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1276 - Spielplatz der Hölle

1276 - Spielplatz der Hölle

Titel: 1276 - Spielplatz der Hölle
Autoren: Jason Dark
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jetzt wichtiger…
    ***
    Man konnte die Klappe auch von außen aufziehen, denn wir sahen einen schmalen Griff, der gekippt auf dem Holz lag. Suko hatte bereits den Arm ausgestreckt und mit seinen Fingern den Griff gekantet. Er schaute mich an, und als ich nickte, zog er die Klappe hoch.
    Ich stand meinem Freund gegenüber. Wir würden von zwei verschiedenen Seiten in den Keller hineinschauen können und rechneten damit, ein stockdunkles Loch zu sehen.
    Das traf nicht zu. Es war zwar finster, aber nicht stockdunkel, denn im Hintergrund dieser unterirdischen Welt gloste ein unheimliches Licht. Nicht rötlich wie ein böses Auge, sondern in einem honiggelben Schein, der im Hintergrund stärker war als bei uns, denn die Holztreppe wurde nur von seinen Ausläufern erreicht.
    »Wer geht zuerst?«
    »Ich!«
    Suko nickte. »Gut, dann gebe ich dir Rückendeckung.«
    Wir standen beide unter starker Spannung. Es war wieder mal unser Job, einen Zombie zu stoppen.
    Und was für einen. Ich hätte gern mehr über seinen Hintergrund erfahren und über den mörderischen Zauber, den er erlebt hatte, aber ich wusste auch, dass er sich uns gegenüber kaum öffnen würde.
    Natürlich hielt ich die mit geweihten Silberkugeln geladene Beretta in der Hand, als ich mich auf den Weg nach unten machte. Ich konnte mich auf Suko verlassen, der mir folgen würde. Ich rechnete auch damit, dass uns der Zombie am Fuß der Holztreppe, deren Stufen sich jedes Mal unter meinem Gewicht bogen, erwartete. Ich rechnete auch damit, dass er sich eine Waffe besorgt hatte, um uns anzugreifen, und so war ich fast enttäuscht, dass ich die Treppe hinter mich brachte, ohne dass etwas davon eingetreten war.
    Ich ging sofort zur rechten Seite weg, um Suko den nötigen Platz zu schaffen.
    Auch unter seinem Gewicht bogen sich die Stufen und knarzten leise, aber er wurde ebenfalls nicht angegriffen.
    Automatisch folgten wir mit unseren Blicken der Lichtquelle, die am Ende eines Ganges zu sehen war. Es gab keine einzelnen Verschläge, eben nur diesen Stollen, und ihn hatte Boris Kelo zu seiner Welt gemacht.
    Es war wirklich der Spielplatz der Hölle oder der Spielplatz des Grauens, denn beim Näherkommen sahen wir einen alten Tisch, auf dem Kelo genügend Platz für seine Köpfe hatte.
    Er stand hinter dem Tisch. Eingerahmt wurde er von zwei Laternen, die ihren satten gelben Schein verstreuten. Sie waren an der Wand hinter ihm befestigt und strahlten auch sein Gesicht an. Es sah nicht blass oder grau aus, sondern wirkte wie angepinselt.
    Vier Köpfe!
    Vier Köpfe von Toten, die nicht mehr aussahen wie sonst, denn der Zombie hatte sie geöffnet. Das Besteck dazu oder die chirurgischen Werkzeuge lagen ebenfalls auf dem Tisch.
    Kelo sagte nichts. Er tat nichts. Er ließ uns einfach kommen. Und er wirkte, als hätte er auf unseren Besuch gewartet, gar nicht wie ein Zombie, wie man ihn aus den Horrorfilmen kennt. Er sah aus wie ein Lehrer, der seinen Schülern einen makabren Gabentisch des Grauens zeigen will.
    Wir gingen langsam auf ihn zu. Wir hörten jeden unserer Schritte, denn immer wieder knirschten kleine Steine unter unseren Sohlen. Nichts regte sich in unseren Gesichtern, aber wir hatten Mühe, den schlimmen Anblick zu verkraften.
    Die Köpfe waren so gedreht worden, dass wir auf die Gesichter schauten, in denen sich kein Ausdruck mehr befand. Sie waren leer, sie waren tot, und trotzdem schienen sie uns eine Botschaft vermitteln zu wollen, die das Reich des Todes für einen Lebenden grauenhaft erscheinen ließ.
    Boris Kelo war ein Zombie, doch wir glaubten nicht daran, dass er etwas fühlte oder spürte. Er war innerlich leer, und trotzdem gab es etwas, das ihn von den anderen Zombies unterschied. Er hatte es in der Ferne gelernt in Haiti. Man hatte ihn dort durch einen wahnsinnigen Zauber in die Lage gebracht, von einem Toten noch etwas zu übernehmen. Ein gespeichertes Wissen, bevor die Gehirnzellen endgültig abgestorben waren. Deshalb hatte er auch die Köpfe geöffnet.
    Wir blieben stehen.
    Uns fehlten die Worte. In diesem Raum existierte der Tod, auch wenn es noch so widersinnig war.
    Wir konnten Boris Kelo nicht entkommen lassen. Aber er traf keine Anstalten, uns anzugreifen. Er wehrte sich nicht. Er stand auf seiner Stelle hinter dem Tisch und stierte uns an mit Augen, in denen sich kein Leben abzeichnete.
    Die Mündungen der Waffen waren auf ihn gerichtet. Sie wiesen über den Tisch und auch über die Köpfe hinweg. Ich merkte schon, dass wir nahe an ihn
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