Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1266 - Schleichende Angst

1266 - Schleichende Angst

Titel: 1266 - Schleichende Angst
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
trotzdem überrascht, dass die Person sich so frei zeigte. Und es war eine Frau, die in meine Richtung ging und die Entfernung zwischen uns Meter für Meter verkürzte.
    Ich hielt den Atem an und wunderte mich über die Offenheit der Person. Angst zeigte sie nicht.
    Auch keine Unsicherheit, dann hätte sie sich nicht so offen gezeigt. Sie bewegte sich mit lässigen und leicht schlendernden Schritten auf mich zu, aber sie war noch immer zu weit entfernt, um ihr Gesicht zu erkennen.
    Ich sah nur, dass sie blondes Haar hatte.
    Auf einmal blieb sie stehen.
    Den Grund dafür sah ich nicht. Entdeckt hatte sie mich schon viel früher.
    Die Bewegungslosigkeit dauerte nicht lange an, denn mit einer schon zackigen Bewegung hob sie den rechten Arm. Sie kam mir so vor wie eine Person auf dem Schießstand, und der Gedanke war mir soeben durch den Kopf geschossen, als die Schüsse schon fielen.
    Sie schoss auf mich, als wäre ich die Zielscheibe. Ich war so überrascht, dass ich beim ersten Schuss nicht reagierte, obwohl die Kugel fast an meinem Ohrläppchen zupfte, so nahe war sie an mir vorbeigezischt. Dann schrie ich auf, brach in die Knie, riss die Arme hoch und fiel seitlich auf den Boden.
    Noch ein Schuss fiel, dann war es still!
    ***
    Ich hatte die Kugeln nicht gezählt, aber ich war auch nicht getroffen worden. Meine Reaktion war nichts anderes als ein Bluff gewesen. Ich hatte mich zu Boden geworfen, um die andere Person zu locken. Ich wollte sie in eine Falle laufen lassen und musste in den folgenden Sekunden starke Nerven und auch die entsprechende Geduld aufbringen.
    Es war wichtig, dass ich mich nicht bewegte, denn das konnte sie falsch auffassen und noch einmal schießen. Die Augen hielt ich nicht geschlossen. Zudem war ich bewusst so gefallen, dass ich nach vorn schauen konnte. Zwar übersah ich nicht das gesamte Feld bis zum Wald, aber die Richtung stimmte schon.
    Das Warten zog sich in die Länge. Es wurde zu einer Geduldsprobe. Die Stimmen hörte ich auch nicht mehr. Sie waren weg, wie abgeschnitten. Ich verließ mich jetzt auf mich allein. Meine angespannten Sinne nahmen die Umgebung noch deutlicher wahr. So hörte ich das sehr laute Klopfen meines Herzens. Die Gerüche des Waldbodens und der dort wachsenden Gräser drangen in meine Nase und verursachten einen leichten Niesreiz.
    Hoffentlich nicht. Himmel, das wäre fatal gewesen.
    Okay, ich schaffte es, ihn zu unterdrücken, schielte weiterhin nach vorn und sah, dass die Frau näher kam. Da bewegte sich das, hohe Gras, durch das sie ging, aber ich traute mich nicht, den Blick anzuheben, denn die Bewegung der Augen hätte sie bestimmt gesehen.
    So ließ ich sie näher kommen.
    Sie atmete heftig. Sie war nervös. Es konnte sein, dass es die ersten Schüsse waren, die sie abgegeben hatte, und sie war auf eine bestimmte Art und Weise noch unsicher.
    Abwarten… sich tot stellen… nicht atmen… einfach nur alles an sich herankommen lassen.
    Und sie kam.
    Noch zwei Schritte, dann hatte sie mich erreicht. Sie blieb stehen, senkte zuerst den Kopf, danach den Oberkörper, und wahrscheinlich würde sie mich anfassen, um sich zu vergewissern, dass ich tatsächlich tot war. Meine Augen blieben weiterhin offen. Ich versuchte, meinem Blick genau die Starrheit zu geben, die auch ein Toter hatte.
    Plötzlich berührte etwas Kaltes meine Stirn. Es war der Lauf einer Waffe, und ich riss mich wahnsinnig zusammen, um keine Reaktion zu zeigen.
    Wenn sie merkte, dass ich nicht tot war, dass mein Herz schlug, dann…
    »Du bist nicht tot!« zischte sie.
    Da schlug ich zu!
    ***
    Ich musste es tun. Es gab keine andere Chance mehr. Ihr Gesicht und auch die Hand mit der Waffe waren sehr nahe, sodass ich mit einem Schlag beide erwischte.
    Hand und Kopf wurden zur Seite gefegt, gerieten aus meinem Blickfeld. Ich hörte ihren Schrei, aber es fiel kein Schuss, und mit dem nächsten Griff umklammerte ich ihre Fußknöchel. Ich zerrte heftig daran. Sie verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden.
    Ich kniete schon längst und warf mich aus dieser Haltung hervor nach vorn. Sie war auf dem Bauch gelandet, die Arme ausgestreckt. Bevor sie sich drehen konnte, hechtete ich auf sie und drückte sie mit meinem Gewicht nach unten.
    Sie war so überrascht, dass sie sich nicht wehrte, und das nutzte ich aus. Nach einem kurzen Dreh des Handgelenks ließ sie die Waffe los, die ich an mich nahm und einsteckte.
    Erst jetzt wurde der Frau klar, was überhaupt passiert war. Ich lag weiterhin auf ihr, aber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher