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1293 - Halloween-Horror

1293 - Halloween-Horror

Titel: 1293 - Halloween-Horror
Autoren: Jason Dark
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ehemaligen DDR. Es hat mich in den Westen verschlagen, und hier habe ich einen Job gefunden.«
    Heiko musste überlegen und wischte mit der flachen Hand über sein Nackenhaar. »Wer bezahlt Sie denn für diesen ungewöhnlichen Job, Harry?«
    »Die Regierung.«
    »Beamter?«
    »So ungefähr.«
    »Aha.«
    Harry wollte nicht noch weitere Fragen beantworten müssen. Nach einer Nickbewegung machte er seinem Begleiter klar, dass ihr Platz von nun an auf der Brücke war.
    »Dann schauen wir uns den Geistertrubel mal aus der Nähe an.«
    Als hätte er ein Stichwort gegeben, tat sich etwas auf der Brücke. Jetzt waren nicht nur die Stimmen der Frauen und Männer zu hören, eine düstere Musik klang über die Straße hinweg. Orgelklänge erfüllten die leicht dunstige Luft, wehten wie geheimnisvolle und auch unheimliche Botschaften über die beiden Geländer hinweg und verklangen irgendwie dort, wo auch die Häuser standen, Menschen wohnten und ebenfalls von dieser Musik beglückt wurden.
    Die Anlage war auf dem rechten Gehsteig aufgebaut worden. Dort standen auch die Kästen mit den Bierflaschen und aus den verbeulten alten Eimern ragten die Hälse der Flaschen, in denen sich die harten Getränke befanden.
    Eine Frau kam ihnen entgegen. Sie trug ein graues Gewand, ihr Gesicht war ebenfalls grau und bleich geschminkt und ihre Kopfbedeckung bestand aus einer Sonne mit grauen Strahlen.
    »Ich bin die wahre Himmelskönigin!«, rief sie. »Ich bin die Sonne der Nacht. Ich bin die Finsternis.« Sie blieb vor ihnen stehen, verbeugte sich, kam wieder hoch und bewegte beide Hände kreisförmig vor ihrem Körper. Dann huschte sie weg und gab den Weg frei.
    »Die spinnen ja«, sagte Heiko. »So was kann mich nicht erschrecken. Und wenn sie hier noch so blutig geschminkt herumlaufen, an die echten Totengeister kommen sie nicht heran.«
    »Das ist wohl wahr.«
    Weit kamen sie nicht. Von der Seite her näherte sich ihnen eine vermummte Gestalt. Sie trug eine schwarze, glänzende Kutte, die bis zum Boden reichte und hatte eine rote Kapuze über den Kopf gestreift. Die Farben waren deshalb zu erkennen, weil einige Scheinwerfer ihre Lichtstrahlen in die Gegend warfen.
    Die Gestalt war ein Henker, der seine Blutwaffe mitgebracht hatte. Es war ein Beil, das an seiner rechten Seite befestigt war. Als der Henker vor ihnen stehen blieb und Harry einen Blick in die Augenschlitze warf, wusste er, wen er vor sich hatte.
    »Hallo, Chris.«
    »He, bin ich wirklich so gut zu erkennen?«
    »An den Augen.«
    »Tolle Beobachtungsgabe.« Er schob seine Kapuze so weit nach hinten, dass sein Gesicht freilag. Es war wohl warm unter dem Stoff gewesen.
    »Das gewöhnt man sich an.«
    Chris fragte nicht weiter. Er drehte den Kopf, um in die Gegend zu schauen. »Ich kann Sie beruhigen, Herr Stahl. Es ist nichts passiert. Wir sind alle prächtig gut drauf, und ich weiß, dass es eine tolle Nacht werden wird.«
    »Das hoffe ich für Sie. Aber anders als Sie es meinen, wirklich. Nun ja, denken Sie trotzdem an meine Warnungen und halten Sie die Augen weit offen! Ihre Feier kann man nicht mit dem vergleichen, was noch passieren könnte.«
    »Das müssen Sie lockerer sehen.« Er griff in seine Kuttentasche und holte eine kleine Flasche hervor, die noch halb gefüllt war. »Wollen Sie einen Schluck? Da sind Geistertropfen mit dem Geschmack vom Jenseits gefüllt.«
    »Danke, ich verzichte.«
    »Schade.«
    »Wo steckt Ihre Freundin?«
    Er deutete in die Umgebung. »Ach, irgendwo wird sie schon sein. Sie amüsiert sich prächtig, Andrea war richtig heiß auf die Fete. Die lebt das richtig aus.«
    »Sie hat ihr Kostüm nicht gewechselt?«
    »Nein, warum auch? Es ist eines der Besten.«
    »Dann werden wir sie ja erkennen.«
    Zwei Totenfrauen huschten heran, schnappten sich den Henker und zogen ihn unter Geheul weg.
    Die Befürchtung, dass die Musik alles übertönen würde, trat zum Glück nicht ein. Sie hielt sich in Grenzen. Wer wollte, der konnte sich sogar in fast normaler Lautstärke unterhalten.
    Heiko Fischer fiel auf, dass Harry Stahl immer stärker von Unruhe erfasst wurde. Er bewegte ständig den Kopf wie jemand, der auf der Suche nach etwas Bestimmtem ist.
    »Was suchen Sie denn?«
    »Einen Mann.«
    »Und…«
    Harry blieb stehen. Um ihn herum tobten die Geister, die den irdischen Alkoholgenüssen durchaus zugetan waren. Er nahm dies nur am Rande wahr und gab eine Antwort auf die Frage.
    »Ich suche noch immer John Sinclair. Wir haben uns verabredet. Dass er nicht
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