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1265 - Im Visier der Schattenhexe

1265 - Im Visier der Schattenhexe

Titel: 1265 - Im Visier der Schattenhexe
Autoren: Jason Dark
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Freude nicht ausflippte, war für sie ein weiteres Wunder…
    ***
    Ich blickte nicht auf die Uhr, aber ich wusste schon, dass wir die Tageswende überschritten hatten.
    Trotzdem telefonierte ich mit Sir James Powell, und Suko hörte mir auf der Couch liegend zu.
    Zwischendurch hatte Shao uns Tee gebracht. Auch sie konnte nicht schlafen, aber sie war wieder zurück in die Wohnung nach nebenan gegangen.
    »Ich kann es nicht ändern, Sir, aber von Glenda haben wir nicht die geringste Spur. Ich befürchte, dass sie es nicht geschafft hat.«
    »Dann denken Sie das Schlimmste?« Die Stimme unseres Chefs hatte kehlig geklungen. So kannte ich sie eigentlich nicht, aber es zeigte mir, dass auch er nur ein Mensch war.
    »Ich muss mich fast damit abfinden.«
    Ein Seufzen war zu hören und direkt danach die Frage: »Können Sie denn gar nichts tun?«
    »Nein, Sir, wir stehen leider mit dem Rücken zur Wand. Es geht einfach nicht.«
    Er gab trotzdem nicht auf. Das kannten wir, denn Suko und ich reagierten ähnlich. »Was ist denn mit Ihren Helfern, John? Haben Sie keine Verbindungen? Können Sie Kompromisse eingehen?«
    »Das würde ich sogar tun, aber diesmal ist uns der Weg versperrt. Ich weiß nicht, wie ich in die Vampirwelt hineinkommen soll. Das muss leider akzeptiert werden.«
    »Ja, ich glaube Ihnen. Dennoch werde ich die Hoffnung nicht aufgeben. Solange wir Glenda Perkins nicht tot oder verändert sehen, existiert sie bei mir noch immer.«
    »Das Gleiche denke ich auch, Sir.«
    Damit war das Gespräch beendet. Ich drehte wieder den Kopf, um Suko anzuschauen, und sein Blick sagte mir genug.
    »Nichts zu machen«, murmelte ich. »Wir sitzen hier und warten…«
    »Worauf?«
    »Darauf, dass wir sie sehen.«
    »Als Blutsaugerin, meinst du?«
    Ich schwieg und senkte dabei den Blick. Es war Antwort genug für Suko. Er hatte das ausgesprochen, was uns eine so große Angst einjagte. Keiner von uns konnte sich vorstellen, dass diese Frau, die uns seit Jahren begleitet hatte, plötzlich zu einer Gestalt der Finsternis wurde. So etwas überstieg unseren Verstand und das Vorstellungsvermögen.
    Auch Shaos Tee hatte nicht geholfen, den Druck aus meinem Magen zu vertreiben. Ja, mir war übel.
    Ich fühlte mich zusammengestaucht und wünschte mir, an Glendas Stelle zu sein. Da hätte ich noch etwas tun können, aber hier saß ich zusammen mit Suko in der Wohnung, hing meinen Gedanken nach und konnte nur warten, wobei die Hoffnung immer mehr zusammensank.
    Und auch mein Kreuz hatte man mir genommen. Das war der zweite Knackpunkt in diesem Fall.
    Ich fühlte mich auf eine gewisse Art und Weise schon ›nackt‹. Auch wenn man es nicht als Allheilmittel ansehen konnte, es war immerhin ein. Schutz und auch eine Waffe gewesen, die mir so manches Mal das Leben gerettet hatte.
    Ich machte Glenda auch keinen Vorwurf, dass sie der blonden Bestie geholfen hatte, an das Kreuz zu gelangen. Sie hatte gar nichts anderes tun können, der Druck der Cavallo wäre zu groß gewesen.
    Suko, der nur halb gelegen hatte, richtete sich wieder auf. Ich verfolgte seine Bewegungen. Dabei kam mir in den Sinn, welche müden Krieger wir waren.
    Er strich mit der Hand vorsichtig über seinen malträtierten Kopf hinweg und schaute mich dabei an.
    »Bist du sehr sauer, wenn ich wieder nach drüben gehe?«
    »Nein, geh nur. Es passiert nichts mehr. Das spüre ich. Wenn bisher nichts geschehen ist, wird das auch so bleiben. Wir haben verloren, versagt, damit müssen wir uns abfinden.«
    »Verdammt, das will ich aber nicht.«
    »Was können wir denn tun?«
    »Es gibt ein Morgen, ein Übermorgen«, sagte Suko. »Ich bezweifle, dass die Zeit vergeht und wir hier nur in tiefen Depressionen hocken. Das ist einfach nicht mein Ding. Ohne Glenda und…«
    »Wir müssen uns wohl allmählich mit dem Gedanken vertraut machen. Und wenn wir sie dann wiedersehen sollten, wird sie nicht mehr die Gleiche sein.«
    »Ja, das kann sein, aber…«
    Es klingelte. In der nächtlichen Stille, die auch von unseren leisen Stimmen kaum unterbrochen wurde, hörte sich das Geräusch lauter an als gewöhnlich.
    Plötzlich war die Spannung wieder da. Wer wollte mitten in der Nacht etwas von uns?
    Gutes konnte das nicht bedeuten, davon gingen wir aus. Aber es war meine Wohnung. Als es zum zweiten Mal schellte, war ich bereits auf den Beinen. Plötzlich stand ich unter Strom. Auf dem Weg zur Tür zog ich meine Beretta.
    Bevor ich öffnete, lugte ich durch den Spion. Leider stand die Person in einem
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