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1300 - Die Templerin

1300 - Die Templerin

Titel: 1300 - Die Templerin
Autoren: Jason Dark
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mit dieser letzten Aufforderung gemeint hatte. Sie hasste ihn. Sie hasste alles an ihm. Seine verfluchte Verlogenheit, all das Scheinheilige, aber sie sah keinen anderen Ausweg, als ihm zu Willen zu sein. Und wenn er sein Wort hielt, war die Lösung gar nicht schlecht. Zwar war sie im Kloster auch eingesperrt, doch es war nicht mit diesem Verlies zu vergleichen, aus dem sie keine Chancen hatte, lebend zu entkommen. Mit Ketzern hielt man sich nicht lange auf. Mit ihnen machte man kurzen Prozess, besonders dann, wenn sich diese Menschen der Gruppe der Templer zugewandt hatten.
    Und Konstanza war ein Templerin!
    Eine Frau, die sich dazu hingezogen fühlte. So etwas hatte es noch nie gegeben, da war sie die große Ausnahme. Sie wollte sich zudem zu einer Führerin hochschwingen und auch andere Frauen für ihre großen Ideale gewinnen. Im Kerker schaffte sie das nicht.
    Nur wenn sie ein kleines Stück der Freiheit genoss, war dies möglich.
    »Überlegst du noch immer?«, fragte der Großinquisitor.
    »Nein!«
    Er ging einen Schritt auf sie zu und spürte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg, als Konstanza mit beiden Händen an den Hüften den Stoff ihres Kleides anfasste und es langsam in die Höhe zog…
    ***
    Gegenwart
    Es war kalt hier oben auf der Ebene. Der Wind brachte die Kälte mit. Winter in Spanien. Allerdings nicht tief im Süden, wohin sich Touristen verzogen, um die kalte Jahreszeit zu verbringen, obwohl das Wetter dort auch nicht mehr so war wie früher, sondern im Norden des Landes und auch nicht an der Küste.
    Das Land war karstig. Es sah braun aus, wie leer gefressen, und wenn ich nach Norden schaute, sah ich die Südhänge der mächtigen Pyrenäen, die wie gewaltige Klötze wirkten, bedeckt mit weißen Schneekappen, die noch ihr unschuldiges Weiß besaßen und nichts von der Luftverschmutzung mitbekommen hatten, was sich sicherlich ändern würde.
    Für mich war es eine fremde Umgebung. Ebenso wie das Dorf, in dem ich mich einquartiert hatte. In einem Gasthof hatte ich ein Zimmer genommen. Ein kahler Raum mit fließendem Wasser. Da gab es keine Dusche und auch keine Toilette. Die Zeit schien um einige Jahrzehnte zurückgedreht worden zu sein.
    Fremde verirrten sich kaum nach Coleda. Hin und wieder traf jemand ein, der den Jacobsweg verlassen hatte und aus einer Laune heraus nach Süden gewandert war. Ansonsten war der Ort von aller Welt verlassen worden. Die wenigen Menschen lebten vor sich hin, nahmen das Schicksal, wie es kam, und da die Jüngeren Coleda verlassen hatten, um in den Zentren der Touristen Arbeit zu finden, wirkte der Ort noch verlassener und degenerierte immer mehr zu einem Altenheim.
    So hatte man es mir gesagt. Es waren die Templer gewesen. In diesem Fall Godwin de Salier, ihr Anführer. Er hatte mich nach Coleda geschickt, wo ich auf ihn warten sollte, um mit ihm gemeinsam einem bestimmten Ereignis beizuwohnen.
    Es ging um ein Treffen. Um eine Wallfahrt, genauer gesagt. Eine Wallfahrt, die nur von Frauen durchgezogen wurde, denn sie galt einer Frau, die hier in der Nähe gestorben und begraben worden war. Einer gewissen Konstanza, die im Mahlstrom der Geschichte verschwunden, aber nicht vergessen war.
    Konstanza, die Templerin!
    Das war auch für mich neu. Bisher hatte ich nur von männlichen Templern gehört, aber wenn de Salier von einer Frau sprach, dann glaubte ich ihm.
    Warum wir an dieser Wallfahrt teilhaben sollten, wusste ich nicht genau. Mein Freund aus Frankreich hatte sich nicht ausgesprochen, aber ich würde es noch erfahren.
    Gegen Mittag war ich in Coleda eingetroffen und hatte mein Quartier eingenommen. Der Seat, mein Leihwagen, parkte hinter dem Haus, und ich hockte in meinem Zimmer wie ein Schüler, den man zum Nachsitzen verurteilt hatte. Wer hier eintraf und keine Aufgabe hatte, konnte sehr leicht in Depressionen verfallen.
    Ein Ort, der vergessen war. Das hätte man meinen können. Es stimmte auch die meiste Zeit des Jahres über. Nur nicht an diesem kalten Januartag, da war der Ort ziemlich voll, denn noch immer trafen Frauen ein, um sich an der Wallfahrt zu beteiligen.
    Sie fanden Quartiere in den beiden kleinen Gasthäusern oder kamen bei Privatpersonen unter. Aber sie kamen nie in Massen, sondern immer einzeln oder höchstens in kleinen Gruppen. Sie waren so gut wie nicht zu hören und zu sehen, denn sie verhielten sich einfach nur ruhig.
    Ich hatte erst später auf sie geachtet, weil mich der Ort selbst mehr interessierte, und dann war mir eingefallen, dass
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