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1295 - Feuerfluch

1295 - Feuerfluch

Titel: 1295 - Feuerfluch
Autoren: Jason Dark
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umschreiben.
    »Mir ist heiß!«, schrie er und stieß dabei seinen Schreibtischstuhl zurück. »Verflucht, mir ist so heiß! Ich brenne!«, brüllte er, »Ich… ich brenne…«
    ***
    Die alte Treppe schlug einen weiten Bogen, bevor sie die Tiefe erreichte und mit der letzten Stufe auslief. Nichts störte die Ruhe in diesem unter der Erde liegenden Verlies. Kein Mensch kam die Stufen herab, nichts durchbrach die Dunkelheit, denn wer hier unten seit langer, langer Zeit begraben lag, wollte nicht gestört werden.
    Es war der Raum in der Erde. Die alte Kammer. Das Verlies. Bewacht von Würmern und Spinnen und einer immerwährenden feuchten Kälte. Die Finsternis drückte alles zusammen. Sie ließ die Wände verschwinden und auch die Stufen der Treppe, die seit Jahren schon in diesem tiefen Schlaf lagen.
    Nichts war zu sehen, rein gar nichts. Hier herrschten die Stille und die Dunkelheit, als wären sie für die Ewigkeit geschaffen worden.
    Aber die Ewigkeit hatte Grenzen. Zumindest hier, denn plötzlich passierte etwas.
    Zuerst war es nur ein Hauch. Er strich in die Höhe, breitete sich allerdings auch in die anderen Richtungen hin aus. Es wurde heller im Verlies. Die Wände erschienen, das alte Gestein trat hervor. Käfer und Spinnen nahmen Reißaus, denn was da aus der Erde in die Höhe stieg, war eine Wand aus Flammen.
    Sie fauchte auf, sie zuckte hoch, sie griff um sich und sie schuf eine helle Insel unter der Erde.
    Hätten menschliche Augen das alles beobachtet, wäre ihnen aufgefallen, dass dieses Feuer nicht einfach aus dem Boden brannte, sondern in einer langen klobigen Kiste, die erst beim zweiten Hinsehen als Unterteil eines Sarges zu identifizieren war. Ein großer Sarg, der Platz für gleich mehrere Leichen gehabt hätte.
    Aus ihm schlugen die Flammen in die Höhe, gaben ihren Widerschein ab, huschten über die Wände hinweg und bildeten eine breite Reihe vom Kopf bis zum Fußende des Sargs.
    Die Luft um das Feuer herum begann zu zittern. Man hätte meinen können, dass es der Rauch hinterlassen hatte, aber den gab es nicht. Das Feuer loderte rauchlos in die Höhe. Der Widerschein strich über die dicken Steine auf dem Boden hinweg, erreichte die Treppe, malte die Stufen an und gab auch dem Sarg sein richtiges Aussehen zurück.
    Grün schimmerten die Seiten, an denen lange Tragegriffe angebracht worden waren. Das Feuer darin tanzte. Es bewegte sich. Es schnappte wie Zungen in die Höhe, und irgendwo aus dem Hintergrund in der zittrigen Luft erklang eine Stimme. »Es ist wieder so weit…«
    »Wir werden gebraucht«, sagte eine zweite Stimme.
    »Ja, man hat uns gestört.«
    »Es ist nichts vergangen.«
    »Nein, das ist es nicht.«
    »Sie haben nicht geträumt.«
    »Das denken sie nur.«
    »Sie waren wirklich hier.«
    »Sie konnten nicht anders. Wir sind zu stark. Wir sind hier die Herrscher.«
    »Das Feuer steckt in ihnen.«
    »Ja, es wird brennen.«
    »Sie werden brennen.«
    »Das auch!«
    Ein lautes Lachen erfolgte. Abgegeben von zwei Stimmen, die aber wie eine klangen.
    Das Lachen verstummte. Aber das Feuer brannte weiter und warf sein Licht durch das Verlies, in dem die Stimmen verstummt waren…
    ***
    Man musste auch uns einen Moment der Überraschung zugestehen. Es war einfach zu plötzlich gekommen, obwohl wir die ganze Zeit über von diesem Thema gesprochen hatten. Doch jetzt war es vorbei mit der Theorie. Wir erlebten in der Praxis diesen unheimlichen Vorgang, der sich nur mit Serge Poliac beschäftigte.
    Er hatte es auf seinem Stuhl nicht mehr ausgehalten. Er war in die Höhe gesprungen und wirkte wie jemand, der nach einem Rhythmus tanzte, den es eigentlich nicht gab. Er warf sich zurück. Seine Beine bewegten sich hektisch. Zugleich schlug er mit den Armen um sich, und dann prallte er mit dem Rücken gegen das bis zum Boden reichende Glasfenster, das kurz erzitterte, aber nicht zersprang.
    Vor der Scheibe blieb er stehen. Arme und Beine gespreizt. Den Mund weit aufgerissen. Schreiend.
    Den Kopf schüttelnd.
    »Das Feuer! Das Feuer ist in mir! Es verbrennt miiiehh…« Er schleuderte seinen Kopf zurück und prallte gegen die Scheibe, an der er förmlich kleben blieb. Sein Gesicht war nur noch eine Grimasse und mit dem alten Ausdruck nicht mehr zu vergleichen.
    Es lag auf der Hand, das ihm das gleiche Schicksal bevorstand wie Marc Bandura. Das mussten wir verhindern. Nur wie? Was war die beste Möglichkeit?
    Noch waren keine Flammen aus seinem Mund und seiner Nase hervorgefaucht, wie wir es von
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