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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan
Autoren: Karl May
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nicht der eine Sohn Allvaters grad so wie andere sein, und nicht dem Eigennutz, sondern nur der Selbstlosigkeit kann es gelingen, mit wirklichem Erfolg das erhabene Wort zu lehren, das ‚den Frieden predigt und das Heil verkündigt‘. Dieses Wort, es stammt ja nicht von einem Xerxes, Alexander, Cäsar oder Napoleon, sondern von Dem, der in einem Stall geboren wurde, aus Armut Ähren aß und nicht wußte, wohin er sein Haupt legen sollte, und dessen erste Predigt lautete: „Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen!“ –
    So verging weit über eine Stunde, und noch saß ich allein. Ich wollte fast befürchten, daß den Gefährten in der Höhle ein Unfall widerfahren sei, und ging bereits mit mir zu Rate, ob es nicht besser wäre, ihnen zu folgen, als ich endlich Schritte hörte.
    Ich erhob mich. Es waren die drei, und – wie ich gleich sah – man hatte dem Raïs die Fesseln gelöst.
    „Du hast sehr lange warten müssen!“ bedauerte der Melek.
    „Ich bangte bereits für euch“, antwortete ich, „und wäre wohl in kurzem nachgekommen.“
    „Das war nicht nötig. Herr, wir haben den Ruh 'i kulyan gesehen und mit ihm gesprochen!“
    „Habt ihr ihn erkannt?“
    „Ja. Es war – – – sage du zuerst den Namen!“
    „Marah Durimeh?“
    „Ja, Emir. Wer hätte dies gedacht!“
    „Ich! Ich habe es geahnt schon seit langer Zeit. Was habt ihr mit ihr besprochen?“
    „Das ist Geheimnis und wird Geheimnis bleiben. Herr, diese Frau ist eine berühmte Meleka (Königin), und was sie zu uns redete, hat unsere Herzen zum Frieden gestimmt. Die Berwari werden unsere Gäste sein und Lizan dann als unsere Freunde verlassen.“
    „Ist dies wirklich so?“ fragte ich herzlich erfreut.
    „Es ist so“, antwortete der Bey von Gumri. „Und weißt du, wem wir dies zu verdanken haben?“
    „Dem Ruh 'i kulyan.“
    „Ja, aber zunächst doch dir. Emir, die alte Königin hat uns befohlen, deine Freunde zu sein, aber wir waren es ja bereits schon vorher. Bleibe bei uns in diesem Land als mein Bruder und als unser aller Bruder!“
    „Ich danke euch! Auch ich liebe das Land meiner Väter und möchte einst mein Haupt in demselben zur Ruhe legen; aber ich werde mit meinen Gefährten bei euch weilen so lange, als es meine Zeit gestattet. Wird Marah Durimeh auch fernerhin der Ruh 'i kulyan bleiben?“
    „Ja, doch niemand darf es wissen, daß sie es ist. Wir haben geschworen, es zu verschweigen, bis sie gestorben ist. Auch du wirst nicht davon sprechen, Emir?“
    „Zu keinem Menschen!“
    „Sie wird dich morgen nach der Zeit des Mittags in meinem Haus besuchen, denn sie hat dich lieb, als ob du ihr Sohn oder Enkel seist“, bemerkte der Melek. „Jetzt aber laßt uns gehen.“
    „Und die Chaldani, die Nedschir-Bey zusammengerufen hat?“ fragte ich rasch, denn ich wollte sichergehen.
    Da trat der Erwähnte zu mir heran und reichte mir die Hand entgegen.
    „Herr, sei auch mein Freund und Bruder, und verzeihe mir! Ich bin auf falschem Weg gewandelt und will gern umkehren. Du sollst alles wieder erhalten, was ich dir abgenommen habe, und ich werde gleich jetzt zum Versammlungsort meiner Leute gehen, um ihnen zu sagen, daß Frieden ist.“
    „Nedschir-Bey, nimm meine Hand; ich verzeihe dir gern! Aber weißt du, wer mich aus der Gefangenschaft befreit hat?“
    „Ich weiß es. Marah Durimeh hat es mir gesagt. Madana und Ingdscha sind es gewesen, und meine Tochter hat dich dann selbst zum Ruh 'i kulyan geführt.“
    „Du zürnst den beiden?“
    „Ich hätte ihnen sehr gezürnt und sie sehr hart bestraft; aber die Worte der alten Meleka haben mir die Erkenntnis gebracht, daß die beiden Frauen sehr wohl gehandelt haben. Erlaube, daß auch ich dich besuche!“
    „Ich bitte dich darum. Nun aber kommt, ihr Brüder! Meine zwei Gefährten werden sich um uns sorgen.“
    Wir verließen den geheimnisvollen Ort, klimmten die Anhöhe empor und fanden den Engländer und Halef wirklich in großer Sorge um mich.
    „Wo bleibt ihr denn, Master?“ rief mir Lindsay entgegen. „Beinahe wäre ich gekommen, um diesen Hole ghost um euretwillen totzuschlagen.!“
    „Ihr seht, daß diese kühne Tat nicht nötig war, Sir.“
    „Was gab es denn da unten?“
    „Später, später; jetzt wollen wir aufbrechen.“
    Da nahm mich Halef beim Arm.
    „Sihdi“ raunte er mir zu, „dieser Mann ist ja nicht mehr gefesselt!“
    „Der Geist der Höhle hat ihn befreit, Halef.“
    „So ist dieser Ruh 'i kulyan ein sehr
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