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1273 - Poker mit dem Tod

1273 - Poker mit dem Tod

Titel: 1273 - Poker mit dem Tod
Autoren: Jason Dark
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war das von Longos Platz aus nicht zu erkennen. Egal, was es war, er empfand es als ungewöhnlich.
    Die Gestalt blieb für einen Moment vor dem Beichtstuhl stehen. Longo konzentrierte sich auf den Kopf. Er dachte daran, was er zu sehen geglaubt hatte, aber eine Bestätigung erhielt er nicht. Höchstens indirekt, denn jetzt trug der Kerl eine Kopfbedeckung, die Longo an einen Schlapphut erinnerte.
    Er drehte sich nach rechts!
    Longo atmete auf. Wenn er sich in die andere Richtung gewandt hätte, wäre das für ihn nicht so günstig gewesen. Da hätte er an der Nische vorbeigemusst und ihn entdeckt. So aber konnte Longo aufatmen. Er traute sich sogar, die Nische zu verlassen, um einen besseren Blick zu bekommen, auch darauf hoffend, dass sich die Gestalt nicht umdrehte.
    Der Typ ging weg.
    Der Umhang oder der Mantel bewegte sich bei jedem Schritt, und trotzdem kam es Kid Longo nicht normal vor, denn beim Auftreten hinterließ der Kerl Geräusche, die mit denen normaler Schritte nicht zu vergleichen waren.
    Er schaute der Gestalt nach und schüttelte leicht den Kopf, weil ihn immer stärker der Eindruck überkam, es nicht mit einem normalen Menschen zu tun zu haben.
    Das fing bei der Kleidung an, das wurde fortgeführt durch die Echos der Schritte. Sie klangen hohl und zugleich blechern. Aber ein anderer Vergleich gefiel ihm besser.
    Klappernd…
    Ja, die Gestalt klapperte beim Gehen, und wieder hatte er das Bild im Beichtstuhl vor Augen.
    Das Gesicht jenseits der Scheibe, das dieses grünliche Schimmern abgab.
    Knochenkopf - das Klappern der Schritte. Nackte Füße auf dem Steinboden der Kirche.
    Was bedeutete das?
    Er stellte sich selbst die Frage, ohne eine Antwort zu bekommen. Aber in seine Gedanken stahl sich allmählich eine Lösung hinein, an die er nicht glauben konnte, die aber trotzdem irgendwie nicht von der Hand zu weisen war.
    So hörten sich keine menschlichen Füße an, wenn sie über einen Kirchenboden gingen. Das waren eher beinerne Gegenstände, insbesondere Gebeine, Knochen.
    Kid Longo wusste nicht, was er denken sollte. Sein Blick war nach wie vor in das Halbdunkel der Kirche gerichtet. Er sah die Bänke, den Altar weiter vorn, aber er sah auch noch mehr. Der Schatten bewegte sich an der Wand entlang. Er konnte das Synonym für den Tod sein, und er hatte es geschafft, eine Kirche zu betreten.
    Der Tod, der Teufel, ein Skelett…
    Das alles drehte sich in Longos Kopf. Er hatte Schwierigkeiten, es auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Verstand und Gefühl kämpften gegeneinander, als wollten sie sich aufheben. Und so war es schließlich auch. Kid Longo stand da und war nicht mehr in der Lage, etwas Normales zu denken und zu formulieren. Hier hatte eine Kraft zugeschlagen oder war eine Macht am Werk, die er sich beim besten Willen nicht erklären konnte.
    Plötzlich fiel ihm die Stille auf. Die Gestalt war verschwunden. Er hatte nicht gesehen, wohin sie gegangen war.
    Es passierte nichts mehr!
    Kid Longo stand allein in der Nische und konnte nun selbst darüber entscheiden, was er tun sollte oder nicht.
    Er sah sich als abgebrühten Zocker an. Er finanzierte durch das Kartenspiel sein Leben. Er warf einen Blick auf seine langen Finger, die er durch ein bestimmtes Öl geschmeidig hielt. In der Branche war er berühmt und berüchtigt. Er galt als abgezockt und nervenstark. Wenn ihn jetzt jemand gesehen hätte, dann wäre dieses Urteil schnell korrigiert worden, denn jetzt zitterten die Hände, die so perfekt mit den Karten umgehen konnten. Wer ihn so gesehen hätte, der hätte ihn für ein nervöses Bündel gehalten, aber nicht für einen abgezockten Kartenhai.
    Kid Longo ärgerte sich über sich selbst. Er hätte abgebrühter reagieren sollen. Stattdessen hatte er sich von der anderen Gestalt einlullen lassen, die er nicht mal richtig zu Gesicht bekommen hatte.
    Das ärgerte ihn noch mehr.
    In eine Kirche war er in den letzten Jahrzehnten nicht mehr gegangen. Als Kind hatte er sie einige Male besuchen müssen, doch das lag lange, sehr lange zurück.
    Er fühlte sich in den Mauern auch nicht wohl, denn er gehörte zu den Menschen, die um Kirchen und Pfarrer große Bögen geschlagen hatten. Dass er sich überhaupt auf diesen Treffpunkt eingelassen hatte, kam ihm noch jetzt unglaublich vor.
    Kid wollte auch nicht unbedingt von einem Pfarrer entdeckt werden. Er musste so schnell wie möglich weg, und plötzlich begann er zu laufen. Mit langen Schritten näherte er sich der Tür, die er aufzog und ins
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