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1272 - Revolte der Ritter

Titel: 1272 - Revolte der Ritter
Autoren: Unbekannt
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und Weisheit anbelangt, bist du nicht besser als einer von denen, deren Gestalt du angenommen hast: ein Mensch."
    „Und ein ziemlich unsympathischer obendrein", fügte Jen Salik sarkastisch hinzu.
    Taurecs durchdringender Blick richtete sich auf den dunklen Kasten.
    „Wer spricht da?" fragte er.
    „Ich bin das Tabernakel von Holt", kam die Antwort.
    Die Überraschungen nehmen heute kein Ende, dachte Waylon Javier. Sein Verstand hatte keine Kraft mehr zum Staunen, als unweit der Gruppe, die die beiden Ritter der Tiefe in die Zentrale geführt hatten, eine Leuchterscheinung entstand, in der sich binnen weniger Zehntelsekunden die Umrisse einer menschlichen Gestalt formten.
    Aber dann riß es ihn doch auf die Füße. Aus unnatürlich geweiteten Augen starrte er auf den Mann, der aus der leuchtenden Blase hervortrat. Das Leuchten erlosch im selben Augenblick. Überall in dem weiten Raum hörte man Waylon Javiers stöhnenden Aufschrei: „Perry..."
    Der Mann hob die Hand zur grüßenden Geste. Ein Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht, während er die Freunde der Reihe nach anblickte. Er wirkt verdammt müde, fuhr es Waylon Javier durch den Sinn.
    „Es tut gut, wieder hier zu sein", sagte Perry Rhodan.
    Das war seine Begrüßung. Mehr Worte gedachte er nicht zu machen. Aber er hatte nicht mit Taurec gerechnet. Der Kosmokrat hatte sich durch Rhodans unerwartetes Auftauchen keine Sekunde lang aus dem Gleichgewicht bringen lassen. Mit zwei raschen Schritten stand er vor dem Terraner. Seine Augen blitzten. Mit herrischer Stimme fragte er: „Hast du die Antwort?"
    Perry Rhodan musterte ihn mit einem Blick, der Waylon Javiers Beobachtung bestätigte.
    Er war abgespannt. Er war zerschlagen. Nur seine Stimme besaß noch die alte Kraft, die man an ihr gewohnt war. Jedermann im Raum hörte sie, als er zu Taurec sagte: „Nein, ich habe sie nicht."
     
    2.
     
    Eine halbe Minute lang herrschte lähmende Stille.
    „Du hast die Antwort nicht?" fragte Taurec schließlich, und seine Stimme klirrte vor Kälte.
    „Du hast sie nicht gesucht?" rief Vishna ungeduldig. „Du hast sie nicht gefunden? Sie wurde dir nicht offenbart? Sprich!"
    „Sie wollte sich mir offenbaren", antwortete Perry Rhodan, und jeder, der ihn hörte, spürte die Müdigkeit, die aus seinen Worten sprach. „Ich wies sie zurück. Ich hätte die Offenbarung nicht bei gesundem Verstand überlebt."
    „Bist du sicher?"
    Ein spöttisches Grinsen huschte über das Gesicht des Terraners.
    „Was heißt sicher? Ich sah eine Wahrscheinlichkeit von mehr als fünfzig Prozent, daß mir die Antwort auf die Dritte Ultimate Frage mir das Gehirn zerrütten würde. Ich habe, so Gott will, noch ein langes Leben vor mir. Ich lege Wert darauf, die Zukunft bei gesundem Verstand zu erleben."
    „Du hast versagt", warf Vishna ihm vor.
    Er hob die Schultern und verzog ein wenig den Mund.
    „Vielleicht habe ich versagt", gab er zu. „Vielleicht hättet ihr einen ändern schicken sollen, der einen kräftigeren Geist besitzt. Womöglich hätte die Situation erfordert, daß ihr selber ginget."
    „Du weißt, daß wir die Möglichkeit nicht hatten", zischte Vishna.
    „Ich weiß?" Rhodans Brauen zogen sich weit in die Höhe und bildeten steile Bögen über den grauen Augen, in denen ärgerliches Feuer glomm. „O nein, ich weiß nichts. Seit ihr in mein Leben getreten seid, habt ihr euch in der Rolle der Geheimnisvollen gefallen. Wann immer ich um zusätzliche Informationen bat, wurde mir erklärt, das brauche ich nicht zu wissen oder das könne man mir nicht erklären. Ich bin in die Tiefe gegangen. Ich habe den Berg der Schöpfung gefunden. Ich habe gesehen, wie der Frostrubin seine Position einnahm. Ich habe meinen Vorrat an Mentalsubstanz hergegeben, um die Feinjustierung des Moralischen Kodes zu bewirken. Meine Aufgabe ist getan."
    Er tat einen tiefen Atemzug, als habe das Sprechen ihm Mühe bereitet.
    „Und jetzt", sagte er, „bin ich müde. Ich brauche Ruhe!"
    Mit diesen Worten wandte er sich ab. Er schritt in Richtung der Transmitterkabine. Die Glassitflügel der Kabinentür glitten vor ihm auseinander. Man sah, wie er auf den leuchtenden Bogen des Transportfelds zuschritt. Eine Sekunde später war er verschwunden.
     
    *
     
    Hilflos und verloren kam er sich vor. Das kleine Apartment war ihm jahrelang Heim gewesen, aber jetzt erschien es ihm fremd und kalt. Er dachte an Gesil, die während der vergangenen Monate mit ihm hier gelebt hatte.
    Schmerz griff nach seiner Seele.
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