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1296 - Wenn der Albtraum kommt

1296 - Wenn der Albtraum kommt

Titel: 1296 - Wenn der Albtraum kommt
Autoren: Jason Dark
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so viel wie möglich zu beobachten. Gains Worte waren kein Spaß gewesen. Diesmal würde er ernst machen, und darauf lauerten wir.
    Es passierte vor Sukos Augen, und er warnte mich mit einem leisen Ruf. »Er kommt…«
    Ich fuhr herum. Meine Beretta hielt ich in der linken Hand, die Rechte hatte ich für mein Kreuz frei gelassen. Ich umklammerte den Griff und hielt es dem Nebel entgegen.
    Keine Reaktion…
    Keine Wärme, kein Strahlen. Nur die Feuchtigkeit hatte sich wie ein dünnes Tuch um meinen Talisman gewickelt.
    Suko blieb als Waffe die Dämonenpeitsche. Er wippte sie locker hin und her und hatte auch eine recht entspannte Haltung eingenommen. Ob sich der Nebel dicht vor uns geöffnet oder sich die Lücke weiter entfernt hatte, war nicht festzustellen. Es war auch unwichtig, denn nur der Killer zählte.
    Wieder bildete die Masse ein großes V. Die Nebelwände traten nach rechts und links zur Seite, um eine größere Lücke zu schaffen, die ihm genügend Platz ließ. Den brauchte er, denn wir sahen ihn nicht als einen normalen Menschen, sondern als Skelett mit Sense und im roten Umhang auf seinem grauenvollen Reittier hockend, das seine flachen Schwingen ausgebreitet hatte und deshalb nicht mehr mit seinen Beinen den Boden berühren musste, weil es von den sich auf und nieder bewegenden Schwingen voranbewegt wurde.
    Aus den Nüstern strömte Dampf. Er huschte nach oben und flog zwischen den krummen Hörnern weg. Das Lachen der menschlichen Stimme schallte uns aus dem Nebelmaul entgegen.
    »Ich bin der Tod! Ich bin der Albtraum. Ich herrsche im Vorhof der Hölle!«, donnerte es uns entgegen.
    Dann griff er an!
    Er wurde noch schneller, und wir hatten den Eindruck, dass er sich in einen Schatten verwandelte, der durch den Nebel huschte und einzig und allein auf uns fixiert war.
    »Die Frau muss weg!«, schrie Suko.
    Der Befehl galt mir. Ich hatte mich in den letzten beiden Sekunden nicht bewegt, weil mich der Anblick einfach geschockt hatte.
    Das war jetzt vorbei. Mit einem gewaltigen Satz wuchtete ich mich zur Seite. Mein Körper streckte sich, ich geriet in die Nähe der Frau und prallte dann mit vollem Gewicht gegen sie.
    Beide fielen wir zu Boden. Corinna Scott schrie nicht mal. Ich sah nur für einen Augenblick ihr verzerrtes Gesicht, dann huschte etwas über uns hinweg, wobei ich nicht wusste, ob es die Sense war oder dieses verfluchte Reittier.
    Ich hielt Corinna fest und rollte mich mit ihr aus der Gefahrenzone, während sich Suko dem Angreifer stellte.
    Er wusste genau, in welch einer Gefahr er steckte. Wenn ihn dieses Reittier oder die Sense erwischte, war es vorbei, und Suko tat etwas, was den Angreifer überraschte.
    Er lief in dem Moment auf ihn zu, als er die Sense wieder in die Höhe schwang. So konnte er nicht zuschlagen, aber Suko hatte die Hand mit der Dämonenpeitsche angehoben. Er hatte sich tief geduckt, um den Hufen zu entkommen, und das schaffte er auch.
    Sie wirbelten über ihn hinweg, und er drosch die drei Riemen mit aller Macht gegen den struppigen Körper. Dann prallte er auf die Erde, rollte sich weiter und schwang sich mit einer geschickten Bewegung wieder in die Höhe.
    Das unheimliche Skelett hatte ihn ebenso passiert wie den am Boden liegenden John Sinclair. Wäre das Haus noch vorhanden gewesen, dann hätte es gegen eine Wand prallen müssen, aber da war nichts mehr. Es jagte in den Nebel hinein.
    Zugleich kamen wir wieder auf die Beine.
    »Ich habe ihn erwischt, John!«
    »Und?«
    »Warte es ab!«
    Ich hielt meine Waffe schussbereit. Aber ich feuerte nicht. Etwas passierte mit dem Wesen, das sich nicht drehte und auch nicht mehr weiterritt. Das Skelett, das bisher wie angegossen auf dem hässlichen Reittier gehockt hatte, riss seinen rechten Arm mit der Sense in die Höhe, als wollte es die Waffe wegschleudern.
    Zugleich sackte das Tier ein. Die Flügel flatterten auf und nieder, ohne Kraft zu haben. Sie erinnerten mich jetzt an alte Lappen, die niemand mehr haben wollte.
    Und plötzlich fingen sie Feuer. Kleine Flammen huschten über die Dinger hinweg und verwandelten sie in Windeseile zu einem feurigen Meer, das auch das Reittier nicht verschonte.
    Jetzt wäre es an der Zeit gewesen, vom Rücken des Monstrums zu steigen. Genau das schaffte Theo nicht. In seiner zweiten Gestalt als Skelett blieb er sitzen, als wollte er sich den Flammen stellen.
    »Es gibt doch eine Waffe«, flüsterte Suko mir zu, und seine Augen glänzten dabei.
    Ich grinste scharf. »Das muss auch so sein.
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