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1308 - Tödliche Schwingen

1308 - Tödliche Schwingen

Titel: 1308 - Tödliche Schwingen
Autoren: Jason Dark
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dem Augenblick in den Rücken des Vogelmädchens hinein, als Carlotta wieder an Höhe gewinnen wollte.
    So aber wurde sie erwischt, als wäre sie kein Mensch, sondern ein Hase, den sich der Adler als Beute geholt hatte…
    ***
    Ich lief herum wie jemand, der zu viel getrunken hatte und jetzt nicht wusste, wie er seine Reaktionen auf die Reihe bekommen sollte. Ich war nicht dazu gekommen, einen gezielten Schuss abzugeben, und ich hatte es auch nicht geschafft, den verdammten Adler zu stoppen. Er war einfach zu schnell gewesen und hatte sich die Beute geholt.
    Einen kleinen Erfolg gab es doch. Oder einen großen, denn Maxine Wells lebte noch. Da der Adler und das Vogelmädchen in der Dunkelheit verschwunden waren, gab es für mich nur dieses eine Ziel.
    Eden lief um Maxine herum. Er jaulte. Er leckte sie mit seiner langen Zunge ab. Er wollte, dass sie sich bewegte oder etwas sagte.
    Das passierte erst, als ich neben ihr hockte, über ihren Kopf strich und sie ansprach.
    »Ich bin es, Max…«
    Die Tierärztin lag zwar auf dem Bauch, aber der Kopf lag auf der rechten Seite. Sie zwinkerte mit dem linken Auge, sie bewegte auch den Mund und flüsterte: »John…«
    »Du träumst nicht, Max.«
    Sie wollte aufstehen, stöhnte dabei, und ich half ihr, damit sie sich hinsetzen konnte. Ihrem verzerrten Gesichtsausdruck entnahm ich, dass es ihr nicht besonders gut ging. Äußerliche Verletzungen konnte ich nicht feststellen.
    »Du lebst, Max.«
    »Ja, das spüre ich.«
    »Wieso?«
    »An der rechten Schulter. Ich bin nicht optimal gefallen.« Da auch ich kniete, schaute sie mich an. Das Zucken in ihrem Gesicht war nicht zu übersehen, und dann brach es aus ihr hervor. Sie musste einfach weinen. Sie konnte nicht an sich halten. Der Tränenstrom war zugleich für sie eine Erlösung.
    Ich nahm Maxine einfach nur in die Arme. Ich konnte auch nicht reden. Eden stand neben uns, schaute aber in eine andere Richtung und witterte ständig.
    Auch ich blickte an Maxine vorbei, denn ich wusste, dass wir das Ende noch nicht erreicht hatten. Dem Adler war die Entführung des Vogelmädchens gelungen. Die Kreaturen aus Atlantis hatten es damals nicht geschafft, was diesem verdammten Tier oder dieser Mutation gelungen war.
    Natürlich schaute ich in den Himmel und suchte ihn so gut wie möglich ab. Zu sehen war nichts. Dabei hätte ich im schwachen Licht der Sterne etwas erkennen können, so aber schaute ich ins Leere, und das Zittern um Carlotta blieb.
    Ich spürte den leichten Druck der Hände an meinen Schultern.
    Maxine zog sich etwas von mir zurück. Sie blieb knien. Sie wirkte traurig und erschöpft. Aber sie dachte nicht an sich, sondern an Carlotta und fragte, wo sie war.
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Ist sie wieder in die Höhe geflogen?«
    Ich senkte den Blick, denn ich war nicht in der Lage, ihr eine ehrliche Antwort zu geben.
    »Sie ist es nicht, oder?«
    »Doch. Aber…«
    Hart fasste Maxine mich an. »Bitte, John, ich will die Wahrheit wissen. Das ist doch alles nicht im Lot.«
    »Sie ist oben. Nur nicht allein. Der Adler war schneller. Er hat sie mitgerissen.«
    Maxine riss den Mund auf, ebenso die Augen. »Mein Gott«, flüsterte sie, »dann ist Carlotta verloren. Der Vogel ist zu stark. Er wird sie mit seinen Krallen und seinen Schnabelhieben zerfetzen. Und wir haben keine Chance.«
    Ich konnte sie verstehen. Hätte ich dieses Schicksal erlebt, ich hätte ähnlich reagiert. In diesem Fall wollte ich ihr den Mut nicht nehmen und schüttelte den Kopf. »Nein, so darfst du nicht denken, Max. Du kennst Carlotta ebenso wie ich. Da weißt du auch, dass sie sich so leicht nicht unterkriegen lässt.«
    »Der Adler ist so stark, John. Er ist auch nicht nur ein Vogel. In ihm steckt ein Mensch. Er hat aus dem Labor des Professor Elax fliehen können. Wir haben immer gedacht, dass Carlotta der Prototyp gewesen ist, aber das stimmt nicht. Es ist ein anderer gewesen. Er heißt Kurani. Er kann sich in einen Vogel verwandeln. Er hat es geschafft, mit der Natur eins zu werden. Ob Mensch, ob Tier, alles gehört zusammen. Alles befindet sich in diesem Kreislauf, und er hat es geschafft, sich in diesem Kreislauf zu integrieren. Die Natur hat ihn aufgenommen und ihm die perfekte Doppelexistenz gegeben. So kann er als Mensch und auch als Tier existieren. Seine Stärke und seine Macht sind unbeschreiblich. Ich habe das zu spüren bekommen, und das wird auch Carlotta erleben.«
    »Wir warten erst mal ab.«
    »Was willst du?«
    »Ruhig, ruhig, Max.«
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