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1267 - Flucht aus Elysium

Titel: 1267 - Flucht aus Elysium
Autoren: Unbekannt
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Das alles wirkte trotz seiner Inhomogenität natürlich und organisch. Nur an einer Stelle schien das organische Wachstum des Körpers gestört worden zu sein.
    Es war diese Stelle, die der Mutantin ein Frösteln verursachte.
    Sie sah aus wie ein alter Mauerdurchbruch, der später mit einer weißlichen Masse verschlossen worden war. Irmina trat näher hinzu und bemerkte die eigenartige Musterung der Substanz: Sie war von Furchen durchzogen und in Strukturelemente unterteilt, die wie erstarrte Lappen wirkten. Für die Metabio-Gruppiererin war das Bild eindeutig. Sie stand vor dem Gehirn des fremden Geschöpfs. „Wir brauchen ein wenig Bequemlichkeit", sagte sie. Ihre Stimme klang merkwürdig hell in der dünnen, kühlen Luft. „Kannst du uns etwas schaffen, worauf wir wenigstens sitzen können?"
    „Das ist leicht", antwortete das Schiff.
    Unweit des Bootes, etwa acht Meter von der unregelmäßig geformten Fläche weißer Gehirnsubstanz entfernt, geriet der Boden in Bewegung. Gewebe schob sich in die Höhe und formte ein Gebilde, das entfernt an eine Sitzbank erinnerte. Die Bank besaß zwei Vertiefungen: eine größere für Irmina, eine kleinere für Kido. Die Mutantin probierte das ungewöhnliche Möbelstück aus. Es war bequem.
    Als sie den Handschuh abstreifte und die Oberfläche der Bank mit den Fingern berührte, fühlte sie angenehme Wärme und ein leises Pulsieren: den Rhythmus des Lebensstroms, der das Gewebe durchfloß. Über die Größe der Aufgabe, die sie sich vorgenommen hatte, gab die Mutantin sich keinen Illusionen hin. Sie war nicht schwierig, nur eben groß. Metastatisch wuchernden Krebs einzudämmen und die Erzeugung weiterer Krebszellen zu unterbinden, das war schon lange keine Kunst mehr. Die Schwierigkeit lag allein in der gewaltigen Körpermasse des Patienten. Es waren Tonnen von Wucherungen, die es abzukapseln galt, und der Himmel mochte wissen, wieviel Genmanipulationen vorgenommen werden mußten, um das Karzinogen-Potential auf Null zu reduzieren.
    Konzentration, hatte Irmina entschieden, war hier von untergeordneter Bedeutung. Die Arbeit war nicht schwierig, nur umfangreich. Ihr schwebte ein neues Konzept vor: die psychische Synchronisierung von Arzt und Patient. Sie beabsichtigte, eine psionische Resonanz zwischen sich selbst und Kido auf der einen, dem Schiff auf der anderen Seite zu schaffen und auf diese Weise einen gewissen Bruchteil der Mentalenergie des Patienten für den Zweck der Heilung abzuzweigen.
    Damit ließ sich der Umfang der Arbeit, der von ihr und Kido zu leisten war, erheblich reduzieren.
    Sie wußte auch schon, wie sich die Resonanz erzeugen ließ. „Hast du einen Namen?" fragte sie das Schiff. „Ich meine außer der Kranke?"
    „Dort, wo ich herkomme, wurde ich Yaddah genannt", antwortete das Schiff.
    Das Wort gehörte nicht der Sprache Sothalk an. „Was bedeutet das?" wollte Irmina wissen. „Es heißt das vierte Element", lautete die Antwort. „Es gab unser so wenige, daß unsere Namen gleichlautend sind mit den Zahlwörtern unserer Sprache."
    „Also gut, Yaddah", sagte die Mutantin, „wir wollen deine Geschichte hören. Wir wollen wissen, woher du kommst und warum du dem Troß des Kriegers angehörst. Wir wollen wissen, was dein Bewußtsein bewegt und welches Ziel du verfolgst. Willst du uns das alles erzählen?"
    „Ihr wollt über mich hören?" Die Frage klang erstaunt und erfreut zugleich. Wahrscheinlich geschah es zum ersten Mal, daß jemand sich für die Geschichte des Schiffes interessierte. „Und wenn ich euch über mein Leben berichtet habe, werdet ihr dann versuchen, mich zu heilen?"
    „Früher, Yaddah", sagte Irmina. „Während du uns erzählst, setzen wir den Prozeß der Heilung in Gang. Indem du über dich selbst berichtest, machst du uns die Arbeit leichter."
    „Das will ich gerne tun", sagte das Schiff. „Meine Geschichte ist nicht alltäglich. Ich weiß inzwischen aus vielen Beobachtungen, daß die Natur in ihrer Schaffenskraft üblicherweise andere Wege geht als im Fall der Kker. Sie schafft lieber Arten mit vielen kleinen Mitgliedern als solche mit wenigen großen.
    Aber ich soll nicht soviel vorwegnehmen. Hört meine Geschichte."
    Irmina Kotschistowa schloß die Augen. Und während die Worte des Schiffes erklangen, drangen ihre Mentalsonden zusammen mit denen Kidos in den kranken Körper ein.
    Yaddahs Geschichte Warum uns die Natur so schuf, wie wir sind, haben wir nie erkennen können. Es ist meine private Meinung, daß sie lediglich auf
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