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1339 - Der Blutengel

1339 - Der Blutengel

Titel: 1339 - Der Blutengel
Autoren: Jason Dark
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mich die Waffe regelrecht aufspießte.
    Blut, Schmerzen, ein Erleben, das man nicht beschreiben kann.
    Die kurzen, aber trotzdem so schrecklich langen Sekunden vor dem endgültigen Aus. Vor dem brutalen Riss in die ewige Finsternis oder auch hinein in das Reich des Lichts.
    Niemand weiß, was nach dem Tod kommt und wie das endgültige Ende aussieht. Auch die Religion gibt darauf keine Antwort, aber sie gibt Hoffnung.
    Diese Gedanken schossen mir tatsächlich durch den Kopf, während ich darauf wartete, dass ein dicker Blutschwall aus der schrecklichen Wunde quoll, die das Schwert hinterlassen hatte.
    Besonders jetzt, wo es aus dem Körper herausgezogen wurde.
    Kein Blut!
    Keine Flüssigkeit, die zu Boden klatschte und sich dort als Lache ausbreitete.
    Ich spürte auch keine Schmerzen, obwohl mich die breite Klinge durchbohrt hatte. Ich stand da, ich schaute an mir herab, und irgendwie wartete ich noch immer auf den Tod.
    Begreifen konnte ich es nicht. Mir war nichts passiert. Ich war als existenter Mensch getroffen worden und lebte trotzdem, weil ich eben…
    Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Hier bei mir hatten sich die normalen Gesetze aufgelöst. Ich war noch ich, aber es war trotzdem ein anderer.
    Ich besaß noch meinen Körper, aber der Knochensessel hatte es tatsächlich geschafft, ihm eine andere Existenz zu geben. So glich mein Körper mehr einem Astralleib. Möglicherweise hatte er sogar die Hauptfunktion übernommen.
    Ein Wunder – wirklich.
    Jetzt fing ich an, daran zu glauben. Ich nahm es als einen glücklichen Umstand hin. Der Herrgott hatte noch nicht gewollt, dass man mich zu meinen Ahnen schickte.
    Aber es gab noch den Blutengel, der sein Schwert aus mir herausgezogen hatte. Er war so weit zurückgewichen, wie es der Platz in dieser Enge erlaubte. An einen zweiten Angriff dachte er nicht.
    Er stand noch unter dem Schock der ersten Niederlage und hielt den Kopf gesenkt. So stierte er auf die Klinge, an der sich kein einziger Blutstropfen abzeichnete. Nach wie vor sah sie aus wie neu.
    Mein positives Erschrecken war vorüber. Ich konzentrierte mich wieder auf die Gestalt vor mir, und das Lachen musste einfach heraus. Es hörte sich zudem an wie ein lautes Bellen, und ich erlebte auch die Echos, mit denen mein eigenes Gelächter wieder zurückschlug.
    Genau das störte den Blutengel. Er riss sein Maul auf. In seinem Gesicht entstand ein Schlund. Der widerliche Gestank des Blutes nahm noch mal zu. Möglicherweise ein Zeichen seiner Erregung, und an Aufgabe dachte er nicht.
    Er versuchte es ein zweites Mal.
    Die schwere Klinge bewegte er geschmeidig und gekonnt wie ein Künstler. Er nutzte auch den Platz aus, als er sie über seinen Kopf schwang und gleichzeitig ausholte.
    Diesmal zielte er auf meinen Hals!
    Ich hätte auch Zeit gehabt, zu reagieren, um blitzschnell zu Boden zu sinken. Das tat ich jedoch nicht. Ich vertraute weiterhin auf die Magie des Knochensessels.
    Es war ein nicht zu beschreibendes Gefühl, als die Klinge auf mich zuraste. Den Kopf dabei normal zu halten, fiel mir wahnsinnig schwer.
    Der Treffer!
    Jetzt hätte mein Kopf eigentlich zu Boden fallen müssen. Hätte vor mir ein Spiegel gestanden, hätte ich vielleicht in den letzten Sekunden meines Lebens noch mitbekommen, wie sich der Kopf vom Hals löste, aber ich spürte nichts. Nicht mal eine Berührung am Hals. Nicht mal einen Luftzug. Dabei hätte mir das Schwert den Kopf vom Körper schlagen müssen, aber das Wunder blieb bestehen.
    So konnte ich gelassen zuschauen, wie die Klinge durch die Luft schnitt. Mit der Spitze kratzte sie an der Innenwand entlang, hinterließ einen hellen Streifen und machte mich so mit der Tatsache bekannt, dass dieses Schwert tatsächlich existierte.
    Der Blutengel taumelte zurück. Aus seinem Maul drang ein gurgelndes Geräusch. Er musste völlig von der Rolle sein. Wahrscheinlich war für ihn sogar eine Welt zusammengebrochen.
    Ich zog die Beretta!
    Nein, es war nicht wie normal. Ich hatte eher das Gefühl, dass die Waffe in meiner Lage mehr ein Fremdkörper für mich war. Mich erwischte einfach nicht das gleiche Gefühl wie sonst, und als ich den Finger um den Abzug legte, überkam mich der Eindruck, dass er gar nicht vorhanden war.
    Ich schoss trotzdem!
    Der Blutengel stand vor mir. Er hätte die Kugel auf jeden Fall abbekommen, wenn es eine gegeben hätte.
    Es gab sie nicht!
    Kein Silbergeschoss verließ die Mündung. Ich wollte es nicht wahrhaben und drückte noch mal ab.
    War das wirklich
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