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1275 - Der Totenkopf-Sammler

1275 - Der Totenkopf-Sammler

Titel: 1275 - Der Totenkopf-Sammler
Autoren: Jason Dark
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herausgetrennt wurde das ganze Gehirn nicht. Es ist noch etwas vorhanden, und es sieht auch nicht so aus, als wäre daran gearbeitet worden. Man hat mit den Instrumenten nur den Kopf geöffnet.«
    »Er wurde gestört«, murmelte Dagmar.
    »Was sagten Sie?«
    »Schon gut, Doktor.«
    »Sie müssen wissen, wie Sie den Fall aufklären wollen. Ich beneide Sie nicht.«
    »Wir Sie um Ihren Job auch nicht«, sagte Dagmar.
    Wenig später hatten sie einen Lift erreicht, in den sie einstiegen. Es ging abwärts. Wie hinein in die Hölle!, dachte Dagmar. Nur dass es eine kalte Hölle ist.
    Die Fahrt dauerte nicht lange. Es gab wohl keine Stelle auf dem gesamten Erdball, die weniger Charme verbreitet hätte, als dieser sehr sterile Betonbereich. Da gab es nichts freundliches. Da hing kein Bild an den Wänden, da war kein Stäubchen zu sehen, und die Türen zu den verschiedenen Räumen schimmerten wie matte Spiegelflächen. Nur die Namensschilder an den Wänden lockerten die Kahlheit etwas auf. Ansonsten wirkte alles wie eine moderne Gruft.
    Dr. Weber drückte eine Tür nach innen. »Wir sind da«, meldete er fast fröhlich. »Das ist mein kleines Reich.«
    Es bestand aus einem Büro, an dessen Wänden zwei Drucke von Andy Warhol hingen. Ein Bild zeigte die berühmte Suppendose, das andere die Monroe im Profil und blau eingefärbt.
    Der Schreibtisch war für zwei Personen gedacht. Eine Seite sah sehr aufgeräumt aus.
    »Normalerweise arbeiten wir hier zu zweit«, klärte Dr. Weber die beiden Besucher auf, »aber meine Kollegin ist momentan im Urlaub. Sie ist ein irrer Fußballfan. Wenn man sie jetzt sprechen will, muss man schon mit Asien telefonieren.«
    »Da wäre ich jetzt auch gern«, sagte Dagmar.
    Harry schaute etwas steif aus der Wäsche. »Seit wann bis du so scharf auf Fußball?«
    »Da ist es sicher gemütlicher als hier. Nichts für ungut, Doktor.«
    Weber winkte ab. »Keine Sorge, Frau Hansen. Sie glauben gar nicht, was ich in meinem Job schon alles zu hören bekommen habe. Sie haben sogar Recht. Wenn jemand sagt, dass es ihm hier gefällt, muss er sich auf seinen Geisteszustand untersuchen lassen. Ausgenommen diejenigen, die hier arbeiten müssen.«
    Es gab nicht nur die beiden Schreibtische im Büro, sondern auch einige Demonstrationsobjekte in Metallregalen. Da lagen so einige menschliche Organe in bestimmten Lösungen. Man konnte sie durch die Wände der entsprechenden Glasbehälter betrachten. Sogar zwei Augen hatte Dr. Weber aufbewahrt. Dagmar schauderte es, als ihr Blick sie traf, denn unwillkürlich dachte sie an ihr drittes Auge.
    Dr. Weber rieb seine Hände und klopfte danach auf das Dach eines Monitors. »Wenn Sie jetzt bereit sind, dann können wir in die Höhle des Löwen gehen.«
    »Sind wir«, sagte Harry.
    »Wunderbar.«
    Es gab noch eine zweite Tür, die beim Öffnen regelrecht aufschwappte. Dahinter wartete auf sie die kalte Hölle, wie Dagmar sie auf der Fahrt nach unten getauft hatte.
    Wer aus der sommerlichen Wärme kam, empfand diese Temperaturen als besonders eisig. Dagmar nahm ihre Jacke von der Schulter und zog sie an.
    Es gab drei Tische. Oder auch Becken, das kam auf die Sichtweise an. Jeder Tisch besaß einen Wasseranschluss, dann gab es auch die entsprechenden Ablaufrinnen, durch die Flüssigkeiten rannen und später in nach unten führenden Rohren verschwanden, die den Fliesenboden durchbrochen hatten.
    Auf fahrbaren Tischen lagen die Arbeitsinstrumente der Pathologen, die Dagmar allesamt wie Folterwerkzeuge vorkamen.
    Dr. Weber hatte ihr Erschauern gesehen. Bevor er zu einem der Schubfächer ging, sagte er lachend.
    »Ist nicht Ihre Welt, wie?«
    »Bestimmt nicht.«
    Mit dem Rücken zu den Schubfächern blieb er stehen. »Wissen Sie, Frau Hansen, man kann sich an alles gewöhnen. Wenn ich arbeite, redet mir wenigstens niemand rein. Leichen sind stumm. Und auf einen Zombie bin ich bisher noch nicht gestoßen.«
    »Seien Sie froh.«
    Der Pathologe musste grinsen. »He, was war das denn für eine Antwort? Glauben Sie etwa an diese lebenden Leichen?«
    »Lassen wir das Thema.«
    »Wie Sie wollen.« Der Arzt drehte sich um und fasste nach dem breiten Griff der Lade. Mit einer schwungwollen Bewegung zog er sie auf. Auf den gut geölten Schienen rollte sie fast lautlos ins Freie, und der Tote wurde sichtbar.
    Dagmar und Harry gingen langsam näher.
    Dr. Weber zupfte das Laken etwas weiter nach unten, damit das Gesicht frei lag. »Sie interessiert ja nur der Kopf. Wenn Sie etwas erklärt haben
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