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1349 - Chronik der Kartanin

Titel: 1349 - Chronik der Kartanin
Autoren: Unbekannt
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kräftiges Schlucken zu verdrängen. „Na, kleine Sayaaronerin, alles gut überstanden?" erkundigte sich ihre Nachbarin, eine betagte Esper mit Namen Sana-Pui, die schon vor Jahren aus den Diensten der Espo getreten war und nun wieder eingezogen war, weil Not an Espern bestand. Im Tränennetz starben sie wie die Fliegen! Eirene hatte diese Alarmmeldung an die Gänger des Netzes weitergegeben, um deutlich zu machen, wie dringend Hilfe für die Lao-Sinh erforderlich war.
    Sie liebte Hubei, und sie hatte die Kartanin liebengelernt. Sie waren stolze, scheinbar unnahbare Wesen.
    Aber wenn man sie erst näher kannte, dann merkte man, daß sie den Menschen in vieler Beziehung sehr ähnlich waren.
    Die Fähre wurde furchtbar durchgeschüttelt, und dann meldete der Pilot, daß sie an „Silo 14" angelegt hatten. Es gab noch ein nicht enden wollendes Gerumpel, und die Esper rissen Witze darüber, ob der Verbindungsgang zum Tränennetz noch am selben Tag zustande kommen würde. „Gebt mir zwei Tränen N'jalas, und ich teleportiere die ganze Esper-Kompanie ins Silo", sagte Sana-Pui und erntete verhaltenes Lachen.
    Endlich ging das Schott auf, eine Luftschleuse mit Druckausgleichkammer gab es nicht, und die Esper erhoben sich von ihren Plätzen und schwebten mehr schlecht als recht zum Schott. „Klammert euch an die Leine!" befahl die Esper-Führerin. „Verdammt, ihr tölpelhaften Weiber, wozu gibt es die Verbindungsleine! An ihr gelangt ihr bis zum Einsatzort!"
    Als die Reihe an Eirene war, kam sie der Aufforderung nach, hangelte sich mühelos aus der Fähre und gelangte so durch den Verbindungsschlauch in den Auffangraum von „Silo 14", einer von drei Dutzend Hohlkugeln von je 100 Meter Durchmesser, die durch die Gestänge aus verschiedenen Materialien miteinander verbunden waren. Diese eigenwillige Konstruktion, deren größte Weite einen Kilometer maß, war das sogenannte Tränennetz. Darin hatten die Kartanin ihren Schatz von zweieinhalb Milliarden Paratautropfen untergebracht. Auf jeder der drei anderen Lao-Sinh-Welten gab es jeweils ein Tränennetz von geringerer Größe mit nochmals je 500 Millionen Tränen N'jalas, wie die Kartanin den Paratau nannten. Insgesamt 4000 Tonnen. Das war eine ungeheure Menge, wenn man bedachte, welche Wirkung eine geschulte Esperin schon mit einem einzigen Tropfen erzielen konnte.
    Es herrschte ein unbeschreibliches Gedränge hinter dem Einstiegsschott. Die Neuankömmlinge hingen wie die Fledermäuse an den Fortbewegungsleinen. Wenn eine ungeschickt genug war, die Leine loszulassen und gegen die anderen zu stoßen, riß sie diese mit, so daß sich unweigerlich eine Lawine aus Leibern bildete. Das Chaos legte sich erst, als weltraumerfahrene Kartanin auf dem Plan erschienen und die neu angekommenen Esper zu den Einsatzorten schickten. Das geschah, indem sie sie durch eine der fünf Röhren schoben, die in verschiedene Richtungen des Silos führten.
    Als sich die Reihen gelichtet hatten und nur noch Eirenes, Sana-Pui und vier weitere Kartanin übrig waren, erschien eine beleibte Esperin auf dem Plan, und zwar schoß sie aus einer der Röhren, machte einen Riesensatz und landete dann dicht vor Eirene. Sie stand wie angenagelt auf den Beinen! „Magnetschuhe", erklärte sie der staunenden Eirene. Dann fuhr sie in strengem Ton fort: „Ich bin die Chefin dieses Silos. Alles tanzt nach meiner Pfeife. Man hat mir deinen Besuch angekündigt, kleine Menschin. Mia-San-K'yon höchstpersönlich hat sich ans Funkgerät bemüht. Was für eine Ehre für dich!
    Aber was hast du hier zu suchen?"
    „Ich möchte mir einen persönlichen Eindruck von der Lage im Tränennetz verschaffen", sagte Eirene. „Gaffer brauchen wir nicht", sagte die Kommandantin. „Aber du kannst helfen - und dich dabei umsehen."
    „Gerne ..."
    „Bringt sie ins Lazarett!" rief die Kommandantin, drehte sich um und schnellte sich mit einem gewaltigen Satz auf die nächste Röhrenöffnung zu. „Ich bin Drin-Sa", sagte eine spindeldürre Kartanin, die plötzlich neben Eirene aufgetaucht war. „Wir nennen unsere Chefin >Dicke Träne< - wenn sie gerade nicht hinhört. Sie denkt nicht daran, sich ablösen zu lassen und nach Hubei zurückzukehren, weil sie sich in der Schwerelosigkeit so leichtfüßig bewegen kann."
    „Ich heiße Eirene."
    „Hoffentlich hast du gute Nerven, Eirene", sagte Drin-Sa. „Das Lazarett ist nämlich zur Hälfte ein Irrenhaus und zur anderen ein Sterbelager."
    Silo 14 war im Zentrum in mehrere wabenförmige
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