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1349 - Chronik der Kartanin

Titel: 1349 - Chronik der Kartanin
Autoren: Unbekannt
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Hohlräume unterteilt, von denen jeder einen Durchmesser von etwa zehn Metern hatte. Darin schwebten die Zehntausende von Paratautropfen, die von vier Espern gehütet wurden. Das Licht der Notbeleuchtung spiegelte sich in den Tropfen wie in einem Schwarm von Diamanten. Eirene war wie geblendet. Obwohl die Tränen N'jalas durch die parapsychischen Kräfte der Hüterinnen zu einer dichten Traube zusammengedrängt wurden, standen sie nie wirklich still. Es war immer Bewegung in der Traube, manchmal löste sich ein Schwarm von Paratau in der Peripherie, trieb davon, wurde von telekinetischen Kräften eingefangen und zur Hauptmasse zurückgeführt, die sich in ständiger Rotation befand.
    Wie das Modell einer Galaxis, dachte Eirene. Die vier Esper hatten sich über die Innenwand der Wabe verteilt. Mit Gesichtern zum Zentrum, die Augen geschlossen, tasteten sie sich mit den Handflächen und gelegentlichem Strampeln der Beine über die Wandung. Ihre Gesichter waren zumeist gelöst, sie wirkten wie in Trance, die Augen waren geschlossen. Nur selten zuckte es in ihren Gesichtern auf, als stießen sie mit ihrem Geist an einen unsichtbaren Widerstand. „Sie führen einen beständigen Kampf gegen den Einfluß der Ephemeridenschwärme", flüsterte Drin-Sa. „Phasen wie diese sind selten, sie dienen zum Ausruhen. Sieh mich an, Eirene, ich bin im Vergleich etwa so alt wie du. Und doch sehe ich aus wie eine Greisin. Das verdanke ich dem Kampf gegen die Ephemeriden."
    Eirene beobachtete die Paratraube und sah, wie ein einzelner Tropfen sich auflöste. Die vier Esper gaben wie aus einem Mund ein klagendes Seufzen von sich: Wieder eine Träne N'jalas weniger! „Es sind fünfzig Esper eingetroffen", sagte Eirene, ohne die Augen von dem faszinierenden Schwebereigen der Paratautropfen zu wenden. „Du kannst dich ablösen lassen, Drin-Sa."
    „Nur Tote und der Psiphrenie Verfallene werden abgelöst", sagte die bis auf die Knochen abgemagerte Kartanin. Sie wollte noch etwas hinzufügen, kam aber nicht mehr dazu.
    Plötzlich schrie eine der Esper. Sie stieß sich von der Wand ab und stürzte in die Traube aus Paratautropfen. Sie ruderte wie wild mit den Armen und Beinen, und die Paratautropfen trieben nach allen Seiten auseinander. Wo sie gegen den Widerstand der Wände trafen, wurden sie zurückgeschleudert, kollidierten mit anderen Tropfen, setzten sie in Bewegung ...
    Drin-Sa schloß das Schott hinter sich und stieß Eirene zur Seite. Mit einem Hechtsprung stürzte sie sich in das glitzernde Chaos aus Tausenden von unkontrolliert herumfliegenden Paratautropfen. Eirene spürte, wie sie von unzähligen dieser Tropfen getroffen wurde. „Es brennt! Es brennt!" schrie die Esperin, die das Chaos verursacht hatte. Drin-Sa bekam sie an einem Bein zu fassen, eine andere Esper legte ihr den Arm um den Hals und versuchte, ihr den Kopf am Kinn in den Nacken zu drücken. „Das ganze Tar-Bild 1 kanium geht in Flammen auf. Das Feuer ist heller als das Licht der Sonne Oogh. Wir alle verglühen ..."
    Die Esperin verstummte abrupt, sie mußte das Bewußtsein verloren haben, denn ihr Körper trieb auf einmal kraftlos im Meer der Tränen N'jalas. „Bring sie weg, Eirene!" rief Drin-Sa. „Sie muß auf die Krankenstation. Vielleicht ist es noch nicht zu spät, sie zu retten. Sie muß sofort behandelt werden. Ich springe inzwischen für sie ein."
    Die anderen drei Esper begannen zu stöhnen. Ihre Körper zuckten wie unter unsichtbaren Peitschenschlägen. „Nehmt den Druck von mir!" rief eine von ihnen. „Schafft die Tränen fort, bevor ich sie zünde!"
    „Reiß dich zusammen!" schrie Drin-Sa. „Wach auf! Aufwachen! Und untersteh dich, dich an den Tränen zu vergreifen ... Raus mit dir, Eirene!"
    Eirene hielt sich mit einer Hand am Schott fest und zog mit der anderen die bewußtlose Kartanin an einem Bein zu sich heran. Um sie schwirrten noch immer Schwärme von Paratautropfen, aber sie merkte, daß sie allmählich ihre Flugbahnen einander anglichen und nach einer Richtung rotierten.
    Wieder schrie eine der Esper auf und trommelte dabei wie wild gegen die Wand. Eirene merkte, wie nahe bei ihr plötzlich gut ein Dutzend Paratautropfen gleichzeitig deflagrierten. Kaum waren sie zerflossen, schrien alle Esper gleichzeitig.
    Eirene zerrte verzweifelt am Öffnungsmechanismus des Schottes, bis sie merkte, daß es die falsche Richtung war. Sie mußte drücken statt ziehen... Endlich schwang das Schott auf.
    Draußen tauchten zwei Kartanin auf. Sie nahmen
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