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1327 - Lady Sarahs Totenfrau

1327 - Lady Sarahs Totenfrau

Titel: 1327 - Lady Sarahs Totenfrau
Autoren: Jason Dark
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sehen müssen, doch sie nahm keine Notiz von mir.
    Durch zwei Fenster fiel Tageslicht. Das Wetter draußen hatte sich verändert. Die große Hitze war weg. Sie hatte sich mit schweren Gewittern und Stürmen verabschiedet. Viel kühler war es jedoch nicht geworden. Im Gegenteil, die Schwüle hatte zugenommen.
    Jane Collins trug ein graues Kostüm aus dünnem Leinen. Trotzdem schwitzte sie. Ich sah auf ihrer Stirn einen dünnen Schweißfilm. Ihre Lippen waren blass, und unter den Augen lagen dunkle Ränder, als hätte man sie dort hingemalt.
    Als ich vor ihr stehen blieb, schaute sie zu mir hoch. »Du hast es geschafft?«
    »Ja.«
    »Und weiter?«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Ist schon gut«, flüsterte Jane. »Ich kann mir vorstellen, wie es gewesen ist. Ich kenne dich ja.« Sie schüttelte den Kopf. »Für mich war es einfach grausam, und ich kann noch immer nicht glauben, dass alles vorbei ist. Ich traue mich kaum, zurück in das Haus zu gehen. Es ist so leer, verstehst du?«
    »Klar.«
    »Und trotzdem habe ich immer das Gefühl, dass sie noch bei mir ist. Dass sie sich um mich herum aufhält. Dass sie mit mir reden und mich sogar beschützen will. Komisch, aber so habe ich es empfunden.« Sie lachte freudlos auf. »Ich ging nach oben und hatte dabei das Gefühl, dass Sarah mir folgen würde und wieder über die hohen Stufen und über ihre alten Knochen schimpfte.«
    »Aber du wirst dort bleiben?«
    »Das überlege ich noch.«
    Ich war überrascht und fragte: »Was gibt es da noch großartig zu überlegen?«
    »Weiß ich, welche Wahrheiten uns der Notar eröffnet?«
    »Das werden wir bald haben.«
    Jane schaute auf die Uhr. »Wir müssen los.«
    »Gut.«
    Sie stand auf, blieb aber vor mir stehen, und ich begriff, was sie von mir wollte, und nahm sie in den Arm.
    »John, das tut gut. Das habe ich gebraucht. Wir müssen jetzt zusammenhalten, und das noch stärker als zuvor. Es ist nichts mehr so, wie es einmal war. Das Grauen ist zurückgekehrt, und der Schwarze Tod hat einen ersten Sieg errungen. Er wird es dabei nicht belassen, John. Er macht weiter, und ich weiß nicht, ob wir ihn diesmal stoppen können. Er muss sich einfach verändert haben. Er wird schlauer geworden sein, John.«
    »Wir aber auch, Jane.«
    »Toll, dass du das so siehst. So hätten wir den Schwarzen Tod eigentlich stoppen müssen – oder nicht?«
    »Das können wir später versuchen. Ich bin nur froh, dass ich entkommen konnte. Das wird ihn wahnsinnig geärgert haben. Ich schätze, dass er bald wieder zuschlagen wird, aber darüber mache ich mir jetzt keinen Kopf. Zuerst müssen wir zum Notar, und heute Abend sind wir alle bei den Conollys, um über die nächsten Schritte zu reden. Jeder von uns muss sich auf den Dämon mit der Sense einstellen. Da steht uns noch einiges bevor.«
    Jane war meiner Meinung, schwächte sie allerdings leicht ab, als sie sagte: »So ganz ohne Probleme wird sich der Schwarze Tod nicht durchsetzen können, John. Geh davon aus, dass er in der dämonischen Welt nicht nur Freunde hat. Es könnte zu Kämpfen kommen, und vielleicht reiben sich die Gegner gegenseitig auf.«
    So optimistisch dachte ich nicht. »Dracula II und Justine Cavallo haben es versucht, aber nicht geschafft. Und die beiden haben wirklich was drauf.«
    »Klar, du musst es wissen. Die blonde Bestie wurde zu deiner Partnerin.«
    »Zwangsläufig.«
    Jane verkniff sich jede spitze Bemerkung. »Hast du wirklich keine Ahnung, wohin sie verschwunden sein könnten?«
    »Nein, habe ich nicht. Wahrscheinlich haben sie und Dracula II die Flucht aus ihrer eigenen Welt geschafft, doch darauf wetten möchte ich nicht. Es kann sein, dass sie ein besonders gutes Versteck gefunden haben, in dem sie erst mal abwarten.«
    »Wir werden es herausfinden.« Sie blickte auf die Uhr. »Jetzt wird es wirklich Zeit.«
    Ein Angestellter geleitete uns zur Tür. Er passte in dieses Institut.
    Dunkel gekleidet und Trauermiene. Er wollte noch etwas sagen, aber ich winkte ab.
    »Schon gut, Mister.«
    Uns wurde die Tür geöffnet. Wir hörten eine Glocke über unseren Köpfen bimmeln und standen wenig später im Freien. Von dort aus gingen wir zu dem kleinen Parkplatz, auf dem Jane ihren Golf abgestellt hatte. Beide waren wir auf den Besuch beim Notar gespannt…
    ***
    Der Mann hieß Sir William Preston, und er gehörte zu den besten drei Anwälten und Notaren, die London zu bieten hatte. Seine Kanzlei befand sich in der Nähe des Picadilly in einem ehrwürdigen Haus, das im
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