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1344 - Fluchtburg der Engel

1344 - Fluchtburg der Engel

Titel: 1344 - Fluchtburg der Engel
Autoren: Jason Dark
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einen Grund?«
    Wilma schüttelte den Kopf. »Nein, den kenne ich nicht. Keiner von uns weiß, was ihr widerfahren ist. Manon ist in der normalen Welt unterwegs. Wir wissen, wer sie ist und dass sie sich zurechtfinden wollte. Aber das wird schwer sein. Sie muss Probleme bekommen haben, sonst wäre sie längst bei uns.«
    »Kannst du sie erreichen?«
    »Nein.« Wilma schaute gegen die Decke. »Das alles hat sie nicht gewollt. Nur nicht in eine Abhängigkeit geraten, egal, wie auch immer. Das hat sie uns zu verstehen gegeben.«
    »Und wie erklärst du dir dann den Anruf?«
    Wilma strich über den Stoff des braunen Kleids, unter dem die Knie verschwunden waren. »Ich kann ihn mir nicht normal erklären, aber es könnte sein, dass Manon einen Fehler begangen hat und zu vertrauensselig gewesen ist.«
    »Das will ich genauer wissen.«
    »Es ist möglich, dass sie mit einem Menschen gesprochen hat, der sie reinlegte. Der ihr Vertrauen missbraucht hat und nun seinen Weg konsequent geht.«
    »Bis zu uns?«
    »Das könnte zutreffen.«
    »Dann hätte Manon wirklich geredet«, sagte Linda. Sie war nicht so gut zu verstehen, weil sie bei der Antwort auf der Unterlippe gekaut hatte.
    »Ich will es nicht hoffen.«
    »Ha, das sagst du, Schwester. Kann es nicht auch sein, dass ihr keine andere Wahl geblieben ist?«
    »Du denkst an einen Zwang?«
    »Genau.«
    »Nein, das will mir nicht in den Kopf.« Wilma wehrte sich gegen die Aussage, aber sie war auch erfahren genug, um darüber nachzudenken. Sie meinte schließlich: »Feinde gibt es immer. Besonders für außergewöhnliche Menschen wie sie.«
    Linda Dorn lächelte. »Menschen…?«
    »Für mich ist sie ein Mensch. Allerdings ein besonderer, der unter einem besonderen Schutz steht. Das sollten wir nicht vergessen. Nur deshalb haben wir sie hier bei uns aufgenommen. Alles andere kannst du fort wischen.«
    »Gut, ich bleibe dabei. Sie ist ein Mensch. Versehen mit der Kraft eines mächtigen Engels.«
    Wilmas Augen bekamen nach dieser Antwort einen besonderen Glanz. »Die Richtung stimmt, Schwester. Jahrelang haben wir geforscht und endlich ein Ziel gefunden. Wir haben dieses Hotel aufgebaut, wir leben von dem Erbe unserer Eltern. Und unser Hotel ist immer ausgebucht.«
    »Und das, obwohl die Zimmer leer stehen«, erwiderte Linda kichernd.
    Ihre Schwester blickte sie scharf an. »Warum sagst du so etwas? Die Zimmer stehen nicht leer. Sie sind belegt. Das weißt du sehr genau. Oft genug haben wir sie gespürt und manchmal auch gesehen. Sie sind da, und sie wissen genau, dass wir ihnen eine Bleibe geschaffen haben, in der sie sich ausruhen können. Unser Hotel ist für sie zur Fluchtburg geworden, und das haben sie dankbar angenommen.«
    »So denke ich auch, Schwesterherz.«
    »Dann rede bitte nicht anders.«
    Linda verdrehte die Augen. »Das würde ich ja gern. Allein, mir fehlt der Glaube. Ich kann es nicht, Schwester. Ich kann es wirklich nicht, aber das ist nicht dein Problem, denn du bist sensibler als ich. Ich wünschte mir, sie mal zu sehen.«
    »Das hast du doch.«
    »Ach, du meinst Manon?«
    »Genau die meine ich. Ich habe sie gesehen. Du hast sie gesehen. Beide haben wir sofort die Gemeinsamkeiten gespürt, die uns verbinden. Sie ist eine, die uns den Weg zeigen kann, damit wir endlich unsere Ziele erreichen, für die wir jahrelang gelebt haben. So sehe ich das, und du musst es ebenfalls so sehen.«
    »Was mir nicht leicht fällt.«
    »Das weiß ich ja. Es stört mich trotzdem nicht. Wir werden weiterhin unseren Weg gehen und ich bin davon überzeugt, dass der große Erfolg dicht bevorsteht.«
    Es war so etwas wie ein Abschlusswort zwischen den beiden Schwestern, denn danach herrschte zwischen ihnen das große Schweigen. Minutenlang sprach niemand ein Wort. Sie tranken auch die letzten Reste des Tees, aber die Blicke wanderten immer wieder zu dem altmodischen Telefon mit der Wählscheibe hin, als könnten sie den Apparat allein durch ihre geistige Kraft dazu bringen, sich zu melden, was er allerdings nicht tat.
    Wilma nahm den Faden wieder auf. »Was sagt dein Gefühl, Schwester?«
    »Nichts Gutes. Es ist schon zu viel Zeit verstrichen. Wie spät ist es eigentlich?«
    Wilma schaute auf die Uhr. »Gleich Mitternacht.«
    »Oh, dann wird sie nicht kommen.«
    »Glaubst du?«
    Linda seufzte. »Ja, das glaube ich. Und ich will nicht als Pessimistin angesehen werden, wenn ich dir jetzt sage, dass unserer Freundin etwas passiert ist. Ich rechne sogar damit, dass sie nicht mal mehr am
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