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135 - Madame La Roshs Marterhaus

135 - Madame La Roshs Marterhaus

Titel: 135 - Madame La Roshs Marterhaus
Autoren: Larry Brent
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Gesellschaften gegeben werden, an
denen viele Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben teilnehmen. Aber nicht
nur sie sind meine Gäste. Immer wieder - im Sinn meines seligen Mannes - werden
dazu auch Leute eingeladen, die keinen großen Namen vorweisen können, die im
harten Alltag stehen und ihre Pflicht tun.
    Ich weiß hier um Ihren sozialen Dienst, den Sie
unermüdlich an Ihren Mitmenschen leisten, liebe Mrs. Brownen.
    Meine Einladung mag für Sie überraschend und
möglicherweise auch sehr spät erfolgen. Dafür muß ich mich entschuldigen. Wie
ich erst heute an der mir vorliegenden Liste sehen konnte, wurde es vergessen,
Ihnen rechtzeitig Bescheid zu geben. Die Party findet diesen Samstag schon
statt. Dazu möchte ich Sie herzlichst einladen. Kommt dieser Brief zu spät in
Ihre Hände, dann möchte ich es nicht versäumen, Sie schon jetzt zu einer Party
einzuladen, die am 15. Mai dieses Jahres stattfindet.
    Eines ist für mich wichtig zu wissen: können Sie
diesen Samstag kommen oder erst in acht Wochen?
    Ich habe Ihnen einen bereits adressierten Umschlag
beigelegt und bitte Sie, für Ihre umgehende Rückantwort nur diesen Umschlag zu
verwenden, da er - so gekennzeichnet - garantiert in meine Hände gelangt. Bitte rufen Sie nicht an, schreiben
Sie mir!
    Ich hoffe auf Ihre Zusage. Resh-Village ist nur
fünfzig Meilen von Blomington entfernt. Ich bin überzeugt davon, daß Sie kommen
werden. Bitte, nehmen Sie sich die Zeit. Es ist eine Freude für Sie - und für
uns. Ich sehe Ihrer Nachricht erwartungsvoll entgegen und verbleibe mit dem
Wunsch, Sie hier begrüßen zu können Ihre Elvira La Rosh« Dorit Brownens Herz
schlug bis zum Hals.
    Sie mußte die Zeilen ein zweites und drittes Mal
lesen, ehe sie begriff, welch eine Ehre ihr zuteil ward. Als Gast in Madame La
Roshs Haus! Diesen Samstag! Das war doch überhaupt kein Problem!
    Wie lange war sie nicht mehr in Gesellschaft gewesen.
Und in einem Haus wie dem der La Roshs war sie noch nie gewesen.
    Eine solche Einladung flatterte einem nicht jeden Tag
ins Haus.
    Es gab überhaupt keinen Zweifel für sie. Natürlich
würde sie die Einladung annehmen.
    Sie war so aufgeregt, daß sie ganz vergaß, die Tasche
mit der Milch, den Konserven und den Salatköpfen, die sie morgen machen wollte,
auszupacken.
    Sie wollte gleich antworten und den Brief zur Post
bringen. Dann ging er mittags noch weg, und es war sicher gestellt, daß Mrs. La
Rosh die Antwort garantiert morgen früh erhielt.
    Das Ganze war die Arbeit eines Augenblicks.
    Dem adressierten und frankierten Rückumschlag war eine
Karte beigefügt, auf dem ihr Name, eine Nummer und die Zeile: »Ich nehme an der
Party am Samstag, dem 13. März, teil/nehme nicht teil«.
    Sie brauchte das Nichtzutreffende nur zu streichen,
und alles war erledigt.
    Dann steckte sie die Karte in den Umschlag.
    Sie klappte die Lasche hoch und fuhr mit der Zunge
über die Gummierung.
    Schon beim ersten Kontakt geschah es.
    Als ihre Zungenspitze die Gummierung anfeuchtete,
waren sofort die winzigen Fäden zu sehen, die fluoreszierend aus dem Papier
emportauchten wie rätselhafte Meerestiere aus den Tiefen eines unbekannten
Wassers.
    Die Fäden erreichten ihre Zunge, sprangen über und
senkten sich in ihr Fleisch. Sie merkte von alldem nichts. Der Übergang
erfolgte blitzschnell und lautlos, und als Dorit Brownen den Brief verschloß,
waren die tödlichen Pilze bereits in ihrem Körper.
    Ein Krampf ging durch den Leib der Sechsundvierzigjährigen.
    Sie ließ den Brief fallen und taumelte einen Schritt
nach vorn.
    Ihre Hände umklammerten die Tischplatte.
    Dorit Brownens Lippen bewegten sich. Ihre Haut
veränderte sich rasend schnell und schien in Bruchteilen von Sekunden von einem
rätselhaften Schimmelpilz von innen her durchwachsen zu werden.
    Der Pilz drang durch die Oberfläche, verließ in
hauchdünnen Fäden die Poren, wanderte über die Tischplatte, über den Böden und
wurde immer länger...
    In ihrem Leib schien sich unbarmherzig eine wachsende,
unsichtbare Spinne eingenistet zu haben, deren Drüsen das klebrige, schimmernde
Sekret produzierten.
    Die Fäden, die ihren Körper verließen, wurden
aufgenommen von der Tischplatte und vom Fußboden, als wäre die Materie weich
und porös wie ein Schwamm.
    Der wuchernde, nicht von dieser Welt stammende Pilz
versank im Boden und in den Wänden.
    Mit dem Brief von Madame, dem adressierten Couvert und
der Karte aber geschah etwas ganz Besonderes.
    Sie selbst wurden zu einem feinen
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