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1269 - Ein Auftrag für die SOL

Titel: 1269 - Ein Auftrag für die SOL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Spoodies im Zuge der Umkonstruierung des Virenimperiums hatte diesen Versuch beendet. Nun wollte er nicht als Verlierer dastehen, und deshalb brauchte er Zeit.
    „Man hat es nicht leicht, wenn man einen Schiffsverband befehligt, der aus drei souveränen Komponenten besteht." Reihumgrüns Bemerkung lenkte Brethers Gedanken von dem unerfreulichen Thema ab. „Man muß zu viele Meinungen unter einen Hut bringen, nicht wahr?"
    „So kompliziert ist das gar nicht", warf Erdeg Teral ein. „Solange die SOL als Einheit operiert, solange geht die Kommandogewalt von hier aus. Mit anderen Worten: Brether Faddon entscheidet, was passiert."
    „Brether Faddon aber", sagte dieser, „ist ein Mensch, der immer versucht, möglichst alle Meinungen zu berücksichtigen und den goldenen Mittelweg zu wählen. Das ist das eigentliche Problem."
    Er seufzte vernehmlich. Zunächst, beschloß er, wollte er die Reihen der Endlosen Armada nicht verlassen. So vorgeschoben ihm die Argumente Surfo Mallagans auch erschienen, hatte sie doch eine Menge für sich. Das berücksichtigte er bei seiner Entscheidung. Gleichwohl legte er die Idee, den Zielort in einem Alleinflug schneller zu erreichen, noch nicht zu den Akten. Spätestens beim nächsten Normalraummanöver würde er hierüber neu nachdenken müssen. Ganz und gar nicht einverstanden war er dagegen mit Zyita Ivorys Ansinnen, völlig andere Wege einzuschlagen.
    Zehntausend Menschen an Bord der SOL, dachte er, aufgeteilt in drei unterschiedlich starke Fraktionen, von denen jede ein anderes Vorgehen favorisierte. Die Besatzung war gespalten, jetzt schon, und je länger der Flug dauerte, desto tiefer konnten die Gräben werden. Konflikte zeichneten sich ab, Unruheherde. Die Ungewißheit über die nähere Zukunft würde ihren Tribut fordern.
    Das war die Situation Mitte März des Jahres 429 NGZ - drei Tage, bevor Carfesch auftauchte.
     
    *
     
    Stahl, Beton, Glas und Kunststoff.
    Geformte Natur in eng abgesteckten Grenzen, künstlich. Nur wenige urtümlich gebliebene Zonen, und selbst die geplant.
    Verkehrssteuerung, Wetterkontrolle, jedem Bedarf gerechtes Serviceangebot.
    Eine Erde, wie er sie sich in seinen pessimistischsten Vorstellungen nicht ausgemalt hatte.
    Ganz im Gegenteil, er hatte sich gefreut darauf, ja geradezu danach gefiebert, die Heimatwelt seiner Urahnen zu betreten, jenen Planeten zu sehen, der letztlich auch die Wiege der Betschiden war.
    Die Enttäuschung jedoch war groß.
    „Ein System", raunte er, „ein in sich geschlossenes, perfekt funktionierendes System, das dazu dient, seinen Bewohnern den Wohlstand zu erhalten ... So habe ich mir das nicht vorgestellt."
    „Was hast du erwartet?" fragte Scoutie nüchtern. „Eine Welt wie Chircool?"
    Den Vergleich mit seiner Heimat hatte Brether bislang noch nicht gezogen, doch wahrscheinlich lag hierin tatsächlich sein Unbehagen begründet. Auf Chircool lebten die Menschen mit der Natur, sie waren eines ihrer Bestandteile. Hier dagegen war die Natur dem Menschen Untertan, sie nur noch ein Teil von ihm, und auch das nur, soweit er es zuließ.
    Brether blieb stehen und hob den Kopf. Er blickte hinaus auf das flache Land, das einst eine öde Wüste gewesen sein sollte. Heute galt die Region Gobi als eine der angenehmsten Klimazonen der Erde - sie war von den Menschen dazu gemacht worden.
    Hier, im Vorfeld Terrania-Citys, gedieh üppige Vegetation, vielfältige Pflanzenarten wuchsen in diesem Gebiet, von einfachen Sträuchern bis hin zu prachtvoll blühenden Stauden und mächtigen Bäumen - alles nur scheinbar naturbelassen, vielmehr nachträglich angesiedelt und kultiviert. Weiter östlich zeichnete sich die kalte Skyline der irdischen Metropole über dem Horizont ab, Sinnbild für eine hochtechnisierte, in fast allen Belangen perfektionierte Zivilisation.
    „Ein komisches Gefühl", gab Brether beklommen zu. „Ich hatte so viel erwartet von dem Besuch auf der Erde; als wir hier ankamen, war es wie die Erfüllung eines langgehegten Traums. Und nun, wo ich diese Luft atme und auf diesem Boden stehe, ist alles ganz anders."
    „Die Faszination des Geheimnisvollen weicht der Realität", sagte Scoutie. „Das geht einem oft so im Leben. Aus der Nähe betrachtet, verliert manches seinen Reiz."
    Sie gingen weiter, Hand in Hand, durch die sonnenüberflutete Landschaft. Eigentlich hätte er sich hier wohl fühlen wollen, dachte Brether, unter Umständen sogar ein völlig neues Leben anfangen, gemeinsam mit Scoutie und ihrem Sohn. Jetzt

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