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1297 - Das Blutsee-Quartett

1297 - Das Blutsee-Quartett

Titel: 1297 - Das Blutsee-Quartett
Autoren: Jason Dark
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anderen Uralten begegnen konnte.
    So dachte sie, aber sie wusste auch, dass sie das Quartett zunächst finden musste. Zwei Frauen und zwei Männern kam diese Gegend natürlich zupass. Sie war einsam, sie war gebirgig und bot unzählige Verstecke. Höhlen, Spalten, Nischen, aber kein Blut. Und das brauchten die vier irgendwann, wollten sie nicht austrocknen.
    Die Cavallo überlegte. Sie dachte daran, was sie getan hätte, wenn sie in der Lage der vier gewesen wäre.
    Es lag auf der Hand. Sie wäre losgezogen, um sich das Blut zu besorgen. Und genau das würde das Quartett aus dem Blutsee auch tun. Losgehen und sich Nahrung suchen. Menschliche Nahrung…
    Das einsame Kloster wäre perfekt gewesen, und kein Insasse hätte mit einem derartigen Überfall gerechnet. Nur war das jetzt vorbei. Es hatte durch Sinclair und wahrscheinlich auch durch diesen Chinesen einen Schutz bekommen. Also mussten sich die vier nach einer anderen Möglichkeit umschauen, und die lag eigentlich etwas bergab.
    Bova hieß der Ort. Klein, versteckt in den Bergen. Dort wohnten Menschen. Keine unbedingt jungen, deren Blut noch sehr frisch und kräftig war. In Bova lebten viele alte Menschen, deren Zeit des Wechsels vorbei war. Sie würden sich auch nicht wehren.
    Ob Justine Cavallo mit ihren Überlegungen Recht behielt, konnte sie nicht sagen, aber sie richtete sich darauf ein, nach Bova zu gehen, sollte sie zuvor keinen Kontakt zum Quartett bekommen haben.
    Von ihrem Versteck aus beobachtete die Cavallo das Kloster. Sie behielt auch das zerstörte Zellenfenster unter Kontrolle und stellte fest, dass es dunkel geworden war. Jemand hatte das Licht der Ölleuchte gelöscht. Es gab jetzt keinen hellen Fleck mehr an der hohen Außenmauer.
    »Also gut«, flüsterte sie, »also gut, das war der erste Streich. Aber wir werden uns wiedersehen, das schwöre ich…«
    ***
    Der Grappa war selbst gebrannt. Er war sehr weich, schimmerte blassgelb mit einem leichten Grünton, und er wärmte meinen Magen durch, wie auch die Mägen der anderen, abgesehen von Suko, der auf einen Schluck verzichtet hatte.
    Wir saßen nicht im Arbeitszimmer des Mönchs, sondern in einem kleinen Nebenraum, der durch vier Stühle und einen Tisch völlig ausgefüllt war.
    Paolo Cotta ging es wieder etwas besser. Auch der Grappa hatte ihm gemundet, nur seine Nase schwoll noch leicht an, obwohl er sie immer wieder mit einem Eisbeutel kühlte.
    Die anderen Mönche hatten wir nicht zu Gesicht bekommen. Aber sie waren da, wie uns Bruder Anselmo versichert hatte. Nur hielten sie sich sehr zurück. Er lebte hier sein eigenes Leben, gewissermaßen eine Außenstelle der Weißen Macht. Er selbst bezeichnete sich sogar als einen Spion, aber das alles war für uns nicht wichtig, ebenso wie Justine Cavallo jetzt außen vor stand.
    Uns ging es um die vier aus dem Blutsee, und das wusste auch Paolo Cotta, der uns seine Erlebnisse in allen Einzelheiten berichtet hatte und sich jetzt wie ein Ausgestoßener fühlte, weil er vom Dienst suspendiert worden war.
    »Auch wenn ihr mich noch hundert Mal fragt, ich habe keine Ahnung, wo sie stecken könnten, und ich habe auch nicht gesehen, ob es nun Vampire waren oder nicht.«
    »Sie müssten es eigentlich«, sagte ich. »Wer in einem derartigen See lebt, kann nichts anderes sein, wobei ich mir nicht vorstellen kann, wie dieser See entstanden ist. Sie, Pater Anselmo?«
    »Nein, das kann ich auch nicht.«
    »Dann bleiben nur Sie, Paolo.«
    Er verzog die Lippen zu einem säuerlichen Grinsen. »Ich wusste, dass Sie mich wieder ansprechen würden.«
    Suko stand mir bei. »Aber Sie sind der Fachmann«, sagte er. »Sie kennen die Gegend hier. Sie fliegen sie mit Ihrem Hubschrauber ab. Also müssen Sie auch wissen, was hier abgeht.«
    »Abgeht?« Er lachte auf. »Hier geht nichts ab. Das hier ist das Armenhaus Italiens. Tote Hose. Hier festzuhängen kann man nur als eine verdammte Strafe bezeichnen. Ich habe mir meinen Job auch anders vorgestellt, als immer nur die Kontrollflüge durchzuführen. Okay, vor kurzem hat der Ätna gespuckt und hier in der Gegend hat es auch rumort, aber es ist nichts passiert.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte ich.
    »Nichts, was die Presse beschäftigt hätte. Es sind keine Häuser zusammengefallen, es gab keine Opfer zu beklagen. Das Übliche eben. Kein Mensch hat sich darum gekümmert.«
    »Es ist also nichts passiert«, stellte ich fest.
    »Genau.«
    Ich wiegte den Kopf und wurde dabei von drei Augenpaaren angeschaut. »Könnte es
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