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1300 - Die Templerin

1300 - Die Templerin

Titel: 1300 - Die Templerin
Autoren: Jason Dark
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frisch gewaschen worden.
    Nichts an ihm war verklebt oder verdreckt. Es fiel hinab bis auf die Schultern und umgab ein madonnenhaftes Gesicht mit leicht schräg stehenden dunklen Augen, einem wunderschön geformtem Mund, einer geraden Nase und der hohen Stirn. Ihre Haut war zumindest im Gesicht frei von Wunden und Blessuren. Man sah ihr die Verletzungen nicht an, und das wunderte Bernado schon etwas.
    Waren sie so schnell verheilt? Das war wider die Natur, aber er würde sich noch ihren Körper genau anschauen und ihn dann auch untersuchen. Noch war er von dem schlichten Umhang aus dunklem Stoff verdeckt, der kein Durchsehen zuließ.
    Der Großinquisitor hatte bisher kein Wort gesagt. Er war dazu einfach nicht in der Lage. Etwas in seiner Kehle steckte zu. Hätte er jetzt gesprochen, wäre kaum etwas anderes als ein Röcheln über seine Lippen gedrungen.
    Dafür sprach sie mit einer hellen und klar verständlichen Stimme. »Du bist gekommen, du verfluchter Folterknecht?«
    Bernado nickte.
    »Warum? Warum hat es dich noch mal zu mir hingetrieben? Was willst du von mir? Sehen, dass es mir gut geht? Ja, es geht mir gut. Man hat mich heute gut behandelt. Aber ich weiß auch, was am Abend bei Einbruch der Dunkelheit geschehen soll. Dann werde ich in den Hof geführt und in das Kohlebecken gestellt. Dann ist wieder ein Mensch weniger auf der Welt, der die Wahrheit gesagt hat. So macht ihr es doch immer mit den Menschen, die euch nicht passen und Wahrheiten sagen, die nicht in euer dummes, verbohrtes Weltbild von Bigotterie und Scheinheiligkeit passen. Glaubst du, ich habe nicht die gierigen Blicke der Folterer gesehen, als man sich an mir zu schaffen machten? Sie konnten endlich eine nackte Frau sehen und mit ihr machen, was sie wollten. Sogar ihre stinkenden Hosen sind nass geworden, und dein Oberknecht, dieser Lorenzo, konnte sich kaum fassen, als er mich sah. Aber das wusste ich. Diese falsche Moral, diese Scheinheiligkeit steckt in euch. Nur keine Frauenkörper, erst recht keine unbekleideten, aber heimlich, versteckt in euren Klöstern, da hängen die Bilder mit den nackten Männern und Frauen an den Wänden. Dann sind es keine normalen Menschen, sondern Götter oder Halbgötter, die von Griechen früher verehrt wurden. So etwas darf sich der fromme Klosterbruder anschauen und von einem anderen Leben träumen.«
    »Schweig!«
    »Warum sollte ich?«, hielt Konstanza ihm entgegen. »Ich bin bereits verurteilt. Ich brauche nicht zu schweigen.«
    »Es gibt einen, der dich retten kann!«
    Konstanza hatte etwas sagen wollen, doch jetzt verschlug es ihr die Sprache. Sie schaute ihn genau an, schüttelte dann den Kopf und flüsterte: »Doch nicht etwa du?«
    »Ja, du Ketzerin, denn ich habe die Macht. Ich kann das Urteil noch aufheben.«
    Die Gefangene konnte es nicht glauben. Sie musste lachen, und dabei bewegte sie sich auch. Das leise Klirren der Kette war zu hören, als die Glieder gegeneinander stießen.
    »Hör auf!«, blaffte er sie an.
    »Schon gut, schon gut! Ich bin nur eben etwas überrascht gewesen. Das muss wohl erlaubt sein.«
    »Du denkst, dass ich lüge?«
    »Nein«, sagte sie, »du wirst nicht lügen, Großinquisitor. Es wäre ja eine Sünde.« Sie musste wieder lachen, diesmal nur sehr kurz und fast lautlos. »Es liegt wirklich in deiner Macht, es zu tun. Aber ich frage mich, ob du es tun willst? Das ist doch das Wunderliche daran. Ich kann dir nicht glauben.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ihr alle lügt. Die meisten von euch zumindest. Und du lügst mich auch an. Ich erkenne es an deinen Augen. Du würdest dir selbst ein schlechtes Zeugnis ausstellen, wenn du dein eigenes Urteil widerrufst. Ich sehe dich noch über mich Gericht sitzen. Ich habe nur in deine Augen geschaut und wusste über dich Bescheid. Du hast versucht, dich zu verstecken, aber ich sah den Wahnsinn tief in deinen Augen glimmen. Zusammen mit der Gier, denn du hättest mir am liebsten mit deinen Blicken die Lumpen vom Körper gezogen. Wenn andere schlimm sind, bist du noch schlimmer, denn nur die besonders rücksichtslosen und verlogenen Menschen können sich zum Großinquisitor aufschwingen, denn der Weg bis dorthin ist mit vielen Tränen bedeckt und mit Opfern auf der anderen Seite. Ich kenne euch, und weil ich euch kenne, glaube ich euch kein Wort.«
    »Das sagt eine Ketzerin!«
    »Nein, das sagt jemand, der die Wahrheit kennt. Die dir und deinesgleichen unbekannt ist.«
    Bernado war stumm geworden. Er konnte keine Antwort mehr geben. Nie
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