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1269 - Julie

1269 - Julie

Titel: 1269 - Julie
Autoren: Jason Dark
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Suppe spucken. Wenn Julie wieder zu ihm lief, glaubte ich nicht daran, dass der Lügenengel sie töten würde. Er hatte etwas mit ihr vor. Das Mädchen passte in einen bestimmten Plan. Wenn er es hätte töten wollen, hätte es andere Gelegenheiten für ihn gegeben. Also war es das Beste, wenn Julie zu ihm ging, auch wenn mich das innerlich auffraß.
    Schweren Herzens rief ich ihr zu: »Geh, Julie! Lauf zu ihm! Wir sehen uns bestimmt wieder, das verspreche ich dir!«
    Das Mädchen zögerte noch. Es wusste nicht so recht, wohin es schauen sollte.
    »Echt, John?«
    »Ja, tu es. Du kennst ihn doch noch - oder? Du hast ihn einige Male selbst gemalt.«
    Julie hatte mich gehört. Sie zwinkerte, sie war unsicher, als könnte sie sich nicht erinnern. Doch ich glaubte, dass die Erinnerung wieder zurückkommen würde, wenn Belial sie wieder in seinen Bann brachte..
    »Bitte, Julie…«
    Sie ging. Sie hatte nichts mehr gesagt. Sie war plötzlich das folgsame Kind geworden. Die Ereignisse hatten mich zum Statisten degradiert. Es hatte ja so kommen müssen, denn es war einfach zu gut für uns gelaufen.
    Julie drehte sich nicht mehr um. Gut möglich, dass sie von mir enttäuscht war.
    Nach kurzer Zeit schon hatte Julie den Rand des Friedhofs erreicht und der nächste Schritt brachte sie außerhalb des Geländes, wo Belial und seine Geisel warteten.
    Julie blieb stehen. Dabei breitete sie die Arme aus, als wollte sie ihn umfangen.
    »Ja, meine Kleine, du bist gekommen. Ich habe es gewusst. Und so hat es sein müssen.«
    »Jetzt weiß ich wieder, wer du bist…«
    »Wie schön.«
    Ich ärgerte mich. Der Bann hatte das Kind wieder erreicht, und Belial freute sich. Er lachte so widerlich schrill auf, dass es mir in den Ohren wehtat.
    Mit einer heftigen Bewegung schleuderte er Sina Franklin zur Seite, die damit nicht gerechnet hatte und zu Boden stürzte. Bevor ich eingreifen konnte, hatte sich Belial zur Seite gedreht und seine neue Geisel geschnaptt.
    Er hielt Julie hoch wie ein Trophäe, und dann brandete mir seine Stimme entgegen. »Sie gehört mir, Sinclair! Sie gehört mir! Ich brauche sie noch, das wirst du sehen!«
    Sina kroch auf allen Vieren von ihm weg. Ich konnte nicht mehr an mich halten. Ich rannte jetzt auf ihn zu. Ich wollte gegen ihn kämpfen, aber es hatte alles keinen Sinn.
    Der Engel der Lügen hielt die Vorteile in seinen Händen. Kaum war ich den ersten Schritt gelaufen, da drehte er sich zur Seite und lief mit langen Schritten in die Dunkelheit hinein.
    Lief er nur?
    Nein, denn hinter seinem Rücken breiteten sich die verdammten Flügel auf. Ich musste an Carlotta, das Vogelmädchen, denken, als Belial sich in die Luft erhob und die Dunkelheit geschickt ausnutzte, in der er verschwand.
    Ich blieb zurück auf dem Boden und erstickte fast an meiner Wut. Das war eine Szene wie aus einem bösen Märchen gewesen, und erst das leise Weinen der Erzieherin holte mich zurück in die Wirklichkeit…
    ***
    Sina Franklin saß auf dem feuchten Boden und rieb immer wieder ihren Hals und den Nacken. Beides wurde von starken Schmerzen traktiert, denn Belial hatte ihren Kopf hart zur Seite gedreht, und er hätte seine Drohung, ihr das Genick zu brechen, wahrgemacht, davon ging ich aus.
    So hatte ich Julie opfern müssen, um Sina zu retten. Obwohl es kein Opfer im eigentlichen Sinne gewesen war, weil ich nicht daran glaubte, dass ihr Belial ein Leid antun würde.
    Sina schaute mich vorwurfsvoll an. Vielleicht bildete ich mir diesen Blick auch nur ein, denn in meiner momentanen Verfassung war alles möglich.
    »Er hat sie geholt, John…«
    Ich hob nur die Schultern. Eigentlich hatte ich auch eine Antwort geben wollen, aber die Dunkelheit vor mir wurde vom grellen Licht zweier Scheinwerfer durchschnitten.
    Ein Wagen fuhr heran. Plötzlich standen wir im hellen Licht. Ich schützte meine Augen, und ich hörte, noch bevor das Auto zum Stillstand kam, wie mein Name gerufen wurde.
    Bill hatte ihn aus dem offenen Fenster geschrien. Wenig später standen er und seine Frau Sheila in meiner Nähe. Beide waren von dem überfordert, was sie sahen, und fragten wie aus einem Mund: »Sind wir zu spät gekommen, John?«
    »Nein.«
    »Wieso?«
    »Weder zu spät noch zu früh. Aber danke, dass ihr überhaupt gekommen seid.«
    »Wir haben uns Sorgen gemacht«, sagte Sheila. »Aber deine Antwort hat sich auch nicht gerade gut angehört.«
    »Sie ist auch nicht gut gewesen. Ich muss leider zugeben, dass ich verloren habe«, erklärte ich mit erstickt
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