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1266 - Schleichende Angst

1266 - Schleichende Angst

Titel: 1266 - Schleichende Angst
Autoren: Jason Dark
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bewaffnet waren, wusste ich nicht. Es war auch kein Thema, denn es ging einzig und allein darum, jemanden vor dem Scheiterhaufen zu bewahren.
    Der Wind wehte mir den Rauch auch weiterhin entgegen, und ich rannte genau darauf zu. Hinter den letzten Bäumen erwischte mich der stickige Vorhang zum ersten Mal und raubte mir die Luft.
    Ich wedelte mit den Armen, ich sah jetzt auch die tanzenden Flammen, und die Stimmen der Geisterhexen schrieen in meinem Kopf. Sie fürchteten sich, sie sahen ihren Plan gefährdet, für immer und ewig die Ruhe zu bekommen.
    Ich übersprang noch mit einem Satz eine Mulde und konnte das Husten leider nicht vermeiden. Es wurde gehört. Zwei Schreie, die wie einer klangen, erreichten mich.
    Ich kümmerte mich nicht darum, sondern schaute nach links, denn dort war der Vorhang aus Qualm nicht so dicht. So sah ich endlich den Mann, den ich in seiner Wohnung hatte besuchen wollen.
    Er war an den Stamm des Baumes gebunden worden. Er lebte noch, denn die Flammen züngelten erst in seiner Nähe und hatten es nicht geschafft, die Kleidung zu erreichen. Aber der Qualm war schlimm und so dicht, dass er daran ersticken konnte. Er war nach vorn gesunken, sein Körper zuckte immer wieder, und dieses schlimme Bild brannte sich bei mir ein und steigerte meine Wut bis hin zu einem explosionsartigen Zorn, der mich nach vorn peitschte.
    Ich hetzte mit langen Sätzen auf den Scheiterhaufen zu, spürte die Hitze des Feuers, hörte das Knacken des Reisigs, sah das Fliegen der Funken wie tödliche Glühwürmchen, lief an der linken Seite des Scheiterhaufens vorbei und gelangte so in den Rücken des Gefesselten. Am wichtigsten war, ihn von seinen Fesseln zu befreien.
    Er sah mich nicht, aber ich sah den verdammten Draht, der ihn festhielt, und wünschte mir eine Zange herbei, um das Metall zu durchschneiden.
    Es blieb beim Wunsch, und so musste ich mit den bloßen Händen ran, und ich hatte nicht viel Zeit, denn ich glaubte nicht daran, dass mich die verdammten Weiber in Ruhe lassen würden.
    Es wurde zu einem Kampf gegen die Zeit. Der Draht war zum Glück noch nicht heiß geworden, sodass ich mir nicht die Finger verbrannte. Aber er war verknotet worden. Zwar nicht besonders fest, doch in diesem Fall reichte es.
    Ich musste ihn auseinander drehen. Es war eine verfluchte Arbeit, und mehr als einmal rutschten meine Finger dabei ab. An Aufgabe dachte ich nicht, ich bekam ihn auch lockerer, drehte ein paar Knoten auf, zerrte am Draht, und dann war plötzlich die Frau an meiner Seite.
    Auch ich hatte so gut es ging den Atem angehalten. Sie aber hielt den Mund weit offen. Ihr Gesicht war durch den Rauch grau geworden und nur noch ein verzerrtes Etwas.
    Sie sprang mich an.
    In ihren Schrei klatschte der Schlag hinein. Ich hatte den rechten Arm zurückgeschwungen und voll zu einem Rundschlag ausgeholt, der sie im Zentrum erwischte.
    Sie kippte zurück. Dann fiel sie auf den Rücken, rollte sich dabei um sich selbst und hielt die Hände vors Gesicht gepresst. Von ihr brauchte ich in den folgenden Sekunden nichts zu fürchten und machte weiter.
    Der Draht wurde zum Fluch. Ich drehte entgegengesetzt. Immer wieder rutschten die Finger ab. Ich hörte Stan Shaw husten und auch wimmern. Für mich waren diese Laute der Antrieb, es noch schneller und intensiver zu versuchen.
    Der Schrei hallte in meinen Ohren wie der Klang einer schrillen Sirene. Wieder musste ich mich drehen, und da sah ich die zweite Frau wie ein Schreckgespenst.
    Sie hielt einen Knüppel mit beiden Händen fest und wollte ihn mir über den Kopf ziehen. Ich duckte mich und huschte zur Seite. Sie traf nicht den Kopf, sondern die rechte Seite an meinem Rücken, wo der Knüppel allerdings abrutschte.
    Ich erwischte sie mit beiden Händen.
    Zog sie zu mir heran und schleuderte sie mit der doppelten Kraft von mir weg. Auch sie fiel zu Boden. Ich bekam wieder Zeit, mich um Stan zu kümmern.
    Mittlerweile war der Rauch noch dichter geworden, und ich kämpfte ebenfalls mit der Atemnot. Es war schlimm, der Schwindel griff immer wieder zu, aber für den Gefesselten war es wesentlich schlimmer. Diese Tatsache gab mir die Kraft weiterzumachen.
    Ich hatte diese gedrehten Knoten schon zum größten Teil geöffnet. Es war auch eine Lockerung zu spüren, aber noch bekam ich den Mann nicht frei. Ich hörte jemand keuchen und schreien. Irgendwann fiel mir ein, dass ich es war, und ich merkte auch, dass meine Kräfte erlahmten.
    Ganz entfernt erreichten mich die Frauenschreie, doch
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