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135 - Madame La Roshs Marterhaus

135 - Madame La Roshs Marterhaus

Titel: 135 - Madame La Roshs Marterhaus
Autoren: Larry Brent
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ohne sein Dazutun in die weiche,
blubbernde Wand. Der Wind brauste, peitschte und übertönte seinen gellenden Aufschrei,
der erstickt wurde. Die Wand, die zu einem lebenden Organismus geworden war,
pulsierte und schien zu atmen.
    Edward Baesly verschwand völlig in dem grauen, weichen
Mauerwerk!
     
    *
     
    Hätte jetzt jemand einen Blick in den Raum werfen
können, er wäre entsetzt gewesen über das, was dort geschah.
    Wie von unsichtbaren Händen wurden die Schranktüren
geöffnet. Alles, was Edward Baesly persönlich gehörte, flog mit den Windböen
durch die Luft und klatschte gegen die Wand. Kleidungsstücke, Zahnbürste,
Rasierapparat und Waschutensilien folgten aus dem Bad und verschwanden
ebenfalls in der schwammigen Wand.
    Minutenlang herrschte wildes Chaos in dem Gästezimmer.
    Dann legte sich der Wind. Schlagartig wurde es wieder
still, so totenstill, wie es die ganze Zeit davor gewesen war.
    Das Zimmer sah nun nicht mehr aus, als ob ein Blitz
darin eingeschlagen hätte. Unsichtbare Hände schienen es
    geordnet und gesäubert zu haben.
    Die Stühle standen fein säuberlich an Ort und Stelle,
das Bett war gemacht, der Schrank wieder verschlossen und sogar der Ascher, der
mit Edward Baeslys Kippen angefüllt war, blinkte, und die Kippen waren mit dem
Zahnputz- und Rasierzeug verschwunden.
    Die Schuhe vor dem Bett fehlten, es gab kein einziges
Kleidungsstück mehr in dem Schrank, der Koffer war verschwunden.
    Das Zimmer machte jenen Eindruck, den ein Zimmer
machte, das nicht benutzt wird.
    Es gab nichts mehr, das an Edward Baesly erinnerte.
Mit ihm waren alle persönlichen Dinge in der schwammigen Wand verschwunden, die
jetzt nicht mehr schwammig war.
    Alles war ganz normal.
    Nichts schien vorgefallen zu sein.
     
    *
     
    Der Morgen begann mit strahlendem Sonnenschein.
    Es war ein kühler, klarer Wintertag.
    Der Himmel spannte sich wolkenlos über dem zehntausend
Quadratmeter großen Anwesen der La Roshs.
    Der Gebäudekomplex, der aus mehreren
aneinandergefügten, bis zu zwei Stockwerken hohen Häusern bestand, lag fast in
der Mitte des riesigen, mit altem Baumbestand versehenen Parks.
    Schon bei Tagesanfang war der Gärtner auf den Beinen,
der das große Gelände praktisch allein in Ordnung hielt. Gute Geräte und
technische Hilfsmittel standen ihm zur Verfügung. Sonst hätte er es nicht
geschafft.
    Das La Rosh-Anwesen lag hinter einer drei Meter hohen
Mauer, die wiederum von innen mit dichtem Buschwerk bestanden war, auf einer
Anhöhe, etwa siebenhundert Meter von einer schmalen, asphaltierten Straße
entfernt, die einen Verbindungsweg zwischen zwei etwa acht Meilen auseinander
liegenden Ortschaften darstellte.
    Meistens fiel denjenigen, die diese Straße fuhren, das abseitig gelegene Gebäude gar nicht mal
auf.
    Man mußte von hier unten aus schon sehr genau seitlich
blicken, um die Häuser und Garagen hinter der Mauer und den nun entlaubten
Büschen und Bäumen wahrzunehmen.
    Eine Sicht direkt auf die Gebäude und das Anwesen war
im Sommer praktisch unmöglich. Da standen die Büsche und Bäume voll im Laub und
bildeten eine natürliche Mauer hinter der aus Steinen und Mörtel, und der Blick
konnte diese grüne Wand unmöglich durchdringen.
    Von der asphaltierten Straße aus führte ein zwei Meter
breiter, unbefestigter Pfad auf einen Hügel, der hauptsächlich aus Wiesen und
Obstbäumen bestand. Dieses Gelände gehörte mit zum Anwesen. Der ganze Hügel
befand sich grundbuchrechtlich im Besitz der Familie La Rosh.
    Wo der Pfad unten zur Straße mündete, steckte in dem
weichen Boden ein angefaulter Pflock, auf den in Pfeilform ein Wegweiser
genagelt war.
    >La Rosh-Houses< stand in verwitterten
Buchstaben darauf. Der Pfeil zeigte den Pfad hinauf.
    Fremde, die hier vorbeikamen und zufällig den Pfeil
sahen, verbanden den Namen La Rosh sofort mit großen Festen und Geld. Und
beides stimmte. Die Klatschspalten in diversen Zeitschriften und Magazinen
berichteten auch immer wieder davon. Das Thema war schier unerschöpflich.
    Der gewundene Pfad stieß gegen ein großes, mit Eisen
beschlagenes Gittertor, das die Höhe der Mauer hatte.
    Wer hier ankam, mußte kräftig hupen oder die in das
Mauerwerk eingelassene Sprechanlage benutzen.
    Der Mann, der um diese frühe Morgenstunde in der
klaren, kühlen Luft an der Mauer herumschlich, tat weder das eine noch das
andere.
    Er hatte erstens keinen Wagen dabei (den hatte er
vorsichtshalber in zwei Meilen Entfernung hinter dem Hügel abgestellt), und
zweitens kam es
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