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1352 - Beute für den Sensenmann

1352 - Beute für den Sensenmann

Titel: 1352 - Beute für den Sensenmann
Autoren: Jason Dark
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geschüttelt.
    Er konnte gehen. Das Feuer hatte ihm nicht die Kraft genommen.
    Navarro bewegte sich staksig. Er schlenkerte mit den Armen, und auch sein Körper schaukelte bei jedem Schritt.
    Es gab nur eine Richtung. Mit jedem Schritt, den das Skelett hinter sich brachte, steigerte sich die Furcht der Zuschauerin. Lilian erlebte eine nie gekannte Beklemmung. Die Hitze war nicht so schlimm.
    Trotzdem kam es ihr beklemmend vor, als die warme Luft über sie hinwegstrich. Für sie war es so etwas Ähnliches wie die Botschaft der Hölle. Oder ein Vorgeschmack von dem, was ihr bevorstand.
    Sie wurde festgehalten. Die Griffe waren kaum zu spüren. Ihre Blicke galten einzig und allein der Gestalt, die immer näher kam.
    Niemand hätte ihr eine derartige Geschichte geglaubt. Sie selbst hegte noch Zweifel, weil sie sich innerlich dagegen wehrte. Doch es war eine Tatsache, auch wenn ihr jegliche logische Erklärung fehlte.
    Und noch etwas empfand sie als seltsam. Die starke Angst hatte sie noch nicht erfasst. Normalerweise hätte sie in Todesangst schreien müssen. Sie hätte gezittert, sie wäre nicht mehr sie selbst gewesen.
    Stattdessen stand sie starr. Sie unternahm auch keinen Versuch, sich aus den Griffen der Personen zu lösen. Ihr Schicksal war einfach unabwendbar.
    Das Skelett glühte. Es sah schrecklich aus. Es bewegte sich taumelnd von einer Seite zur anderen, aber es fiel nicht zu Boden. Alles Schau, und Lilian Dexter verkrampfte sich als der glutrote Knöcherne eine gewisse Position erreicht hatte.
    Navarro blieb stehen!
    Er hob den rechten Knochenarm und streckte zudem seinen knochigen Zeigefinger nach vorn.
    Der meint mich!, durchfuhr es sie.
    Es war so weit. Das Zittern fing an. Zuerst an den Füßen, dann immer höher, bis es den gesamten Körper erfasst hatte. Es war ein Zeichen der großen Angst vor dem Ende.
    »Keiner entkommt mir, wenn ich es nicht will. Und auch dich werde ich holen.«
    Es gab keine Chance mehr für sie. Lilian konnte es drehen und wenden wie sie wollte. Das verdammte Skelett brauchte nur zwei Schritte, um sie zu erreichen. Es würde sie umarmen, und Lilian rechnete damit, dass sie dann elendig verbrannte…
    Wieder ruckte die Gestalt, als sie vorging. Es war wie eine Botschaft an Lilian, die etwas in ihr bewirkte. Todesangst und der Wille zum Leben waren plötzlich zugleich da.
    »Neiiinnn!«, brüllte sie aus voller Kraft. Gleichzeitig bewegte sie ihren Körper. Sie wollte sich aus den Griffen der verfluchten Zombies losreißen, doch die hielten eisern fest.
    Tränen schossen in ihre Augen. Die Gestalt des Skelett veränderte sich vor ihr zu einem blutigen Schwamm. Noch einmal bäumte Lilian sich auf. Wieder musste sie einfach schreien.
    Und dann – ja, sie konnte es nicht anders ausdrücken – kam es ihr vor wie einem Märchen.
    Sie fasste es nicht. Es wurde alles anders. Sie hört eine Stimme, die sie kannte. Es war kein rettender Engel, der zu ihr gesprochen hatte.
    Es war ein Mensch.
    Suko!
    Und er stand plötzlich zwischen ihr und dem glühenden Skelett!
    ***
    Feuer!
    Kein kleines Lagerfeuer, sondern mächtige Flammen, die ihre Arme zuckend in den Himmel hineinstießen.
    Wenn es irgendwo brannte, war das immer ein Zeichen des Alarms. Weder Godwin noch ich glaubten daran, dass die Bewohner von Cove das Feuer entfacht hatten.
    »Das ist schon ein richtiger Scheiterhaufen«, sagte Godwin.
    Ich nickte. »Passt doch – oder?«
    »Das weiß ich nicht genau!«
    Der Kampf gegen die Zeit ging weiter. Wir hatten nicht darüber gesprochen, aber wussten sehr genau, dass wir uns für die Flammen interessieren mussten.
    Ich lenkte einen Wagen, der für mich recht neu war. Und trotzdem musste ich schnell sein.
    Das Fernlicht schickte seinen kalten Glanz ab. Strahlte in die Finsternis hinein wie ein weißer Teppich, der kein Ende zu nehmen schien. Immer wieder erschienen die Büsche wie bleiche Gespenster, die vorbeihuschten.
    Ich prügelte den Wagen den schmalen Weg hinab. Wir rutschten, schlitterten, aber ich verlor nie die Gewalt über den Jeep.
    Der neben mir sitzende Templer beobachtete das Feuer. Es war gut, dass wir schnell fuhren, denn der Satz meines Freundes alarmierte mich.
    »John, da sind noch Gestalten. Da ist ein Mensch, der tatsächlich in die Flammen geht.«
    »Was?«
    »Ja, verflucht!«
    Ich schaute nicht hin. Stattdessen gab ich noch mehr Gas. Manchmal überkam mich der Eindruck, über die flache Strecke hinwegzufliegen, wenn wir wieder einen Buckel hinter uns gelassen
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