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1314 - Horchposten Pinwheel

Titel: 1314 - Horchposten Pinwheel
Autoren: Unbekannt
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oft."
    „Aha. Und jetzt rotten die Kartanin sie aus."
    „Ganz bestimmt nicht", rief Poerl. Sie war zutiefst erschüttert. Sie hatte beobachtet, daß die Kartanin mit äußerster Härte gegen die Halbintelligenzen vorgingen. „Sie wollen sie nur vertreiben. Und sie wollen ihnen klarmachen, daß man ihnen die Paratau-Tropfen nicht stehlen darf. Dabei müssen sie nun mal mit drastischen Mitteln arbeiten, weil die Halbintelligenzen sonst nicht begreifen."
    „Ach, sie kapieren nicht?"
    „Nein. Die Kartanin haben bisher alles versucht, ihnen mit friedlichen Mitteln beizubringen, daß sie die Paratau-Tropfen nicht anfassen dürfen. Es hat nichts genützt."
    „Und deshalb machen sie jetzt Feuer."
    „Es bleibt ihnen nichts anderes übrig."
    „Das kann man natürlich so sehen", bemerkte Friedjto Borgan. Er bohrte sich kräftig in den Ohren. „Mir soll's egal sein. Im Gegenteil. Eigentlich sollte ich froh sein, daß die Kartanin so etwas machen. Das gibt mir die Gelegenheit, auf die ich gewartet habe.
    Während deine Freunde da hinten herumtoben und mit Ultra-Waffen auf hilflose Halbintelligenzen schießen, werde ich mir die Teile holen, die wir brauchen."
    Er schloß seinen Raumhelm und gab der Positronik den Befehl, den SERUN ins Tal zu steuern. Er glitt durch die Lücken zwischen den Felsen, und Poerl verlor ihn aus den Augen.
    Sie war froh, daß er sie allein ließ, denn das Verhalten der Kartanin hatte sie aus dem Gleichgewicht gebracht. Hatte Friedjto Borgan nicht recht? Hatten die Fehden sich nicht in der Wahl ihrer Mittel vergriffen?
    „Nein", stammelte sie. „Sie konnten nicht anders. Das ist doch das Problem! Die Halbintelligenzen begreifen nicht. Zurückhaltung und Rücksichtnahme legen sie als Schwäche aus. Die Kartanin waren lange genug nachsichtig. Sie mußten einmal ihre ganze Macht zeigen, um die Halbintelligenzen endlich zu verjagen. Wie sollten sie denn sonst den für sie wo wichtigen Paratau verteidigen?"
    Sie atmete einige Male tief durch und fühlte sich danach erheblich wohler.
    Um vor einer zufälligen Entdeckung sicher zu sein, schob sie sich zwischen die Felsen, so daß sie das Tal gut überblicken konnte, ohne selbst gesehen zu werden.
    Friedjto Borgan ließ auf sich warten. Stunde um Stunde verstrich, ohne daß etwas geschah. Die Kartanin, die mittlerweile das Tal verlassen hatten, um die Halbintelligenzen so weit wie möglich von ihrem Stützpunkt zu entfernen, kehrten zurück. Poerl beobachtete, wie sie nach und nach mit ihren Flugmaschinen im Stützpunkt verschwanden.
    Nun endlich entschloß sich die Lauscherin, ihre besonderen Fähigkeiten zu nutzen, obwohl sie fürchtete, daß es wieder zu dem Phänomen der gespenstischen Flammen kommen könne, und daß diese auf sie zurückschlagen würden. Ihr wurde bewußt, daß sie die Furcht vor der spontanen Selbstverbrennung (SHC) lediglich verdrängt, aber nicht überwunden hatte. Nach wie vor litt sie unter der Vision der Cinder Woman, und sie mußte an die Geschichten denken, die sie vor langer Zeit gehört hatte. Parapsychologen hatten über zahlreiche Fälle berichtet, in denen junge Frauen plötzlich in Flammen aufgegangen waren, ohne daß es dafür eine Erklärung gegeben hatte. Mittlerweile jedoch waren einige der Zusammenhänge klar geworden. Die Ursachen der Spontaneous Human Combustion waren in der Entfaltung von psionischen Tätigkeiten zu sehen. Kam es zur SHC, wenn eine parapsychisch begabte Frau ihre Fähigkeiten gerade in dem Moment nutzte, in dem sie die unsichtbaren Fäden des psionischen Netzes berührte?
    Reine Spekulation, wehrte sie diese Gedanken ab. Konzentriere dich auf Friedjto Borgan. Alles andere ist unwichtig. Er braucht Hilf e. Also unternimm etwas.
    Sie umklammerte einen Paratau-Tropfen. Als sie die Augen schloß, sah sie einen kleinen, aber ungewöhnlich breitschultrigen Kartanin vor sich, dessen Stirnstreifen nicht silbern, sondern rot war. Die schwarzen Symbole auf seiner weißen Uniform wiesen ihn als Kommandanten der Station aus.
    Friedjto Borgan saß in einem Sessel aus Metallgeflecht. Schimmernde Energiefesseln hielten ihn fest. Blutige Striemen überzogen seine Stirn und seine Wangen. Es war unübersehbar, daß die Kartanin ihn geschlagen hatten.
    Poerl zog sich sofort wieder zurück, bevor das Phänomen der grünlichen Flammen auftreten konnte. Sie griff an die Wange und rieb sie. Erst dann wurde ihr bewußt, daß sie das Gefühl hatte, sich verbrannt zu haben. Sie tastete ihre Wange ab, konnte den
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