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134 - Die Spinne und die Hexe

134 - Die Spinne und die Hexe

Titel: 134 - Die Spinne und die Hexe
Autoren: A.F.Morland
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können.
    Ich hatte den Eindruck, daß sich Layton in dieser Kühlkammer nicht nur wohlfühlte, sondern daß er darüber hinaus auch noch Kraft aus der Kälte bezog.
    Wie war dieses Wohlbehagen zu torpedieren? Indem man die Temperatur erhöhte? Weniger Kälte - weniger Kraft für Layton. Stimmte diese Rechnung?
    Ich nahm Herbert James zur Seite. »Das Kühlaggregat hält konstant eine Temperatur von Minus dreißig Grad…«
    »Das ist richtig.«
    »Man könnte aber auch erhöhen - auf zwanzig Grad zum Beispiel, oder auf zehn…«
    »Das wäre kein Problem«, sagte der Direktor des Kühlhauses.
    »Wie weit können Sie hinaufgehen? Bis auf Null Grad?«
    »Theoretisch wäre es sogar möglich, den Kühlvorgang umzukehren«, sagte Herbert James.
    Ich glaube, meine Augen fingen an zu leuchten, Für das, was der Direktor der »Ice Company« soeben gesagt hatte, hätte ich ihn am liebsten an mein Herz gedrückt.
    »Mit anderen Worten, Sie könnten statt kühlen auch heizen, wenn ich Sie recht verstanden habe«, sagte ich aufgewühlt, denn plötzlich war das Eismonster für mich kein Problem mehr.
    »So ist es, Mr. Ballard. Aber das ist natürlich nur theoretisch möglich, wie ich schon sagte.«
    »Und wieso nicht praktisch?« wollte ich wissen.
    »Sie haben gesehen, wieviel Fleisch dort drinnen gelagert ist. Ich kann nicht verantworten, daß es verdirbt.«
    »Mr. James, Layton hat einen Ihrer Leute umgebracht!« sagte ich eindringlich. »Wie können Sie da an das Fleisch denken?«
    »Mr. Windens Tod geht mir sehr nahe, aber daran kann man nichts mehr ändern. Ich muß den wirtschaftlichen Aspekt im Auge behalten. Wir haben langfristige Verträge mit seriösen Kunden. Wir können es uns nicht leisten, sie zu verlieren.«
    Ich hätte die Möglichkeit gehabt, das Eismonster gewissermaßen mit einem einzigen Knopfdruck auszuschalten. Sollte dies an Herbert James’ Widerstand scheitern?
    Wir mußten dem Killer einheizen! Layton durfte nicht am Leben bleiben. Er hatte seine Gefährlichkeit unter Beweis gestellt. Vielleicht kam ihm eine Idee, wie er ohne Schaden von hier fortkam. So weit durften wir es nicht kommen lassen.
    Das Schicksal ahnungsloser, unschuldiger Opfer lag in unserer Hand. Niemand konnte wissen, wie viele Menschen Layton töten würde, wenn er unbeschadet rauskam.
    Ich bat den Direktor der »Ice Company«, mit mir sein Büro aufzusuchen.
    »Was ist mit Layton?« fragte Herbert James.
    »Vorerst wird er nicht rauskommen. Er fühlt sich drinnen sehr wohl«, erwiderte ich.
    »Und was tun wir in meinem Büro?«
    »Wir rufen Tucker Peckinpah an«, sagte ich. »Vielleicht kennt er ein Argument, das Sie umstimmen kann.«
    »Das glaube ich kaum. Es steht zuviel Fleisch auf dem Spiel - und somit zuviel Geld.«
    In James’ Büro setzte ich mich sogleich mit dem Industriellen in Verbindung. Ich erklärte ihm den Sachverhalt und fragte anschließend: »Wären Sie bereit, tief in die Tasche zu greifen und den Schaden finanziell abzudecken?«
    »Keine Frage, Tony. Ich kaufe das ganze Fleisch. Was Sie dann damit machen, ist unsere Sache. Der Schaden wird sich in Grenzen halten und zu verkraften sein. Das Fleisch wird nicht völlig verderben.«
    »Wir haben ein strenges Lebensmittelgesetz, Partner.«
    »Gott sei’s gedankt, aber niemand wird etwas dagegen einzuwenden haben, wenn ich das Fleisch an eine Tierfutterverwertung verkaufe. Da kommt dann wieder einiges Geld herein. Der Rest ist ein Verlust, über den ich hinwegkommen werde. Geben Sie mir Mr. James.«
    Ich hielt dem Mann im dunklen Nadelstreifenanzug den Hörer entgegen. »Peckinpah möchte mit Ihnen reden.« Herbert James nahm mir den Hörer aus der Hand. »Ja, Tucker?… Ja, Tucker… Das ist natürlich etwas anderes. Ja, das geht, das kann ich verantworten. Ich werde noch heute mit unseren Kunden reden… Ein Notfall, genau… Bei einer entsprechenden Entschädigung wird man das verstehen. Ich schlage vor, Sie kommen morgen in mein Büro, und wir erledigen den Papierkram… Selbstverständlich, Tucker. Bis morgen… Ja…«
    Der Direktor gab mir den Hörer zurück. »Sie haben grünes Licht, Tony«, sagte Tucker Peckinpah.
    »Sie haben mir mal wieder einen unschätzbaren Dienst erwiesen, Partner«, sagte ich.
    »Stets zu Diensten.«
    Wir kehrten ins Kühlhaus zurück. Die Lage war unverändert - und trotzdem war die Situation plötzlich eine ganz andere. Laytons »Leben« lag in meiner Hand.
    Das Eismonster war mir völlig ausgeliefert. Nach den Hieben, die ich dort
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