würde.
Er sah aus wie immer. Das feiste kalte Gesicht, die schillernden Augen, und auch weiterhin wuchs kein einziges Haar auf seinem Kopf, sodass ich wieder an den Glasschädel erinnert wurde, sein Ebenbild, dass ich beim Betreten seines Hauses gesehen hatte.
Ich schielte zu Glenda Perkins hinüber. Sie saß starr auf ihrem Platz, als wäre sie bereits hypnotisiert worden, doch das war nicht der Fall. Saladin hatte seine Macht noch nicht ausgespielt.
Er war wie ein glitschiger Aal. Einmal hatte ich es geschafft, ihn vor Gericht stellen zu lassen, doch meine Freundin, die Staatsanwältin Purdy Prentiss, hatte Recht behalten. Sie war der Meinung gewesen, dass man Saladin nichts beweisen konnte und man ihn deshalb laufen lassen musste. So war es leider auch gekommen, und deshalb bewegte sich der Hypnotiseur auch weiterhin wie eine lebende Zeitbombe durch die Welt.
Nur deutete jetzt nichts mehr darauf hin. Er saß so harmlos wie jeder andere Gast auf seinem Platz, aß jedoch nichts und trank nur sein Wasser, das ihm hingestellt worden war.
Luigi kam auf unseren Tisch zu. Wie immer lag ein strahlendes Lächeln auf seinem
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