Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1275 - Der Totenkopf-Sammler

1275 - Der Totenkopf-Sammler

Titel: 1275 - Der Totenkopf-Sammler
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
wollen, fragen Sie.«
    Harry schaute hin, während Dagmar sich erst noch räuspern musste. Es stimmte, der Schädel des Mannes war sehr fachmännisch geöffnet worden. Das betonte Dr. Weber noch mal und wollte mehr erklären, aber in seinem Büro klingelte das Telefon.
    »Oh, Sie entschuldigen mich. Wenn Sie fertig mit der Betrachtung sind, sagen Sie Bescheid. Dann habe ich auch noch einen selbst gebrannten Schnaps für Sie. Die Flasche steht immer für etwas schreckhafte Gemüter bereit.«
    Dr. Weber ging wieder und Dagmar schüttelte den Kopf, wobei sie sagte: »Ein seltsamer Kauz.«
    »Stimmt.«
    Sie schauten sich den Toten, der so starr vor ihnen lag, genau an. Die Totenstarre war in der unteren Gesichtshälfte noch nicht verschwunden. Die Kälte hatte es geschafft, die Leiche gut zu konservieren. Das würde bald anders sein, wenn der Körper erst mal unter der Erde lag. Da fiel er dann zusammen, und auch der Sarg würde dem Druck der Erde irgendwann nachgeben, sodass die im Boden lebenden Käfer und Würmer wieder an frische Nahrung herankamen.
    Dagmar schauderte zusammen und flüsterte: »Wer tut so was?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Ein Mensch? Ein Perverser?«
    »Hake dich daran nicht fest, Dagmar.«
    Sie atmete scharf aus. »Dann stellst du dir mehr ein schwarzmagisches Wesen vor?«
    »Ja, auch.«
    »Und was will man mit dem Gehirn eines Toten, Harry?«
    »Keine Ahnung. Hast du nicht davon gesprochen, dass die drei Männer im Leben als Wissenschaftler gearbeitet haben? Vielleicht will der Unbekannte an das noch gespeicherte Wissen herankommen.«
    Harry Stahl sagte nichts. Über die Leiche schaute er die rothaarige Frau an. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Weil ich mittlerweile alles als möglich und machbar einschätze. Das ist verrückt, das ist unlogisch, ich weiß, aber wenn ich daran denke, was wir schon gemeinsam erlebt haben, dann sollte uns eigentlich nichts mehr erschüttern können.«
    »So gesehen hast du Recht.«
    Dagmar deutete auf den Toten. »Aber weitergebracht hat uns dieser Anblick auch nicht.«
    »Leider nicht.«
    »Was hast du dir denn vorgestellt?«
    Harry Stahl strich durch sein Haar. »Ich kann es dir auch nicht sagen. Nichts Genaues. Nur einen Hinweis, einen Hauch von Spur, nicht mehr. Aber da haben wir wohl auf dem falschen Dampfer angeheuert.«
    »Dann lass uns gehen.«
    »Einverstanden.« Harry Stahl warf noch einen letzten Blick auf die Leiche. Sie sah schlimm aus, und er wusste, dass es nicht das Werk eines Arztes gewesen war, sondern das eines Wahnsinnigen, eines Psychopathen oder einer Kreatur, die nicht mit menschlichen Maßstäben zu messen war.
    Er wollte sich zur Tür hindrehen, als ihm die steife Haltung seiner Partnerin auffiel. Sie bewegte sich nicht vom Fleck und schaute ausschließlich in eine Richtung. Und zwar dorthin, wo sich auch die Tür befand, durch die sie den kalten Raum betreten hatten.
    »Ist was, Dagmar?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Damit gab sich Harry Stahl nicht zufrieden. »He, sag was. Du hast doch Probleme.«
    »Ich weiß nicht«, flüsterte sie, »ich weiß es wirklich nicht. Da war was an der Tür.«
    »Dr. Weber.«
    »Eben nicht.«
    »Was dann?«
    »Ich kann es dir nicht genau sagen, Harry. Jedenfalls wurde die Tür geöffnet. Es hat wohl jemand hereingeschaut, aber die Tür fiel so schnell wieder zu, dass es mir nicht gelungen ist, ihn zu erkennen. Es war nicht der Arzt. Dann hätte ich einen weißen Kittel gesehen.«
    »Und was denkst du?«
    »Wir sollten nachschauen, Harry. Wir sind hier fertig. Hier hält uns nichts mehr.«
    »Gut.«
    Die Leiche schoben sie nicht wieder zurück in das Fach. Aber sie traten den Rückweg auch nicht so locker an, wie sie es sich gedacht hatten. Auch Harry Stahl war durch die Bemerkungen seiner Partnerin misstrauisch geworden. Er bemühte sich, so wenig Geräusche wie möglich zu verursachen.
    Harry erreichte die Tür zuerst. Er schob Dagmar etwas zurück, um Bewegungsfreiheit zu haben. Sie schaute zu, wie er seine Waffe zog. Dagmar überlegte, ob sie ihre Pistole auch aus der Handtasche holen sollte, die an einem Riemen über der Schulter hing. Dann fiel ihr ein, dass sie die Waffe zu Hause gelassen hatte. So musste sie sich weiterhin auf ihren Partnerverlassen.
    Die Tür war wieder zugefallen. Beide hatten keinen Laut gehört. Auch jetzt war es still in ihrer Umgebung. Es war eine Ruhe, die ihnen nicht gefiel. Sie schien aus einer unheimlichen Welt zu stammen, wo die Stille des Todes die Laute des Lebens
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher