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1352 - Beute für den Sensenmann

1352 - Beute für den Sensenmann

Titel: 1352 - Beute für den Sensenmann
Autoren: Jason Dark
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sondern ragte in die Höhe. Lilian dachte an ein seltsames Gestell. Möglicherweise an Leitern, die man gegeneinander gestellt hatte. Das traf auch nicht zu. Es war etwas anderes, um das der Kapitän jetzt mehrmals herumging.
    Sie überlegte. Das Gestell oder was auch immer kam ihr bekannt vor. Es bewegte sich nicht, es war auch nicht glatt, aber es wies schon eine gewisse Form auf.
    Wie ein Holzstoß!
    Ja, jetzt hatte sie es. Jemand musste Holz gesammelt und auf die Wiese geschafft haben.
    Zuerst war die Flamme nur klein. Nicht mehr als ein kleiner Funken, der sich bewegte. Der huschte durch die Dunkelheit wie eine verlorene Seele und erreichte sein Ziel.
    Lilian Dexter hatte sich mittlerweile hingesetzt. Was sie dann zu sehen bekam, war einfach unglaublich. Mit einem Schnappen und einem leicht fauchenden Laut wurde aus dem Funken eine richtige Flamme, die scharf und fauchend in das Holz hineinstieß.
    Feuer!
    Sie zuckte zurück. Sie riss die Hand vor die Augen, weil die Flammen sie blendeten. Lilian wurde von einem ersten Hitzeschwall erwischt. Allerdings befand sie sich in einer günstigen Position und war so weit entfernt, dass ihr die Hitze nicht gefährlich wurde.
    War die Umgebung bisher nur finster gewesen und dadurch auch bedrohlich, so hatte sie sich jetzt verändert. Lilian sah sie als einen Gefahrenherd an. Die Flammen kamen ihr vor wie böse tanzende Teufel. Sie breiteten sich blitzschnell aus, aber ihre Nahrung war so aufgebaut, dass sie mehr in die Höhe schlugen und nicht zu den Seiten hin weg.
    Der Wind pustete seinen mächtigen Atem hinein. Er wirbelte sie durcheinander und sorgte für einen ersten Funkenflug, der auch Lilian nicht verschonte und sie umwirbelte.
    Jetzt war auch wieder dieser verfluchte Navarro zu sehen. Im flackernden Gegenlicht des Feuers wurde seine Gestalt verzerrt. Er wirkte wie ein tanzender Teufel, der sich an seinem eigenen Höllenfeuer ergötzte.
    Das ist nicht nur einfach ein Feuer, dachte Lilian. Das ist viel mehr.
    Das ist ein verdammter Scheiterhaufen!
    Der letzte Satz schrillte durch ihren Kopf. Die Vorstellung machte sie beinahe wahnsinnig. Sie wusste genau, was das bedeutete. Scheiterhaufen werden nicht einfach nur aus Spaß angezündet. Scheiterhaufen warteten auf Opfer.
    Und hier gab es nur ein Opfer.
    Das war sie!
    Einer wie Navarro hatte das Feuer bestimmt nicht für sich selbst angezündet. Es bedeutete das Ende. Asche. Schwarze Knochen. Zuvor irrsinnige Schmerzen, wenn die Flammen die Haut angriffen und sie durch die gewaltige Hitze vom Körper lösten.
    All diese Vorstellungen schossen ihr durch den Kopf. Sie malte sich die schrecklichsten Bilder aus und schaute dabei dem Kapitän zu, der seine Runden um den Scheiterhaufen drehte.
    Er kümmerte sich gar nicht um die Zeugin. Ihn faszinierte einzig und allein das Feuer, dessen Arme immer höher griffen, weil die Flammen noch mehr Nahrung fanden.
    Alles war anders geworden. Die normale Welt hatte sich in einen lebendigen Albtraum verwandelt, und genau dem wollte Lilian Dexter mit aller Gewalt entfliehen.
    Noch war Zeit.
    Außerdem kümmerte sich Navarro nicht um sie. Und sie besaß wieder genügend Kraft.
    Die rothaarige Frau stemmte sich in die Höhe. Sie merkte, dass es ihr trotzdem nicht leicht fiel. Bei der Bewegung überkam sie der erste Schwindel, und sie hatte das Gefühl, sich nicht mehr halten zu können. Sie musste wieder zu Boden, wartete, lauschte dem heftigen Klopfen ihres Herzschlags und drückte sich dann wieder hoch.
    Ja, jetzt klappte es besser. Sie hatte sich in der Gewalt. Und Navarro kümmerte sich noch immer nicht um sie.
    Weg!
    Lilian drehte sich um. Nicht zu heftig, aber auch nicht zu langsam.
    So, dass sie es verkraften konnte.
    Lilian wusste genau, aus welcher Richtung sie gekommen war.
    Letztendlich spielt es auch keine Rolle, wohin sie lief. Es war nur wichtig, dass sie weg kam.
    Die ersten Schritte fielen ihr sogar recht leicht. Der Gedanke an ihre Rettung beflügelte sie, und sie schöpfte wieder Hoffnung. Der Boden war zwar uneben, was sie hinnahm – und hatte das Gefühl, mitten aus dem Leben gerissen zu werden.
    Vor ihr erschienen die beiden Gestalten wie aus dem Nichts. Sie mussten sich in der Dunkelheit versteckt gehalten haben, jetzt aber waren sie da und zudem verdammt schnell.
    Es gelang Lilian nicht mehr, einen Weg zu finden, über den sie ausweichen konnte. Alles wurde anders. Gierige Hände griffen zu und rissen sie zu sich heran.
    Sie nahm den alten Geruch der Kleidung
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