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1316 - Vampirhölle

1316 - Vampirhölle

Titel: 1316 - Vampirhölle
Autoren: Jason Dark
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weder nach rechts noch nach links. Sie gingen einfach nur weiter einem imaginären Ziel entgegen, wie Goldgräber, die auf der Suche nach dem geheimnisvollen El Dorado waren.
    Aber niemand stieß gegen den anderen. Niemand prallte gegen einen Tisch. Sie wichen sich gegenseitig aus, als befänden sich Sensoren an ihren Körpern, die sie warnten.
    »Gesehen…?«, murmelte Vanessa wie selbstvergessen.
    »Ja, mit Ihren Augen!«, bestätigte Suko.
    Sie hob ihre schmalen Schultern an. »Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht…«
    »Aber Sie haben es gesagt.«
    »Ja, das schon, das habe ich. Aber ob sie dort unten im Keller gewesen sind. Sie verschwanden nur…«
    »Und was war mit ihnen als sie zurückkamen?«
    Der Blick der Musikerin wurde verhangen. »Ja, da zeigten sich manche schon verändert.«
    »Inwiefern?«
    »Einige haben geweint und bluteten auch. Und die Geschwister haben sich oft die Lippen abgewischt.«
    Ich beugte mich vor, um nicht so laut sprechen zu müssen, denn einige der Gäste schlichen gefährlich nah an unserem Tisch vorbei.
    Sie sollten nichts mitbekommen.
    »Vanessa, Sie kennen bestimmt den Weg, der zu den Kellern führt oder zum Keller?«
    »Ich selbst war noch nie da.«
    Ich ließ nicht locker. »Sie wissen sicherlich, wie Sie dort hinkommen – oder?«
    »Das schon.«
    »Dann könnten wir uns zu dritt den Raum oder die Räume mal genauer anschauen.«
    Sie erschrak und schüttelte sich. »Was wollen Sie denn dort sehen? Ich glaube nicht, dass Mike und Mona schon…«
    »Eben. Sie sollen ja nicht hier sein. Noch nicht.«
    Vanessa war alles andere als begeistert. Sie schaute nach vorn und drehte den Kopf nach links. Zwei junge Frauen standen dort, so in schwarz eingekleidet, dass fast nur ihre bleichen Gesichter zu sehen waren, und sie schienen in der nebligen Luft zu schweben.
    »Vanessa…« Sie wurde von beiden zugleich angesprochen und erwachte wie aus einer leichten Trance.
    »Was ist denn?«
    »Du wolltest doch spielen.«
    Es »leuchtete« auf ihrem Gesicht auf. Die Worte hatten sie bis ins Mark getroffen. Wer so reagierte wie sie, der war eine Musikerin mit Leib und Seele.
    Wir hielten sie aus guten Gründen nicht zurück, da sie uns noch bestimmte Dienste leisten sollte. Wir mussten Vanessa in gewisser Hinsicht bei Laune halten, denn sie war es, die sich auskannte.
    Noch hatte sie sich nicht entschieden. Sie schaute uns an, wir hoben die Schultern und zeigten ihr so, dass wir uns nicht einmischen wollten. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, und sie nickte in die Runde.
    »Ich denke, dass es gut ist, wenn ich etwas Musik mache. Ich will… äh … es lenkt mich ab.«
    »Bitte«, sagte Suko.
    Vanessa stand auf. Zuvor hatte sie noch nach unten gefasst und den Geigenkasten angehoben. Die beiden Schwarzen erwarteten sie und nahmen Vanessa in die Mitte. Gemeinsam schritten sie über die Tanzfläche. Vorbei an den dort tanzenden Gestalten, bis sie das Podium erreicht hatten, auf das Vanessa stieg. Sie setzte sich dort auf einen Stuhl und packte ihr Instrument aus.
    Es war den anderen Gästen aufgefallen, dass Vanessa ihren Stammplatz eingenommen hatte. Einige der Leute auf der Tanzfläche hörten auf, sich zu bewegen. Sie schauten zu der Musikerin hin und begannen Beifall zu klatschen.
    Mich hatte die Atmosphäre derart beeindruckt, dass Suko mich zwei Mal ansprechen musste, um überhaupt eine Reaktion von mir zu bekommen.
    »Ja, was ist?«
    »Entschuldige, dass ich dich geweckt habe…«
    »Hast du nicht.«
    »Gut. Wie wäre es, wenn wir uns den Keller anschauen? Den Weg finden wir auch allein.«
    »Und das Spiel?«
    »Können wir uns später noch anhören. Wir wollen dort unten ja nicht übernachten.«
    So gesehen hatte er Recht. Gemeinsam erhoben wir uns von den Stühlen mit den für mich zu schmalen Sitzflächen. Jetzt wurden auch wir zu schleichenden Gespenstern dieser ungewöhnlichen Welt, die von Musik, aber nicht von vielen Stimmen erfüllt war.
    Vanessa spielte.
    Wir hörten die ersten Melodien. Sie klangen so traurig, aber zugleich sehr melodisch. Sie passten ins Stigmata, das für uns sicherlich noch einige Überraschungen parat hielt…
    ***
    Es war die gleiche Umgebung. Es hatte sich nichts verändert, und trotzdem war alles anders geworden. Nicht mit dem toten Inventar, sondern mit dem lebenden. Wobei sich die Frage stellte, ob jemand wie Cecil Banks noch als lebender Mensch bezeichnet werden konnte.
    Der Sir war zu einem Wiedergänger geworden. Er hatte seine Auszeit
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