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1269 - Julie

1269 - Julie

Titel: 1269 - Julie
Autoren: Jason Dark
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nur, Julie. Es ist alles okay, verstehst du?«
    »Ja, ja…«
    »Kannst du aufstehen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Warte, ich helfe dir hoch.« Hoffentlich war sie nicht so schwach wie ihre Stimme geklungen hatte. Als sie meine Hand umfasste, da spürte ich, dass ihre Finger zitterten. Sie stand langsam auf, und auch als sie sich wieder aufgerichtet hatte, musste sie sich noch fest halten, damit sie nicht wieder fiel.
    Julie schaute zu Boden. Sie schwankte leicht. Ich legte meine Hand gegen ihre Schulter, und sie wirkte auf mich wie jemand, der mit seiner Situation Probleme hatte, weil er sie noch nicht begriff.
    »Julie - hörst du wieder die Stimmen?«
    »Welche Stimmen?«
    Ich winkte ab. »Schon gut, Julie, schon gut. Es war wirklich nur eine Frage.« Ich wollte nicht näher darauf eingehen und sie somit auch nicht beunruhigen.
    Wenn ich richtig darüber nachdachte, dann war Julie Wilson wieder normal geworden. Der Kontakt zu Belial war abgerissen, und den Erfolg verdankte ich meinem Kreuz.
    Sie stand neben mir und blickte sich unbehaglich um. »Sind wir hier auf einem Friedhof?«
    »Ja. Aber nicht mehr lange. Wir werden ihn verlassen.«
    »Warum sind wir hier hingegangen?«
    »Das ist eine lange Geschichte, in der auch du eine Rolle spielst. Aber das ist jetzt vorbei.«
    »Ja und…« Sie ließ mich stehen und ging zur Seite. Dabei schaute sie zum Rand des Friedhofs. Dort stand Sina Franklin. Julie winkte ihr zu.
    Die Heimleiterin winkte zurück. Auch in der Dunkelheit sah ich, dass sie erlöst wirkte.
    War es wirklich so einfach? Hatte ich mir zu große Sorgen gemacht?
    Ließ sich Belial so leicht vertreiben?
    Es waren Fragen, die mich beschäftigten. Ich glaubte nicht an die simplen Dinge. Nicht bei Belial, dem Lügenengel. Er war einer, der noch immer einen Trumpf in der Hinterhand hielt.
    Julie wollte auf Sina zulaufen. Ich ließ es zu. Schließlich war die Heimleiterin die Kontaktperson der Kleinen. Das Mädchen lief über das etwas wellige und unebene Gelände des Friedhofs. Es stützte sich an Grabsteinen ab, es wollte Sina so schnell wie möglich erreichen, und ich schaute ihr nach, während ich ihr mit langsameren Schritten folgte.
    Dann gab es diese Veränderung. Ich hatte plötzlich das Gefühl, alles in Zeitlupe zu erleben. Zwischen Julie, Sina Franklin und mir baute sich eine Wand auf, die ich zwar durchlief, weil sie durchlässig, aber zugleich auch zäh war, sodass ich Mühe hatte, voranzukommen.
    Es konnte auch alles Einbildung sein, aber das Bild, das ich sah, das täuschte nicht.
    Sina Franklin war nicht mehr allein!
    Hinter ihr hatte sich eine Gestalt aufgebaut, die ich besiegt gewähnt hatte. Aber Belial wäre nicht er gewesen, wenn dies so leicht über die Bühne gegangen wäre.
    Er war da.
    Er war bei ihr, und er hielt Sina Franklin in einem Griff, aus dem sie sich nicht befreien konnte.
    »Sina!«, schrie Julie.
    Ich rannte. Jetzt wieder normal. Dieser Moment der Zeitverschiebung war vorbei. Ich wollte auch meine Beretta ziehen, einfach nur, um etwas zu tun, obwohl ich wusste, dass jemand wie der Lügenengel darüber nur lachen konnte.
    »Stopp, Sinclair! Oder ich breche ihr das Genick!«
    Das war deutlich. Ich befand mich noch auf dem Friedhof. Ich blieb stehen und stützte mich auf einem der größeren Grabsteine ab.
    Ich glaubte Belial. Ich glaubte seiner verdammten Stimme, die so schrill klang und die Hassgefühle in mir erzeugte. Ich hätte es mir denken können, er gab nicht auf. Aber er war der Lügenengel. Sollte ich darauf setzen, dass seine Drohung nur eine Lüge war?
    Nein, darauf konnte und wollte ich es nicht ankommen lassen. Das wäre zu fatal gewesen. Schuld am Tode eines Menschen zu sein, wäre grausam gewesen.
    Deshalb blieb ich stehen. Deshalb fühlte ich mich trotz meiner Waffen hilflos.
    Dann sprach er Julie an. »Komm her, meine Kleine. Komm wieder zu mir! Hörst du?«
    »Nein, bleib, geh nicht!« Sina hatte die Worte gerufen, und sofort danach schrie sie auf, denn die monströse Figur hinter ihr hatte an ihrem Kopf oder Hals gedreht. Eine Drehung weiter, und Sina Franklin wäre das Genick gebrochen worden.
    Julie zeigte sich verunsichert. Sie lief zwar noch weiter, doch sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Während sie lief, schaute sie sich um, und ich wusste, dass sie von mir einen Rat haben wollte.
    Welchen sollte ich ihr geben?
    Wenn ich sie zurückholte, würde Sina Franklin sterben, das stand fest, denn jemand wie Belial ließ sich nicht in die
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