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1316 - Die Kalydonische Jagd

Titel: 1316 - Die Kalydonische Jagd
Autoren: Unbekannt
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allein zu fliegen. Das vermochten sonst nur die Waffenträger der Ewigen Krieger.
    Die HIVVRON wurde noch langsamer, sie schien förmlich zu schweben, während die flirrenden Nebelfetzen um das Kugel-Segmentschiff wirbelten. Lainish beobachtete aufmerksam die holographischen Bildausschnitte der Panoramawand, ließ Vergrößerungen und verschiedene Perspektiven in rascher Folge wechseln. Es war offensichtlich, daß er nach etwas ganz Bestimmten suchte. Zwischendurch murmelte er immer wieder irgend etwas Unverständliches vor sich hin, was mal ungehalten und dann wieder ungläubig klang.
    „Was suchst du, Lainish?" fragte Alaska schließlich.
    „Gespenster", antwortete der Zwerg-Gavvron. „Ich möchte euch einen Gespensterreigen vorführen. Wir sind bereits mitten im Labyrinth, wenngleich jenseits des veränderten Wirklichkeitsgradienten."
    Die Hatuatani blickten einander verständnislos an, denn Lainish hatte bisher auch mit Informationen über die Orphischen Labyrinthe gegeizt. Nur Alaska ahnte, was er meinte.
    Die HIVVRON war inzwischen gut 20.000 Kilometer in die Atmosphäre eingedrungen, und der Außendruck mußte bereits enorm sein. Lainish bekam ein Gebirge aus Ammoniak-Kristallen ins Bild und hielt es fest. Die Kristalle bauten sich rasend schnell zu bizarren Gebilden auf, wuchsen explosionsartig und diffundierten ebenso rasch wieder.
    Das Auge kam kaum nach, die Veränderungen zu registrieren.
    Lainish hielt das wirbelnde Kristallgebilde im Holo fest, während die HIVVRON geradewegs darauf zusteuerte, wechselten die Bildausschnitte so rasch, daß Alaska fast schwindelig wurde.
    „Da!" rief Lainish plötzlich. Er zoomte ein flatterndes Gebilde heran, das wie ein zerzauster Wolkenfetzen aussah.
    Die Erscheinung war halb transparent und amorph, das heißt, es änderte beständig seine Form.
    „Seht ihr die Fratze?" fragte Lainish. „Das ist eine der Bestien aus dem Labyrinth. Sie hat eine eigene Physiognomie, aber man muß sie mit den Blicken festhalten, um die typischen Merkmale zu erkennen. Das Biest flieht vor uns, aber es kämpft mit der Gegenströmung. Jetzt sieht es sich in die Enge getrieben... es greift an ..."
    Bis zu diesem Augenblick bedurfte es schon einiger Phantasie, um Lainishs Beschreibung folgen zu können. Alaska sah nur ein zuckendes, pulsierendes Etwas, von den übrigen Nebelschleiern kaum zu unterscheiden, das halbwegs Bestand hatte und sich in dem Orkan nicht völlig auflöste.
    Plötzlich aber schoß das Etwas auf die HIVVRON zu. Es wurde größer und größer, bildete eine Reihe pseudopodienhafter Auswüchse, die es den Betrachtern wie Rammböcke entgegenhielt. Und dann schien es mit diesen Lanzen das Bild zu durchstoßen und die in der Kommandozentrale Versammelten damit aufzuspießen ...
    Selbst Alaska wich unwillkürlich einen Schritt zurück, als das Ding auf ihn zuzukommen schien. Gleich darauf löste es sich in Nichts auf, die HIVVRON drang in die Ammoniakwolke ein, sprengte sie.
    „Das war eines von den Ungeheuern, die es im Orphischen Labyrinth zu jagen gilt", erklärte Lainish zufrieden, denn seinen Hatuatani war anzumerken, daß sie beeindruckt waren. „Solange man in der Realität ist und somit außerhalb des psionischen Feldes, das das pararealistische Labyrinth bildet, können wie einem nichts anhaben. Auch sieht man sie aus dieser Perspektive nicht in ihrer wirklichen Gestalt, und ebenso können sie uns nur als Gespenster wahrnehmen. Sobald man sich über den Gesetzen des Labyrinths anpassen läßt, selbst in die Pararealität überwechselt, dann nehmen die Ungeheuer Gestalt an und werden zu reißenden Bestien. Wer in der Pararealität eines Labyrinths getötet wird, den kann nichts und niemand wieder lebendig machen. Dem hilft kein Permit" - er hob die behandschuhte Linke - „und nicht einmal die Allmacht eines Ewigen Kriegers. Er bereichert höchstens den Speisezettel der Labyrinth-Ungeheuer."
    „Ich hatte eher den Eindruck, daß sich dieses Ding vor uns mehr fürchtete als wir vor ihm", meinte Alaska.
    „Verschreckte Bestien sind die gefährlichsten Bestien", erwiderte Lainish. Er blickte Alaska prüfend in die Augen und fragte: „Hat dich dieser Schemen, denn mehr war es nicht, tatsächlich verängstigt?"
    „Ein gesundes Maß an Angst ist ein vorzüglicher Lebensretter", sagte Alaska. „Und ich besitze genügend Phantasie, um mir vorstellen zu können, wie bedrohlich dieses Ding für mich werden könnte, befände ich mich mit ihm auf demselben
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