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1296 - Wenn der Albtraum kommt

1296 - Wenn der Albtraum kommt

Titel: 1296 - Wenn der Albtraum kommt
Autoren: Jason Dark
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auf und schwang die Beine ins Freie.
    Zwei Dinge fielen mir zuerst auf. Zum einen war dieser erbärmliche Singsang lauter geworden, und zum anderen wunderte ich mich über die feuchtkalte Temperatur. Sie schien dem Klima in unserer Welt wirklich angepasst zu sein.
    Niemand hinderte mich daran, mich aufzurichten. Ich wurde nicht angegriffen und stellte nur fest, dass die Dunstfetzen nicht verschwunden waren. Dann konzentrierte ich mich stark auf die Stimmen und zugleich auf die Reste des ungewöhnlichen Nebels. Es dauerte nicht lange, und ich erhielt Gewissheit.
    Die Stimmen und die grauen Streifen besaßen einen Zusammenhang. Für mich hörte es sich an, als würden sie aus den grauen Streifen dringen, und mir wurde einiges klar.
    Es war kein Nebel, kein Dunst, wie ich ihn kannte. Diese dünnen grauen Vorhänge mussten so etwas wie die Seelen der Toten sein, die in dieser Region gefangen gehalten wurden. Es konnte auch das berühmte Ektoplasma sein, das oft aus den Mündern und Nasen medial begabter Menschen quoll, wenn sie sich in Trance befanden. Gegen den dunklen Hintergrund hoben sich die grauen Fahnen recht hell ab.
    Suko hatte den Wagen ebenfalls verlassen. Er sprach mich über das Dach hinweg an. »Ist das der Vorhof des Todes, John?«
    »Kann sein. Wir hören die Seelen jammern. Sie leiden. Es ist der Seelenschleim. Das Unsichtbare ist hier sichtbar geworden. Eine Welt der Geister eben.«
    »Und eine der sieben Wohnstätten der Hölle, wie man es uns erklärt hat.«
    Ich blickte ihn skeptisch an. So ganz konnte ich daran nicht glauben. Aber ich war nicht in der Lage, den gegenteiligen Beweis anzutreten, und so musste ich es hinnehmen.
    Auch kam mir wieder die Vielschichtigkeit der Hölle in den Sinn. Ich blieb einfach bei dem Begriff Hölle, auch wenn ich nicht so recht dahinter stand. Man konnte ja vieles als Hölle bezeichnen, und dabei zu bleiben, war eben einfacher. Klar, dass sie sich aufteilte. Sie war viel komplexer. Sie bestand nicht nur aus einer Welt, sondern gleich aus verschiedenen. Zahlreich unterteilt. Ebenen, unterschiedlich schlimm und grausam. Eine sichtbare Hölle, im Gegensatz zu der unsichtbaren, die ebenfalls noch existierte.
    Zu theoretisieren brachte uns auch nicht weiter. Wir wollten Corinna Scott nicht im Wagen sitzen lassen. Ich erklärte Suko, dass ich mich um sie kümmern würde.
    »Okay, ich behalte mal die Umgebung im Auge«, erklärte er, als wäre dies der normalste Platz der Welt.
    Als ich die Fondtür öffnete, hockte die Frau eingeschüchtert und ängstlich auf dem Rücksitz. Sie schaute mich aus großen Augen an, war aber nicht in der Lage, ein Wort zu sagen.
    Ich beugte mich in das Auto hinein. »Es wäre besser, wenn Sie jetzt ausstiegen, Mrs. Scott.«
    »Und dann?«, flüsterte sie. »Was passiert dann? Wo gehen wir überhaupt hin? Wo sind wir eigentlich hier?«
    »Ich weiß es nicht genau«, erklärte ich. »Nur bringt es uns nicht weiter, wenn wir im Wagen sitzen bleiben.«
    Sie überlegte und fragte dann: »Was ist mit Theo Gain? Was ist mit dieser schrecklichen Gestalt, die ich im Nebel gesehen habe?«
    »Sie ist wieder verschwunden.«
    »Kommt sie zurück?«
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen, Corinna. Bitte, Sie sollten den Wagen jetzt verlassen.«
    Noch tat sie nichts und stellte nur Fragen. »Was passiert dann mit mir, wenn ich es tue?«
    »Sie bleiben bei uns.«
    Wieder fing sie an zu lachen. »Ist das ein Schutz? Ich glaube nicht. Theo hat mir den Albtraum geschickt. Er wollte mich töten. Er hat es nicht geschafft, aber ich gehe davon aus, dass er nicht aufgibt. Theo ist eine Bestie.«
    »Das wissen wir auch. Nur wenn wir zusammenbleiben sind wir stärker, Corinna.«
    Sie dachte über meine ruhig gesprochenen Worte nach und zeigte sich schließlich überzeugt, denn sie nickte in meine Richtung. »Ja, ich werde aussteigen. Was bleibt mir denn sonst noch übrig?« Mit sehr langsamen Bewegungen ruckte sie auf die Tür zu. Ihre Hände glitten über das Leder und hinterließen dort einen Schweißfilm.
    Als ich ihr die Hand reichte, fasste sie danach und ließ sich aus dem Fahrzeug ziehen. »Okay.«
    Corinna schaute sich um. Meine Hand wollte sie dabei nicht loslassen. Das Zittern war deutlich zu spüren, denn auch weiterhin wurde sie von der Angst im Griff gehalten.
    »Wo sind wir denn hier, Mr. Sinclair? Können Sie mir das sagen? Wo hat man uns hingeschafft?«
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen.«
    »Ist es die andere Welt? Das Reich der Toten?«
    Sie lauerte auf
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