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1327 - Lady Sarahs Totenfrau

1327 - Lady Sarahs Totenfrau

Titel: 1327 - Lady Sarahs Totenfrau
Autoren: Jason Dark
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Haus wohnst, steht dir das gesamte Archiv zur Verfügung. Du kannst dich noch intensiver in die Fälle hineinknien, das meine ich zumindest.«
    Ein Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen. »Das ist zwar alles nett gemeint, Jane, und irgendwie ehrt es mich auch, aber lass mir meine Wohnung. An die habe ich mich gewöhnt, auch wenn sie nicht eben das Optimum darstellt.«
    »Tja, verstehen kann ich es. Es war nur so ein Gedanke.«
    »Das verstehe ich völlig.«
    Jane lehnte sich zurück. Die Tasse hielt sie in der Hand. »Ich werde stark umdenken müssen, John, und ich überlege schon jetzt, ob ich mich in meinen Detektivjob noch immer so stark hineinknien werde.«
    »Willst du in Rente gehen?«
    Darüber konnte sie nicht mal lächeln. »Nein, John. Es ist eher das Gegenteil der Fall. Ich werde mein Leben intensivieren und auch konzentrieren, verstehst du?«
    »Noch nicht ganz.«
    »Es ist einfach. Ich habe jetzt praktisch eine Verpflichtung übernommen. Ich sehe mich als Lady Sarahs Nachfolgerin und werde die normalen Fälle immer mehr zur Seite schieben. Das ist der Vorteil finanzieller Unabhängigkeit. Es sei denn, die normalen Fälle sind besonders interessant. Dann greife ich zu.«
    »Aha, du willst mir also Konkurrenz machen.«
    »Das habe ich nicht gesagt. Es wäre ja möglich, dass wir in Zukunft enger zusammenarbeiten. Da bist du praktisch so etwas wie mein Auftraggeber. Es ist immer gut, wenn man noch ein Eisen im Feuer hat.«
    »Stimmt. Nur möchte ich dich daran erinnern, dass wir bisher verflixt oft zusammengearbeitet haben. Ich kann dir gar nicht aufzählen, wo…«
    »Das weiß ich alles. Dennoch sehe ich mich gezwungen, mein Leben neu zu ordnen.«
    »Da hast du mein vollstes Verständnis, Jane.« Ich hatte meine Tasse leer, und Jane trank ihren Rest ebenfalls aus. »Möchtest du noch einen Capp…«
    »Nein, John. Lass uns zu mir fahren.« Sie beugte sich nach rechts und deutete gegen den Boden. »Dort steht dein Bild. Ich denke, dass wir es uns in Ruhe anschauen sollten. Da ist bei mir der beste Platz.«
    »Hast du einen Verdacht, dass etwas damit nicht stimmen könnte?«
    »Auch wenn du mich auslachst, John, den Verdacht habe ich tatsächlich. Irgendwas ist damit los. Warum hat Sarah es so lange versteckt gehalten? Warum?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Es ging ihr sicherlich nicht um das Motiv. Meiner Ansicht nach zeigt es einen Heiligen. Aber warum nennt man ein derartiges Gemälde die Verführung? Wer soll hier wen verführen? Ich habe nichts dergleichen gesehen.«
    »Ich auch nicht. Nur werden wir da wohl selbst kaum eine Antwort finden. Ich habe mir vorgenommen, es einem Experten anzuvertrauen. Möglicherweise kann er mir mehr sagen über den Maler und über die Herkunft des Bildes. Erst dann sehen wir weiter. Ist das ein Vorschlag?«
    »Klar, sicher. Ich habe nichts dagegen. Wir sitzen hier als absolute Laien.«
    Ich entdeckte die Bedienung, eine ältere, freundlich lächelnde Frau, in unserer Nähe. Ich winkte sie heran, um die Rechnung zu begleichen. Aber das ließ sich Jane nicht nehmen.
    »Diesmal zahle ich.«
    »Klar. Als Erbin…«
    »Hör auf, John, anders herum wäre es mir lieber.«
    »War auch nur so dahergesagt.«
    Jane legte noch ein gutes Trinkgeld hinzu, dann erhoben wir uns und verließen das Café.
    Die Spannung hatte uns noch immer nicht verlassen, und das Bild schien unter meinem Arm zu schmoren…
    ***
    Jane Collins hatte Recht gehabt. Auch mich überkam schon das seltsame Gefühl, als ich nach ihr das Haus betrat, im dem Sarah Goldwyn gestorben war.
    Es war so still.
    Aber es war eine andere Stille als sonst, die wir hier erlebten. Sie war mit dem Wissen verbunden, dass diejenige Person, der das Haus gehörte, nicht mehr zurückkehren würde. Sarah Goldwyn hatte das Haus geprägt. Sie hatte ihm Leben eingehaucht. Hier war ihr Reich gewesen. Hier hatte sie über Jahre hinweg gelebt und sich wohlgefühlt, und plötzlich war dies alles vorbei.
    Schluss, aus, Ende…
    In meiner Kehle und in meinem Magen lag wieder der Druck, nachdem ich die Haustür hinter mir zugezogen hatte. Es war nicht kalt, doch ich fröstelte trotzdem.
    Jane war bereits vorgegangen und die Treppe zu ihrem Bereich hin hochgestiegen. Ich blieb noch zurück. Ich dachte an den Augenblick, als wir Lady Sarah tot vor der Treppe liegend gefunden hatten, blutüberströmt, von Krallen zerrissen, und ich dachte auch daran, dass sich die Killer noch im Haus aufgehalten hatten, aber es war Jane und mir gelungen, sie zu
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