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1301 - Kreuzzug des Bösen

1301 - Kreuzzug des Bösen

Titel: 1301 - Kreuzzug des Bösen
Autoren: Jason Dark
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Kloster eingedrungen war, er hatte kein Erbarmen gekannt.
    Durch Schwert- oder Lanzenstiche waren die Körper regelrecht zerfetzt worden. Rüstungen hatte keine der toten Frauen getragen.
    Ihr Schutz bestand aus Kettenhemden, wenn überhaupt.
    Es machte mir keinen Spaß, die Leichen näher zu betrachten, ich tat es trotzdem und meine Blicke streiften ihre Gesichter.
    Trotz ihrer Verschiedenheit sahen sie alle irgendwo gleich aus.
    Niemand war gekommen, um ihre Augen zu schließen. Sie standen offen, sie glotzten starr gegen die Decke, und ich las etwas darin, worüber ich nur den Kopf schütteln konnte.
    Es war so etwas wie ein Fanatismus, der in ihnen gesteckt hatte.
    Er drückte sich in den Blicken der Toten aus, und diesen Willen hatten sie mit ins Jenseits genommen.
    Verzerrte Gesichter, die darauf schließen ließen, dass sich die Frauen bis zum letzten Atemzug gewehrt hatten. Noch jetzt las ich darin den Willen und den Hass.
    Und überall klebte das Blut auf dem Boden. Ich glaubte nicht mehr daran, dass es nur von den Toten stammte, denn die Spuren führten auch in Richtung Tür. Wahrscheinlich hatten sich dorthin die Verletzten geschleppt oder waren von ihren Gefährten mitgenommen worden.
    Vor der Treppe blieb ich stehen. Sie verschwand in der pechschwarzen Finsternis, die dann verschwand, als ich mit der Lampe über die Stufen leuchtete.
    Die Treppe war recht breit.
    Auf halber Höhe sah ich die Gestalt. Sie lag nicht, sondern saß auf einer Stufe. Sie musste sich bis dicht an das Geländer geschleppt und dort versucht haben, Halt zu finden. Den linken Arm hatte die Frau um einen Holzstab geklammert. In der rechten Hand hielt sie noch ihre Waffe, ein Schwert mit kurzer Klinge.
    Sie hatte in den Kampf eingreifen wollen, doch sie war nicht schnell genug gewesen. Erwischt worden war sie auf halber Strecke, von unten her hatte jemand einen Pfeil abgeschossen und sie dicht über dem Gürtel getroffen.
    Ich wollte mich schon abwenden, als sich alles veränderte. Und das nur durch ein leichtes Zucken der Frau.
    Sie lebte!
    Das wollte mir zunächst nicht in den Sinn.
    Ich ging die Stufen hoch. Drei hatte ich hinter mir gelassen, als ich das Stöhnen hörte. Und das hatte nicht ich ausgestoßen, sondern die Person auf der Treppe.
    Wieder leuchtete ich sie an. Diesmal zielte ich direkt in das Gesicht hinein. Da sah ich den offenen Mund, aus dem das Stöhnen gedrungen war. Ich sah auch die Blutspritzer im Gesicht der Frau.
    Möglicherweise war sie sogar fähig, einige Worte zu sagen. Das würde sich bald herausstellen.
    Ich nahm zwei Stufen auf einmal, dann noch eine und blieb fast auf gleicher Höhe stehen.
    Jetzt hörte ich, dass sie atmete. Es war kein normales Atmen, sondern mehr ein Röcheln, tief hinten in der Kehle geboren. Ich schaute in die Augen der Schwerverletzten, in denen sich kaum noch eine Wahrnehmung abzeichnete. Der Tod stand bereits als unsichtbarer Geselle neben ihr. Noch hatte er nicht zugepackt.
    Dann schaute ich mir den Pfeil an. Er steckte tief in ihrem Körper.
    Es grenzte fast an ein Wunder, dass er am Rücken nicht wieder zum Vorschein gekommen war.
    Ich ging noch eine Stufe zurück und kniete mich hin. Der Lichtstrahl erfasste sie nicht mehr voll. Er leuchtete an ihrem Gesicht vorbei, streifte es aber. Es reichte aus, um alle Reaktionen erkennen zu können.
    Offensichtlich hatte sie mich noch nicht wahrgenommen. Es gab keine Reaktion. Der Blick war leer und nach innen gekehrt. Aus dem Mund drang wieder das leise Röcheln, und das gab mir den Mut, um etwas zu unternehmen. Ich fasste sie an und strich leicht über ihre linke Wange, wobei ich auf die Reaktion wartete.
    Es gab sie. Ich sah es am leichten Zusammenzucken der schwerverletzten Frau. Auch in den Augen tat sich etwas. Sie verloren ihre Starre, und die Lider begannen zu zucken.
    »Können Sie mich hören?«, flüsterte ich dicht an ihrem mit Blut verkrusteten Ohr.
    Ja, sie hatte mich gehört. Sie strengte sich an, und sie schaffte es, ihren Kopf ein wenig zu drehen.
    Zu ihrer Zeit wurde auch schon Spanisch gesprochen. Ich sammelte meine wenigen Sprachkenntnisse, um zu erfahren, was hier in diesem Kloster geschehen war.
    Normal zu atmen war bei ihr nicht mehr möglich. Die röchelnden Laute blieben auch weiterhin, wenn sie es versuchte, aber sie schaute mich auch an, als wollte sie mir eine Botschaft übermitteln.
    »Wer hat euch überfallen?«
    »Soldaten…«
    Ja, das Wort hatte ich verstanden, auch wenn sie es schwer ausgesprochen
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