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1266 - Schleichende Angst

1266 - Schleichende Angst

Titel: 1266 - Schleichende Angst
Autoren: Jason Dark
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war schlimmer als der in seinem Kopf, und er sorgte dafür, dass sich sein Denken wieder klärte.
    Urplötzlich kam ihm zu Bewusstsein, was mit ihm passierte und dass er am Ende seines Wegs angekommen war. Es war ein Schock. Vor sich sah er das Reisig, dessen dürre und trockene Arme ineinander griffen und sich so gegenseitig stützten. Der Geruch alter Asche drang in seine Nase. Er gab ihm einen Vorgeschmack dessen, was ihn erwartete, obwohl er es noch immer nicht glauben konnte.
    Beide Frauen lächelten. Er stellte sich vor, dass so nur Hexen lächeln konnten. Das waren keine normalen Menschen mehr, sondern Geschöpfe, die in die Irre geleitet waren und unter dem Druck der Hölle standen.
    Sie nickten sich zu. Sie schauten in den Haufen aus Reisig. Dort lagen die weißen Vierecke aus dem leicht brennbaren Material. Sie würden, wenn sie brannten, innerhalb von Sekunden das Holz in ein Meer aus Flammen verwandeln.
    Edda holte die Schachtel mit den langen Zündhölzern hervor. Sie ging noch einen Schritt nach vorn, um nah genug an den Scheiterhaufen heranzukommen.
    Dabei leuchteten die Augen wie die einer Wahnsinnigen, und das war sie letztendlich auch.
    Noch als sie sich bückte, ratschte der Kopf des Zündholzes über die Reibfläche hinweg.
    Es war ein für Stan schreckliches Geräusch. In seiner Lage hörte er es überdeutlich. Die schleichende Angst in seinem Innern veränderte sich. Sie wurde zu einem gewaltigen Druck, der sich freie Bahn verschaffen musste. Er zerrte an seinen Fesseln. Der Draht war zwar dünn, aber nicht zu zerreißen. Er schnitt in die Haut, riss sie auf. Blut drang aus der Wunde, aber das alles spürte Stan nur im Unterbewusstsein, denn was vor ihm passierte, war schlimmer.
    Die ersten kleinen Flammen züngelten auf. Sie huschten zu den verschiedensten Seiten hin. Sie waren lautlos, schnell und nicht mehr zu stoppen.
    Plötzlich hatten sie das Reisig unter Kontrolle. Sie fanden überall Nahrung. Der Gefesselte hörte die ersten Geräusche, als das trockene Holz knackte, und er sah auch den Rauch aufsteigen, der sich wie ein Vorhang ausbreitete.
    Dahinter standen die beiden Weiber.
    Sie waren die Gewinnerinnen. Sie lachten, sie sprangen vor Freude in die Höhe und standen dicht davor, in einen wilden Hexentanz zu verfallen.
    Bei Stan Shaw löste sich die Sperre. Er konnte jetzt nicht an sich halten und schrie, was seine Lunge hergab…
    ***
    Die Stimmen waren wieder da!
    Urplötzlich hatten sie mich erwischt. Sie tanzten und hallten durch meinen Kopf. Sie brachten die Botschaft aus dem Jenseits, die für mich allerdings sehr diesseitig klang. Sie peitschten durch den Kopf, sie malträtierten mich mit Schreien, denn sie wussten genau, was ich vorhatte, und wollten mich zurückhalten, was sie aber nicht schafften, denn ich war für sie zugleich so etwas wie ein Prellbock, der durch die Kraft des Kreuzes gebildet wurde.
    Ich ging weiter. Nein, ich lief. Und vor mir bewegte sich Sally Corner, die meine Faust immer wieder in ihrem Rücken spürte, wenn sie zu langsam ging. »Weiter!« peitschte ich sie vor.
    »Du wirst ihn nicht retten!«
    »Weiter, verflucht!«
    So übertrieben es sich manchmal anhört, aber in diesem Fall kam es wirklich auf jede Sekunde an.
    Der Rauch war jetzt nicht mehr nur zu riechen, sondern auch zu sehen. Wir liefen zwischen den hohen Fichten durch. Weiter vorn, wo diese Baumgruppe endete und sich der Platz des Sterbens befand, verteilte sich bereits der verdammte Rauch. Er bildete noch einen recht dünnen Vorhang, aber dieser wurde immer dichter, je mehr Qualmwolken in ihn hineinrollten.
    Sally drehte den Kopf. Sie wollte mir etwas sagen, und ich sah auch ihr Grinsen.
    Ich stieß sie vor. Sie ließ sich fallen, lachte dabei und legte sich auf den Rücken, Arme und Beine abgespreizt. »Ich werde keinen Schritt mehr gehen. Du musst mich schon erschießen, Scheißkerl.«
    Das würde ich nicht tun. Ich wollte sie noch vor Gericht sehen. Außerdem war ich kein Killer. Es gab noch andere Möglichkeiten für mich, sie auszuschalten.
    Mit der linken Hand griff ich zu und zerrte sie auf die Beine. Auf einmal stand der Schock in ihren Augen, als sie sah, was da auf sie niederraste. Es war die rechte Hand mit der Waffe, und deren Lauf erwischte sie an der rechten Schläfe.
    Sie wurde schlaff und sackte zusammen.
    Ich richtete mich wieder auf. Sally war kein Problem mehr. Sie würde in der nächsten Zeit schlafen, und so hatte ich es nur mit zwei Frauen zu tun.
    Ob sie ebenfalls
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