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1338 - Die Sechstageroboter

Titel: 1338 - Die Sechstageroboter
Autoren: Unbekannt
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Systeme sind vorhanden ... hatte Leonardo gesagt. Jetzt wurde mir diese Aussage erst in vollem Umfang bewußt. Aber ihre letzte Bedeutung wurde mir erst klar, als die Kampfroboter in der Zentrale auftauchten. Zwei Stück für jeden von uns.
    Wir saßen in der Klemme.
    Das Raumschiff wurde vom Ctl-System vollrobotisch gesteuert. Wir konnten keinen Einfluß auf die Navigation nehmen, konnten keinen Kurs und kein Ziel bestimmen.
    Ich hatte nur eine schwache, aber sehr düstere Ahnung davon, was das alles zu bedeuten hatte, und ich war nicht in der Laune, darüber zu diskutieren.
    Aber vielleicht war es, wenn ich recht behielt, gar nicht so schlimm um uns bestellt. Denn dann bestand wenigstens die Hoffnung, einige Aufklärung über die Hintergründe und Zusammenhänge zu bekommen.
    Die Robotik sprach in Alt-Kartanisch zu uns, offenbar war sie noch nicht auf die „unreine Sprache" umprogrammiert, würde es vielleicht nie werden. Dao-Lin lieferte uns die Übersetzung: Wir wurden aufgefordert, unsere SERUNS - wörtlich: „Rüstungen" - abzulegen. Das taten wir widerspruchslos. Es hätte jetzt keinen Zweck mehr gehabt, die wilde Amazone zu spielen.
    Das Raumschiff schoß mit beachtlicher Beschleunigung aus dem Ctl-System hinaus und ging dann übergangslos in den Überlichtflug über. Ich schätzte, daß es sich beim Uberlichtantrieb um eine Art Lineartriebwerke handeln mußte, denn die Bildschirme, die die Roboter sicherlich nur uns zuliebe eingeschaltet hatten, zeigten bloß ein graugranuliertes Nichts, wie es für den Zwischenraum typisch ist.
    Ich war schon sehr gespannt, wo wir herauskommen würden.
     
    7. NULL
     
    Mir fielen fast die Augen heraus, als das Ding, dem wir uns näherten, immer größer wurde und dann schier die Bildschirme sprengte.
    Es sah aus wie ein langgestreckter Asteroid mit rauher, felsiger Oberfläche - wie eine längliche, runzelige Kartoffel. „Wie groß, Dao-Lin?" fragte Poerl. „Neunzig Kilometer lang", antwortete die Kartanin. „An der dicksten Stelle fast dreißig Kilometer."
    „Wow!" machte Arsala. „Und was stellt es dar?"
    „Ein Stück Heimat", sagte Dao-Lin versonnen. Als sie unser Erstaunen merkte, fügte sie hinzu: „Es heißt NARGA SANT, was soviel bedeutet wie >ein Stück Heimat<."
    Ich hatte diesen Begriff noch nie gehört und schloß daraus, daß er aus dem Alt-Kartanischen stammte, wie man es vermutlich vor 50.000 Jahren gesprochen hatte. „Und was stellt NARGA SANT dar?" wollte Poerl wissen. „Es ist später, als ich gedacht habe", sagte Dao-Lin wie zu sich selbst, aber so nahe bei mir, daß das Flüstern auch mir gelten konnte. „Ich habe das erst bei den Ctls erkannt. Du ahnst sicherlich bereits, wer Null als die höchste Instanz über den Einser-Robotern ist, Nikki. Der Tag Null aber ist schon sehr weit fortgeschritten. Das wurde mir durch die gewonnenen Erkenntnisse über die Ctl-Roboter klar. Ich verstehe voll und ganz, warum die Wissenden die Dunkelzone zum Raknor-Nebel erklärten."
    „Dann hast du ihnen auch verziehen, daß sie dich darüber nicht informierten", sagte ich. „Du bist sehr großmütig, Dao-Lin."
    „Es wird sich alles aufklären", antwortete die Kartanin. „Ihr habt nichts zu befürchten, Nikki. Ich glaube sogar, daß du dein Ziel erreicht haben wirst und alles erfährst."
    „Haben dir die Wissenden das zugesichert?" fragte ich. „Das brauchen sie nicht. Ich habe ein untrügliches Gefühl dafür. Wie sich die Dinge entwickelt haben, ist es anders kaum denkbar. Der Tag Null geht allmählich zur Neige."
    Ich sah Dao-Lin prüfend an und fragte: „Hat der Tag Null etwas mit dem Lao-Sinh-Projekt zu tun?"
    Sie senkte den Blick und schwieg. Ich blickte wieder auf den Bildschirm. Wir flogen am zerklüfteten Felsbrokken NARGA SANT entlang, machten eine kleine Wendung und stiegen hoch.
    Nun rückte eine Reihe von hohen, schlanken Felsnadeln ins Blickfeld. Ich schätzte ihre Zahl auf rund zwanzig, zählte sie und kam auf achtzehn. Und jede dieser Felsnadeln mochte etwa einen Kilometer hoch sein und an der Basis einen Durchmesser von 100 Metern haben. „Das sind Nocturnenstöcke!" rief Poerl überrascht aus. „Aber ... wie ist das möglich? Wie kommen Nocturnenstöcke auf einen Asteroiden von Pinwheel?"
    Da Dao-Lin darauf keine Antwort gab, sagte ich: „Eine gute Frage. Sie läßt sich aber beantworten, wenn man voraussetzt, daß die NARGA SANT kein Asteroid mit einer festen Umlaufbahn ist, sondern mobil - und womöglich schon mal im Fornax-System
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