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1291 - Die Verblendeten

Titel: 1291 - Die Verblendeten
Autoren: Unbekannt
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deshalb. „Ich wurde mir etwas nachdrücklich dazu bewogen, einen Treffpunkt aufzusuchen, an dem Hibiskus Hainu mich erwartete, um mit mir zu reden."
    „Aber wozu hatte er dann den PALADIN-Roboter deine KOM-Anlage und dein Gravojet-Aggregat demolieren lassen?" hielt Ris Bhran dem entgegen.
    „Um ungestört mit mir reden zu können", gab ich zurück. „Ihr hattet ihm ja zuvor keine Gelegenheit dazu gegeben, obwohl er deswegen bei euch vorgesprochen hatte."
    „Wir konnten nicht zulassen, daß ein Gegner der Upanishad-Lehre dich zu beeinflussen versucht, Shan Tifflor", erklärte Yag Veda. „Der Sotho hat uns beauftragt, euch drei Shana bevorzugt zu Meisterschülern auszubilden - und das in einem Tempo, das wir Panisha für bedenklich halten.
    Aber wir haben den Befehlen unseres Sotho zu gehorchen, und wir halten es für zweckmäßig, keine Störungen eurer beschleunigten Ausbildung zuzulassen."
    „Kommst du auch dadurch nicht zur Besinnung, Tiff?" rief Hibiskus so laut, daß ich ihn verstand, obwohl Ris Bhran ihm seinen Stimmverstärker weggenommen hatte. „Sie gehorchen bedingungslos und verlangen bedingungslosen Gehorsam - und sie würgen alle Diskussionen ab.
    Entspricht das noch deinem alten Demokratieverständnis? Wofür hast du eigentlich mehr als zwei Jahrtausende lang gekämpft? Komm zu dir, Tiff!"
    Ich fühlte mich tief in meinem Innern getroffen. Werte, für die ich früher eingetreten war, wie Toleranz, Gleichberechtigung, Frieden und Demokratie, stiegen plötzlich bis zu meinem Bewußtsein empor. Aber sie drangen nicht in mein Bewußtsein hinein. Es schien, als gäbe es zwischen Unterbewußtsein und Bewußtsein eine Blockade, die mir jegliche Selbstbesinnung verwehrte.
    Sekundenlang wurde mir das klar, dann legte sich wieder der Schleier geistiger Verdunkelung darüber - und mein Geist stürzte wieder in die Tiefen einer Verwirrung zurück, die ich im gleichen Moment nicht nur vergaß, sondern für Normalität hielt.
    „Für diese Verleumdungen muß Hibiskus Hainu bestraft und psychisch umorientiert werden!"
    sagte Ris Bhran.
    Wieder regte sich etwas in meinem tiefsten Innern. Aber ich vermochte es nicht ins Bewußtsein zu heben, geschweige denn festzuhalten. Dennoch brachte ich es fertig, mich für den Siganesen einzusetzen.
    „Hibiskus unterliegt nicht dem Ehrenkodex eines Shan", stellte ich fest. „Er ist ein freier Bürger des Galaktikums. Ich fordere freies Geleit für ihn."
    „Dir bist ungehorsam, Shan Tifflor!" rügte Yag Veda. „Aber du wirst noch lernen, solche Rückfälle zu vermeiden."
    „Was meint er mit ‚solchen Rückfällen’, Tiff?" fragte Nia - und ihre Miene drückte einen ganzen Katalog von Fragen aus, während ihre Augen so dunkel wirkten, als Versuchte sie, mit ihnen nach innen auf den tiefsten Grund ihrer Seele zu schauen.
    Ich grübelte über ihre Frage nach, aber ich fand keine Antwort darauf. Unwillkürlich blickte ich mich nach Domo um.
    Und zum ersten Mal sah ich in seinen drei Augen Ratlosigkeit, die allerdings sogleich in Zorn „umkippte".
    „Wir haben im M33 unsere Hamosh-Probe bestanden", wandte er sich grollend an die beiden Panisha. „Deshalb können wir künftig mitreden, anstatt nur zu gehorchen. Hibiskus bleibt ungeschoren. Das ist auch meine Forderung."
    „Forderung?" entrüstete sich Yag Veda.
    „Noch haben die Shana den siebten Schritt nicht hinter sich gebracht und wissen nicht, was Jadj bedeutet", erklärte Ris Bhran. „Sie werden es noch lernen. Wir aber sollten Tifflors Wunsch entsprechen, der offenbar einem inneren Zwang entspringt", sagte Ris Bhran. „Im Talosh wird sein Geist wieder geläutert werden."
    „Einverstanden", erklärte Yag Veda nach kurzem Zögern. „Shan Tifflor, begleite Hibiskus Hainu in die nächste Stadt und trenne dich dort für immer von ihm!
    Danach kehre unverzüglich in die Tschomolungma zurück und unterwirf dich den Stufen des fünften Schrittes!"
    Ich verneigte mich schweigend, um meiner Dankbarkeit für die erwiesene Gnade Ausdruck zu verleihen, dann nahm ich den Siganesen von der Tischplatte, auf der er ausgeharrt hatte, verließ die Tschomolungma und bestieg den auf dem Innenhof ständig bereitstehenden Gleiter.
    Auf den Gedanken, daß Nia mich begleiten könnte, kam ich nicht einmal. Es war selbstverständlich für mich, daß sie und Domo während meiner kurzen Abwesenheit bereits mit dem 5. Schritt anfangen würden.
     
    *
     
    Als ich wenige Stunden später zurückkehrte, war die Tschomolungma in brodelnde
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