Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1311 - Die Teufelszunge

1311 - Die Teufelszunge

Titel: 1311 - Die Teufelszunge
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
denken.«
    »Nein, das tue ich nicht.«
    Sie hakte sich trotzdem bei mir ein, als wir zum E-Werk gingen.
    Bill kannte den Weg und ging voraus. Hinter dem Parkplatz gab es einen schmalen Weg, der mit parkenden Autos vollgestopft worden war. Wenn die Fahrzeuge erwischt wurden, schleppte man sie ab.
    Da würde es für manchen Besitzer ein nicht eben fröhliches Erwachen geben, wenn er plötzlich losfahren wollte.
    Wir gingen genau die Strecke, die auch zum E-Werk führte. Da sich das Tageslicht noch eine halbe Stunde halten würde, war es bereits aus einer gewissen Entfernung zu sehen.
    Wie ein Kasten ragte der rotbraune Backsteinbau vor uns hoch.
    An seiner Außenfassade hatte man nichts getan, doch ich war davon überzeugt, dass es innen anders aussehen würde.
    Wir passierten einen alten Maschendrahtzaun, der ein verlassenes Grundstück umgab, und Glenda beschwerte sich über die Unebenheiten des Wegs, der für ihre Schuhe mit den hohen Absätzen nun wirklich nichts war.
    »Ich hätte mir andere Schuhe mitnehmen sollen.«
    »Zieh sie doch aus.«
    »Hahaha – so was kann auch nur einer wie du sagen, John Sinclair.«
    »Sorry, es war gut gemeint.«
    Bill drehte sich um. »Keine Sorge, das komische Pflaster bleibt nicht so. Gleich wird es besser.«
    »Du kennst dich aber aus.«
    »Ich musste schon öfter hierhin.«
    Das Grinsen konnte ich nicht unterdrücken. So wie Bill sprach ein leidender Ehemann, der schon einiges hinter sich hatte und seiner Frau öfter zustimmen musste.
    Mir war es egal. Ich war auch froh, dass ich den Abend nicht allein verbringen musste. Und wir waren nicht die einzigen Menschen, die sich das Konzert anhören wollten. Mit uns zusammen gingen eine Reihe von Besuchern auf das E-Werk zu. Es waren nicht nur ältere Menschen, da hatten sich alle Altersklassen versammelt. Sogar Jugendliche sahen wir und auch Leute, die aussahen, als würde man sie sonst nur in den großen Konzertsälen finden.
    Bill nickte. »Gutes Publikum«, fasste er zusammen. »Ich denke, dass wir ein Erlebnis haben werden.« Er lachte uns an. »Und es gibt sogar etwas zu trinken.«
    Glenda und ich waren überrascht. »In einem Konzert?«, fragte sie.
    »Ja, man sitzt an kleinen Tischen. Die Getränke – Wasser und Wein – sind im Preis mit inbegriffen. Man muss den Leuten eben etwas bieten, sage ich immer.«
    »Nicht nur du.«
    Der Eingang war nicht mehr weit entfernt. Tatsächlich wurde der Boden besser. Glendas Beschwerden hörten auf. Es ging ihr auch so recht gut. Das sah ich, als sie mich anlächelte.
    »Alles okay?«
    »Jetzt schon, John.«
    »Und was machen wir nach dem Konzert?«, flüsterte ich, damit Bill uns nicht hören konnte.
    »Lass dir was einfallen.«
    »Keine Sorge.«
    Sie drückte sich an mich, und ich wusste Bescheid, dass mir noch reizvolle Stunden bevorstanden.
    Der Eingang war in einem bestimmten Bereich verändert worden. Sicherlich waren die Arbeiter im E-Werk früher durch eine Eisentür gegangen. Das brauchten wir nicht. Uns stand eine Glastür zur Verfügung. Sie stand offen, aber es gab zwei nette Menschen, die lächelnd die Karten kontrollierten.
    Bill überreichte sie, wir hörten ein Dankeschön und konnten jetzt die Halle betreten…
    ***
    Walter Shols stand in der Garderobe und nagte an seiner Unterlippe. Charlotte, die sich direkt neben ihm aufhielt, bekam dies mit und schüttelte den Kopf.
    »Stimmt etwas nicht?«
    »Eigentlich ist alles in Ordnung.«
    »Du suchst die Maskenbildnerin.«
    »Keine Sorge, die wird noch kommen.«
    »Was fehlt dir denn?«
    »Wasser. Ich habe Durst. Kellerwarmes Wasser. Genau auf das habe ich gewartet.«
    »Oder soll ich Tee besorgen?«
    »Nein, nein, Wasser reicht.«
    »Okay, ich schaue mal nach.«
    »Danke.«
    Charlotte Shols verließ die Garderobe, und Walter legte den Kasten mit der Trompete auf dem Tisch ab. Er öffnete den Behälter und lächelte, als er sein Instrument betrachtete, das ohne Mundstück auf der samtenen Innenverkleidung lag, denn dieses wichtige Teil hatte er in die Tasche seines schwarzen Seidenjacketts gesteckt, das er bei seinen Auftritten gern trug. Auch die Hose war schwarz, dafür war das Hemd blütenweiß. Es stand am Hals etwas offen, denn er wollte von keiner Krawatte eingeengt werden.
    Walter holte das Blasinstrument hervor und schraubte das Mundstück auf. Die Trompete bestand aus Neusilber. Er berührte mit seinen geschmeidigen Fingern die Pumpventile, schaute auch in den Trichter hinein, setzte das Instrument aber noch nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher