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1348 - Asche zu Asche

1348 - Asche zu Asche

Titel: 1348 - Asche zu Asche
Autoren: Jason Dark
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sprach ich ihn an. Ich wollte ihn nicht bekämpfen, ich wollte von ihm hören, wie es zu dieser Doppelexistenz gekommen war, deshalb ließ ich meine Waffen stecken.
    »Wer bist du?«
    Er war überrascht, dass ich ihm diese Frage stellte und nicht die Flucht ergriff.
    »Jack Arnold!«
    Der Name sagte mir etwas. So hieß auch der Hauptdarsteller. Das hatte ich gelesen.
    »Der Filmstar?«, hakte ich noch mal nach.
    »Ja.«
    »Und du bist hier und auf der Leinwand?«
    »Wie du siehst.«
    »Kannst du mir das erklären?«
    Er legte den Kopf zurück und lachte girrend. »Es ist so einfach. Ich bin schon immer ein Vampir gewesen. Blutsauger und Schauspieler. Ich habe alles gut unter einen Hut bringen können. Ich spielte früher die finsteren und unheimlichen Rollen, aber niemand ist auf die Idee gekommen, wer ich wirklich war. Ich konnte es durch meine Arbeit gut kaschieren. Ich spielte als echter Vampir die Vampire und habe sogar Blut getrunken. Ich war gefürchtet für meine Bisse. Aber ich trank nie so viel, dass es aufgefallen wäre. Ich habe nur etwas geleckt. Was aus den Wunden drang, war Kunstblut.« Er verzog den Mund. »Widerlich, ekelig und auch gallenbitter. Ihm fehlte die Süße des normalen Menschenbluts, das ich mir dann später holte.«
    »So ist das.«
    »Jetzt existiere ich noch immer.«
    »Aber nicht als Filmschauspieler«, sagte ich lächelnd.
    »Nein, die Zeit ist vorbei. Das liegt alles hinter mir. Ich aber habe überlebt. Ich brauchte die Karriere nicht mehr, und so habe ich mich zurückgezogen.«
    »Wohin?«
    »In die andere Welt. In die, die neben der euren liegt. Sie ist wie eure oder fast. Und plötzlich wurde mein Film wieder gespielt. Ich habe dafür gesorgt. Ich wusste, dass in dieser neuen Welt fast alles so ist wie in deiner. Hier existierte das alte Kino noch, das in deiner Zeit abgerissen wurde, und ich habe mir die Zuschauer geholt und sie durch das Energiefeld zwischen den Zeiten wandern lassen. Die magische Zone ist für sie sehr wichtig. Wenn sie überschritten wird, landen sie in der Parallelwelt.«
    »Und diese Zone befindet sich dort, wo auch das Kino mal gestanden hat, das abbrannte?«
    »So ist es.« Der Blutsauger grinste mich an. »Ich habe all die Fans des Films locken können. Du glaubst nicht, wie viele Menschen scharf darauf sind, die alten Filme zu sehen. Ich wusste, dass so etwas kommen würde, da konnte ich mich endlich zeigen. Was du im Kino sitzen siehst, ist meine Nahrung. Blut über Blut, sodass ich ewig existieren kann.«
    »Und was ist mit der jungen Frau und dem Mann, die zu Staub zerfallen sind? Wie passt das in deine Rechnung?«
    »Sie wollten mich nicht.«
    »Wie darf ich das verstehen?«
    »Sie haben mich abgelehnt. Sie glaubten nicht an mich, verstehst du?«, zischte er.
    »Nein, überhaupt nicht.«
    »All diejenigen, die hier im Kino sitzen und nicht an mich glauben, werden von mir bestraft. Ich kann den Keim in sie legen, der sie zu Staub zerfallen lässt. Äußerlich bleiben sie gleich, aber innerlich altern sie. Sie sind plötzlich hunderte von Jahren alt, und dann werden sie irgendwann zu Staub. Obwohl sie leben, sind sie schon tot, nur merken sie das nicht. Es ist meine Kraft, die dafür sorgt.«
    »Und wer gab sie dir?« Ich blieb sehr ruhig, obwohl ich mich innerlich aufgewühlt fühlte.
    »Die andere Macht. Die Kraft einer anderen Welt, in der ich existiere. Ein Geist, der sich auf meine Seite stellte. Der mir die Kraft gab, sie zu verbrennen, ohne dass sie es merkten oder Feuer fingen. Genau das ist es gewesen.«
    »Kann ich den Geist sehen?«
    Der Blutsauger legte seinen Kopf zurück und lachte aus vollem Hals. »Nein, du wirst ihn nicht sehen. Er lebt im Verborgenen. Ich bin von ihm akzeptiert worden, er steht auf meiner Seite und hat seine helle Freude, wenn Menschen zu Staub zerfallen.«
    Ich hatte genau zugehört und wusste Bescheid. Ein mächtiger Dämon also, möglicherweise einer, von dem ich noch nie etwas gehört hatte, steckte dahinter.
    Ich erinnerte mich, dass ich schon mal mit einem Staubgeist zu tun gehabt hatte. Es war Whisper gewesen, doch damit hatte dieser Dämon nichts gemein.
    Staub…
    Wer dieser Kinofans bestand aus Staub? Alle sahen normal aus, aber es würde wieder den einen oder anderen treffen, und keiner der übrigen Zuschauer würde sich daran stören.
    Ich holte tief Luft.
    Der Vampir glotzte mich an. Er sah auch, dass ich meine rechte Hand in die Tasche schob. Für mich war das Kreuz in diesem Augenblick ungemein wichtig.
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