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1339 - Der Blutengel

1339 - Der Blutengel

Titel: 1339 - Der Blutengel
Autoren: Jason Dark
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raue Boden, über den der Blutengel schritt, vibrierte leicht unter seinen Füßen. Die Stille verging. Aus der Ferne war des Öfteren ein Zischen zu hören, und dann stiegen auch die Dampfwolken in die Höhe, die das heiße, aus der Erde dringende Wasser hinterlassen hatte. An verschiedenen Stellen war der Druck unterhalb des Bodens immer vorhanden. Und wenn er stärker wurde, sprengte er die Oberfläche weg und so hatten die Geysire freie Bahn. Dann zischten sie aus der Erde wie keuchender Atem aus den Mäulern der Monster und verteilten sich als dichte Nebelschwaden in der schwülwarmen Luft.
    Der Blutengel liebte diese Gegend. Er mochte die Tiefen der Schluchten nicht, weil er dort in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt war. Hier war es anders. Diese Gegend gehörte zu seiner Heimat, und so ging er sicher an den Dämpfen und den heißen Quellen vorbei, um sein Ziel zu erreichen.
    Es war ein breiter Talkessel inmitten einer gewissen Höhe. Eine Schüssel. Nicht leer. Poröses Vulkangestein bildete den Untergrund. Es war aus der erkalteten Lava der Feuer speienden Berge entstanden und hatte überall seltsame Figuren hinterlassen. Manche sahen aus wie Säulen, andere wiederum bildeten Blöcke, die krumm und schief auf dem Boden lagen. Manche schienen mitten in der noch nicht ausgeführten Bewegung erstarrt zu sein. Sie waren krumm und sahen aus, als wollten sie jeden Moment kippen.
    Selbst Wände hatten sich hochgetürmt, und sie besaßen breite Löcher und Öffnungen, die als Verstecke dienten.
    Der Blutengel blieb stehen.
    Er drehte den Kopf.
    Hier in der Schüssel war es so gut wie windstill. Nichts bewegte seine lumpige Kleidung. Ein dumpfer Geruch lag schwer über der Gegend. Es roch nach Schwefelgasen, die aus der Ferne herankrochen. Dort grummelte es noch immer. Unter dem Boden arbeitete es. Da mischten sich Kräfte miteinander, die sehr schnell für eine Veränderung sorgen konnten.
    Die Erde brach nicht auf, und so konnte der Blutengel seinen Weg unbeirrt fortsetzen.
    Er ging auf eine Wand zu. Eigentlich hätte er schon nach wenigen Schritten stoppen müssen, doch dann sah es aus, als wäre er mit dieser Wand verschmolzen.
    Das traf nicht zu. Er hatte nur den Eingang zu einer Höhle gefunden, wo etwas auf ihn wartete.
    Weit ging er nicht. Er blieb stehen, als er das Schnauben hörte, das ihm entgegenwehte.
    Aus seinem Mund drangen ungewöhnliche Laute. Man konnte sie auch als kehlige Worte umschreiben, und damit hatte er genau das Richtige getan, denn aus dem tiefen Dunkel der Höhle löste sich eine zweite Gestalt, die kein menschliches Aussehen hatte.
    Es waren auch keine Schritte, die Echos abgaben. Ein schnelles Klappern ließ darauf schließen, dass sich dem Wartenden ein Tier näherte. So war es denn auch.
    Ein schwarzes Pferd kam auf den Blutengel zu und blieb neben ihm stehen. Der Kopf bewegte sich zuckend, aus dem Maul strömte eine schaumige Flüssigkeit, und in den Augen des Tieres überwog das Rot.
    Der Blutengel streichelte den Kopf mit beiden Händen. Er war zufrieden. Er umfasste die Mähne und zog das Tier aus der Höhle hervor ins Freie. Dort trompetete das Pferd sein Wiehern hinaus, als wollte es anderen Wesen beweisen, dass es noch vorhanden war.
    Der Blutengel war zufrieden. Tief zog er den Pferdekopf zu sich heran. Er drückte sein Gesicht in die Mähne hinein und gab so die Verbundenheit mit dem Tier bekannt.
    Wenig später ließ er von dem Tier ab und ging allein zurück in die Höhle.
    Die tiefe Finsternis nahm ihn gefangen, was ihn nicht weiter störte, weil er genau wusste, was er wollte. An einer bestimmten Stelle hielt er an und griff nach einem ihm sehr wichtigen Gegenstand. Er musste ihn vom Boden anheben, was ihn nicht störte. Wichtig war nur das Teil. Mit ihm verließ er die Höhle wieder und blieb dort stehen, wo sein Reittier auf ihn wartete.
    Wie zum Triumph hob er den Gegenstand hoch, als wollte er ihn anderen Personen präsentieren. Aber niemand schaute ihm zu, und so sah nur er, was er in der rechten Hand hielt.
    Es war ein Schwert. Eine sehr lange Klinge mit einem quer liegenden und auch breiten Handschutz. Woraus die Waffe genau bestand, war nicht auszumachen. Jedenfalls schimmerte sie nicht blank. Es musste ein stumpfes Material sein, aber der Blutengel konnte sich auf das Schwert verlassen und klopfte kurz damit auf den Boden.
    Er war zufrieden.
    »Komm…«
    Das eine Wort reichte aus. Langsam drehte sich das Tier herum und blieb mit der Seite zu ihm hingewandt
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